Winter in der Hexenküche: Leckeres Lichterfest

Kaum zu glauben, dass die Wintersonnwende schon sechs Wochen her ist. Man merkt es aber schon deutlich an der Tageslänge. Vorhin war ich um fünf noch einmal draußen im Garten und habe ein bisschen herumgewerkelt. Aber wie der alte Merkspruch im Hinblick auf die Zunahme des Tageslichts nach der Wintersonnwende so schön sagt:

Zu Weihnachten einen Muckenschritt,
zu Neujahr einen Hahnentritt,
zu Dreikönig einen Hirschensprung,
zu Lichtmess eine ganze Stund.

Und Lichtmess ist ja die Woche bzw. das alte keltische Fest Imbolc schon heute. Ich mag dieses Lichterfest sehr und auch die besondere Stimmung draußen in der Natur, die so zwischen Spätwinter und Vorfrühling schwebt. Dementsprechend durfte an diesem Wochenende ein ganz typisches Lichtmess-Essen nicht fehlen: Galettes bretonnes

In Frankreich gibt es nämlich zwischen Weihnachten und Ostern mehr als nur Fasching. Das fängt mit Dreikönig an, wo der nette Brauch der Galettes des Rois, also des Dreikönigskuchen, ausgiebig zelebriert wird. Das ist ein Kuchen je nach Gegend in ganz unterschiedlichen Varianten, in dem eine Bohne oder eine kleine Jesusfigur eingebacken ist. Wer das Stück mit diesem kleinen Extra erwischt, bekommt eine Papierkrone auf, ist für den Tag der König und soll im kommenden Jahr besonders viel Glück haben. Die Bohne bzw. Figur soll man im Geldbeutel tragen, so dass dieser über’s Jahr immer reich gefüllt bleibt. Wobei man für Gewöhnlich mehr als eine Chance hat. In meinem Frankreichjahr bin ich in der Woche nach Dreikönig fast jeden Tag woanders zu einem Stückchen Galettes des Rois eingeladen worden. Mein Jesuskindchen habe ich brav im Geldbeutel behalten und hatte ein wunderschönes Jahr 🙂

Weiter gehen die kulinarischen Festlichkeiten dann an Lichtmess oder Chandeleur. Aus der Bretagne stammt der Brauch an diesem Tag Crêpes und Galettes bretonnes, die deftige Variante aus Buchweizenmehl, zu essen. So zu sagen der Pfannkuchentag. Während die süßen Crêpes bei uns den meisten geläufig sind, kennen wenige die leckere salzige Buchweizenvariante. Dabei kann man sie genauso auf dem Crêpe-Eisen zubereiten und ich will zur Feier des Tages gerne mein Hausrezept mit euch teilen. Man braucht nur:

1 Ei
330 g Buchweizenmehl
750 g kaltes Wasser
1 Prise Salz

Rund und golden – die Pfannkuchen sollen an Lichtmess an die Sonne und ihre wachsende Kraft erinnern.

Aus diesen Zutaten rührt man einen recht flüssigen Pfannkuchenteig und lässt ihn mindestens eine halbe Stunde ruhen. Das ist sehr wichtig, weil Buchweizen eigentlich gar kein Getreide ist und ihm das Klebereiweiß fehlt, sprich er ist glutenfrei. Wenn man dem Teig nicht genug Zeit gibt, dann lässt er sich schlecht in der Pfanne verteilen und die Galettes werden brüchig. Wenn die Wartezeit vorbei ist, gibt man den Teig dünn in eine Pfanne mit heißem Öl bzw. auf der Crêpe-Eisen – wie einen Pfannkuchen halt. Dann sucht man sich schonmal die Sachen zusammen, die man gerne drauf hätte. Nach dem Wenden belegt man die Galette nach Belieben mit Käse, Schinken, Wurst, Tomaten, Pilzen und was man sonst gerne mag, klappt die Ränder drüber und lässt es noch ein bisschen backen. Dann kann’s schon auf den Teller und in den Mund gehen.

Ein bisschen Salzbutter darauf schmelzen zu lassen, macht es noch herzhafter.

Den Variationen beim Belegen sind wirklich keine Grenzen gesetzt – ob vegetarisch, mit Wurst, Schinken oder Fisch. Sehr lecker und typisch bretonisch ist auch die Variante, wo man erst Salzbutter auf der Galettes schmelzen lässt, dann neben Schinken und Käse ein Ei drauf schlägt und es ähnlich wie ein Spiegelei stocken lässt. Das heißt dann Galette complète. Nur vor einer Variation möchte ich warnen. Sie taucht unter verschiedenen Namen auf und enthält Andouille, das ist so eine Art Kuttelwurst. Die sollte man lieber erstmal in kleinen Dosen probieren, denn die Reaktion der meisten Menschen (auch Franzosen), die ich so kenne, darauf liegt eher im Bereich von Ablehnung bis Würgereiz. Wobei es auch Leute gibt, die sie lieben.

Mit dem Fotografieren des Endproduktes konnte ich mir hier nicht so viel Mühe geben. Ich war zu hungrig und es hat zu lecker geduftet 😉

Naja, jedenfalls haben Galette den großen Vorteil, dass sie gerade auch bei gemeinsamen Kochabenden für jeden Geschmack etwas bieten. Ich liebe sie einfach, seit ich das erste Mal in der Bretagne war. Und es ist total einfach ein ganzes Menu zusammen zu stellen. Mehrere Gänge in deftig und als Nachtisch dann noch Crêpes. Letztere lassen sich auch von ganz simpel mit Puderzucker oder darauf geschmolzener Schokolade bis hin zu aufwändig spektakulär wie mit Calvados flambiertem Apfelkompott gestalten. Mir läuft schon wieder das Wasser im Mund zusammen. Und? Seid ihr dabei bei der Fête des Crêpes? Und was sind eure liebsten Pfannkuchevariationen?

10 Kommentare zu “Winter in der Hexenküche: Leckeres Lichterfest

  1. Astrid
    31. Januar 2021 um 19:44

    Hallo Mirjam! Galettes sind tatsächlich unglaublich lecker, danke für dein Rezept, das muss ich jetzt auch demnächst mal nachmachen! Hatte ich schon fast vergessen. Am liebsten mochte ich in Frankreich die komplette Variante mit Ei, alibimäßig mit einem grünen Salat dazu. Yummi 🙂
    Liebe Grüße, Astrid

    • mirjam
      6. Februar 2021 um 12:56

      Viel Spaß beim Nachkochen! Die Galette complète ist bei uns auch immer der Gästeliebling gewesen (als man noch Gäste haben durfte…). Das weckt auch garantiert schöne Frankreicherinnerungen 🙂

  2. 1. Februar 2021 um 12:35

    Oh Galettes, die gehen auch prima vegan mit einem Leinsamenei *.* Den Pfannkuchentag kannte ich nicht, jetzt habe ich jedoch richtig Lust, die Galettes zu machen. Herzhaft geht bei mir auch vor süß. Gefüllt mit Feldsalat im Walnussöl-Essigdressing, mit geknackten Walnüssen und kurz gebratenen Champignons….wahlweise Orangenstücke dazu *mhmmmm*

    Und liebe Miris: Ich habe mich SO über die Überraschungspost gefreut! Ich wusste gar nicht, dass man den Balkon so sieht, aber stimmt. Doch ich glaube da habe ich dort noch nicht gewohnt, das Geländer ist ganz weiß und scheinbar ohne Kästen 😀 Ach 1000 Dank für diese Überraschung!

    • mirjam
      6. Februar 2021 um 12:55

      Wie schön, dass die Überraschungspost schon angekommen ist. Damit sollten jetzt alle ihr kleines Dankeschön zum Sommer-Event bekommen haben. Besser spät als nie 😉

      Walnüsse und Champignons klingt als Füllung auch sehr lecker. Die Kombi Pilze-Nüsse habe ich noch gar nicht ausprobiert, obwohl ich beides liebe. Wie machst du denn dein Leinsamenei?

  3. 1. Februar 2021 um 20:43

    Liebe Mirjam
    Den Dreikönigskuchen habe ich ganz vergessen, habe ich immer für die Kinder gebacken (mit einer Mandel).
    Diese Galette werde ich auf jeden Fall ausprobieren, kann man gut mit den Enkeln machen-und jeder füllt sie mit seinen eigenen Vorlieben. Mir läuft auch das Wasser im Mund zusammen . Letzte Woche habe ich gefüllte panierte Pfannkuchen gemacht das war auch soo lecker (gefüllt mit Speck, Kartoffeln und Sauerkraut) .
    Liebe Grüße
    Claudia

    • mirjam
      6. Februar 2021 um 12:51

      Für die Enkel ist das sich toll. Neben dem selber Auswählen der Auflagen kommt bestimmt auch das Zuschauen, wie die Kreation bäckt, gut an. So ein kleines Event ist es ja schon.
      Die Idee mit der Mandel im Dreikönigskuchen finde ich super. Das ist auch etwas zahnfreundlicher als Bohne oder Figur 😉 Aus welchem Teig hast du deinen Dreikönigskuchen denn gebacken?

  4. Iris & Bernd
    3. Februar 2021 um 12:13

    Was für eine wunderbare Idee, liebe Mirjam!
    Wir danken Dir für die Inspiration zu einem sehr vergnüglichen Festessen aus der Pfanne direkt auf die Hand 😊.
    Wir haben gestern schnell noch Buchweizenmehl besorgt und los ging´s.
    Bei uns gab es kleingeschnittene Ziegenkäserolle und ein wenig getrockneten Thymian und viel gehackten Knoblauch und eine würzige Tomaten-Zwiebel-Paste obendrauf. So lecker!

    Liebe Grüße, Iris & Bernd

    • mirjam
      6. Februar 2021 um 12:48

      Ziegenkäse, Thymian, Knoblauch und Tomaten-Zwiebel-Paste – da läuft mir doch schon wieder das Wasser im Mund zusammen. Das wird für’s nächste Mal gleich vorgemerkt. Ziegenkäse mag ich auch sehr gerne auf den Galettes und nicht nur da 😉 Dank für die Rezeptidee!

      • Doris
        11. Februar 2021 um 12:49

        Ohhh ja, das klingt fantastisch und wird gleich auf den Einkaufszettel gesetzt, zusammen mit dem Buchweizenmehl, das mir vor einiger Zeit ausgegangen ist. Der Pfannkuchentag ist genial, der sollte unbedingt international eingeführt werden! 😉 Ich mache öfters herzhafte Pfannkuchen mit Spinat oder Pilzen. Überzähliges Backwerk wird klein geschnitten und kommt dann in eine Suppe. Aber meistens muss ich mich dafür extra an den Herd stellen und nur Pfannkuchen für eben die geliebte Pfannkuchensuppe backen.

        Dankeschön für den Post zu Lichtmess, liebe Mirjam. Der Februar ist nicht so mein Ding, aber den 2.2. habe ich dieses Jahr sehr bewusst erlebt. Das Licht kommt definitiv zurück! Und vielen lieben Dank für die Überraschungspost; ich glaube, das habe ich noch gar nicht gesagt. Die Postkarten sind wunderbar und ich habe schon Empfänger im Kopf. 😉 In diesen Zeiten freut man sich doch über jede echte Postkarte im Briefkasten, denke ich mir.

        Euch allen einen schönen Tag, haltet euch warm!
        Doris

        • Iris & Bernd
          12. Februar 2021 um 15:47

          Suppe mit feingeschnittenen Pfannkuchen ist so lecker 🙂 ! Doch bisher haben es unsere Pfannkuchen nur leider nie bis in eine Suppe geschafft, liebe Doris, irgendwie sind sie auf dem Weg dorthin immer verschwunden 😉 …

          Aber gestern haben wir es doch geschafft, die Galettes zumindest ein wenig abkühlen zu lassen, um sie dann mit Saurer Sahne (mit frischem Meerettich abgeschmeckt) und Räucherlachs und in Streifen geschnittenem Radicchio zu belegen und zusammenzurollen. Diese Variante mögen wir auch sehr gerne.

          Mit einem lieben Gruß,

          Iris & Bernd

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