Sommer im Hexengarten: The Lions eat tonight

Jetzt nutze ich die schönen Spätsommertage, um noch ein bisschen etwas vom Gartensommer zu haben, denn gefühlt war der bisher irgendwie nicht so ergiebig. Erst kalt und regnerisch im August, dann so heiß, dass man es tagsüber kaum auf der Terrasse ausgehalten hat, und nur wenige Sommerabende, die nicht zu kühl waren, um gemütlich draußen zu sitzen. Aber eine sehr gute Sache hat dieser Sommer: anders als die letzten beiden gefällt er den Tomaten ganz ausgezeichnet. Die tragen richtig gut. Das versöhnt doch etwas mit den Wettereskapaden. Jetzt muss ich auch endlich den schönen Beitrag von Doris mit euch teilen. Sie hat in ihrem Garten wunderbare Beobachtungen gemacht, die aber auch mit etwas Ärger und Kampf begonnen haben. Lest selbst, was sie berichtet:

The Lion Eats Tonight

In the jungle, the mighty jungle, the lion …oh, sorry! Tut mir leid, wenn ihr jetzt auch einen Ohrwurm habt. Dabei geht es hier gar nicht um Ohrwürmer, sondern um andere Gartenhelferlein.

Was für ein Blattlausjahr, dieses 2023. Oder? Seid ihr verschont geblieben? Bei mir war das echt nicht mehr normal. Es fing an mit dem Salbei, der war im April plötzlich eher schwarz als grün. Hallo? Salbei? Geht’s noch? Und ob, denn den Blattläusen in allen Größen, Farben und Formen hats im Salbeiduft bestens gefallen. Alle Versuche mit Zwiebelbrühe, Knoblauchbrühe und Seifenlösung sind gescheitert und ich musste die komplette Salbeiblüte opfern. Mit dem Geißblatt war es ähnlich, alles voll.

Zwischenzeitlich hatte ich Stufe 2 gezündet und probierte es mit der britischen Grundhaltung „Keep a stiff upper lip“ und starkem schwarzem Tee. Keine Milch, kein Zucker. Inzwischen hatte sich die Plage auf Tomaten, Zucchini, Kartoffeln und Gurken ausgebreitet, die Ameisen wurden latent aggressiv und ich offensiv genervt. Stufe 3 war ein Schuss Spiritus. Viel besser – Blattläuse sind anscheinend nicht besonders trinkfest. Zum Schluss kam ein Rest von einer ätherischen Ölmischung zur Pflanzenstärkung zum Einsatz, die ich vor Jahren gekauft und im Eck unter der Spüle vergessen hatte. Der starke Nelkengeruch passte den Störenfrieden gar nicht und auch die Ameisen nahmen Reißaus. Momentan ist der Spuk weitestgehend unter Kontrolle. Jetzt stärke ich vor allem die Gemüsepflanzen mit Ackerschachtelhalm. Verdünnte Milchgaben per Spritzflasche oder Gießkanne sollen wegen Milchsäure auch sehr gut sein gegen Ungeziefer und allgemein zur Stärkung. Was sagt ihr, schon mal ausprobiert?

Sein Gutes hatte das Desaster trotzdem, denn ich durfte erleben, wie die Natur sich selber hilft: Erst waren es nur ein paar vereinzelte Marienkäfer, die zu Hilfe eilten, aber auf einmal waren da viele komische Krabbeltiere, von denen ich erst nicht wusste, ob sie Freund oder Feind sind. Es waren Marienkäferlarven, genannt Blattlauslöwen. Löwen mit einem Bärenhunger! Am Anfang habe ich die Tierchen buchstäblich von einer Pflanze zur anderen getragen und den Cheerleader gemacht mit „Haut rein! Go, lions, go!“

Hat geholfen, denn inzwischen tauchen überall im Garten die schwarz-roten Löwen auf und gehen auf die Jagd. Manchmal sonnen sie sich auch einfach nur. Daneben gibt es viele Marienkäfer in mir bis dato völlig unbekannten Farbschattierungen. Der Lausbefall in meinem Garten hat die Population ordentlich angekurbelt. Biologie und Ökologie live und in Farbe, das ist total spannend!

Ganz herzlichen Dank, liebe Doris, für deine spannenden Einblicke! Mit Blattlaustipps kann ich leider nicht weiterhelfen, weil die bei uns im Garten bisher kein Problem waren. Bei uns sind es die Schnecken. Aber vielleicht hat jemand anders sachdienliche Hinweise. Gegen Blattläuse oder vielleicht auch für ihre Löwen. Einen Ohrwurm habe ich jetzt jedenfalls 😉

8 Kommentare zu “Sommer im Hexengarten: The Lions eat tonight

  1. Iris
    12. September 2023 um 09:48

    Liebe Doris,
    ich habe bisher noch nie davon gehört oder es erlebt, daß Blattläuse sogar an Salbei gehen. Das ist echt heftig!
    Ganz neu ist mir der Einsatz von verdünnter Milch und von schwarzem Tee. Danke für den Tipp!
    Die Blattlauslöwen sehen echt nach Jägern aus. Ganz spontan mußte ich an kleine Skorpione denken, auch wenn die „Löwchen“ natürlich keine Scherenarme und keinen Stachel haben und nicht zu den Spinnentieren gehören.
    Dir einen ganz herzlichen Dank für Deinen spannenden Beitrag und liebe Grüße von
    Iris (die jetzt gerade auch einen Ohrwurm hat 😉 )

    • Doris
      8. Oktober 2023 um 19:54

      Hallo, liebe Iris,
      ich bin spät dran mit der Antwort … die Zeit ist mir mal wieder davongeflogen. Ja, das stimmt wirklich, dass die Blattlauslöwen was Kriegerisches an sich haben, fast wie ein Skorpion. Dass daraus so herzige Marienkäfer werden, ist doch echt ein Ding. 😉 Ich fand es unheimlich spannend, was ich da beobachten durfte in diesem Sommer. Dafür bin ich dankbar.
      Liebe Herbstgrüße!
      Doris

  2. Bernd
    18. September 2023 um 17:53

    Liebe Doris,

    Du Tapfere! So ein Lausbefall würde mich verzweifeln lassen. Aber es ist wunderbar zu sehen, dass die Natur eine ebenso sorgsame wie unermüdliche Kämpferin wie Dich nicht im Stich lässt und die Löwen loslässt! Läuse waren bei uns bisher kein wirkliches Problem. In manchen Jahren „besiedeln“ die Viecher den Bauernjasmin, was uns allerdings nicht besonders nesselt. Was in den Rosen krabbelt, rücke ich mit Knoblauchtunke zu Leibe (war dieses Jahr kaum nötig). Anfangs habe ich auch mal einen Gärtnerrat beherzigt, die Läuse mit dem Gartenschlauch einfach wegzuspritzen: wirksam, aber angesichts des Wasserverbauchs katastrophal (nie wieder!!!). Was der Knoblauch nicht schafft, wird von Meisen und Spatzen weiter reduziert. Sie schnäbeln sich ganz eifrig durch die Rosen. Und falls es schlimmer werden sollte, werde ich auf Deine Tipps zurückgreifen. Dafür einen herzlichen Dank!

    Liebe Grüße

    Bernd

    • Doris
      8. Oktober 2023 um 19:59

      Hallo Bernd,
      ach, dankeschön für deine lieben Worte. Es war wirklich nicht ganz einfach am Sommeranfang – das frustet einen ja total, wenn so eine Invasion droht, alles zunichte zu machen. Das hatte ich wirklich noch nie, aber ich habe von Nachbarinnen gehört, dass sie ähnliche Probleme hatten mit den Blattläusen. Ganz komisch. Da gibt es bestimmt immer solche „Wellen“. Ich bin gespannt, ob es nächstes Jahr wesentlich mehr Marienkäfer gibt, nachdem sie dieses Jahr so eine gute Versorgungslage hatten. 😉
      EIn paar Pflanzen habe ich auch ein paar Male kurz abgespritzt, aber die durchschlagende Dauerlösung ist das ja irgendwie auch nicht. Auf einmal war der Spuk vorbei, so war es bei mir auch. Das Löwenrudel hat wohl ordentlich aufgeräumt. 😉
      Liebe Grüße,
      Doris

  3. Angela
    19. September 2023 um 10:07

    Liebe Doris,
    auch ich hatte im Frühsommer ziemlich viele Läuse, vor allem an den Rosen und auch an Tomaten. Ich sehe die Sache aber immer etwas gelassen, denn bisher hat sich das Problem immer von selbst gelöst. Und bei den Tomaten war es auch wieder so; plötzlich sind die Läuse weg, keiner weiß wohin und warum. An den Rosen helfe ich, wenn es ganz schlimm ist, auch mit Knoblauchbrühe oder Schachtelhalmbrühe nach. Dieses Jahr waren aber auch ganz schnell die Marienkäfer zur Stelle und z. T. auch Spatzen und Meisen.
    Da ich in meinem Garten fast alles mit Brennnesseljauche dünge, denke ich, dass auch diese die Pflanzen etwas resistent gegen Läuse macht.
    Verdünnte Milch kenne ich als Mittel gegen echten Mehltau, habe es aber bisher noch nicht ausprobiert.
    Im Moment ärgern mich nur noch die Schildläuse am Oleander und an den Zitrusbäumchen.

    Einen schönen Spätsommer bzw. bald Herbst wünscht euch Angela

    • Doris
      8. Oktober 2023 um 20:07

      Liebe Angela,
      mit Gelassenheit kommt im Garten und im Leben ja sowieso am weitesten. 😉 Aber diese Massen im Frühsommer haben mich etwas nervös gemacht, zumal sich die Herrschaften ganz ungeniert immer weiter ausgebreitet haben. Aber Brennesseljauche ist für so vieles gut; die setze ich nächstes Jahr mal vorsichtshalber viel früher an. Ja, stimmt, Milch soll gegen Mehltau helfen und ist wohl ganz allgemein ein gutes Stärkungsmittel, vor allem für Tomaten. Das habe ich erst dieses Jahr gelernt. Ich habe sie gegen den Mehltau versucht, aber so richtig viel geholfen hat es nicht, meine ich. Der Kälteeinbruch im August war nicht gut, der hat mir die Zucchini schnell dahingerafft. Aber so ist das halt. Dafür treibt gerade der Kürbis wieder aus (nachdem ich alle Mehltaublätter abgemacht habe) und blüht sogar wieder. Eine sehr spät aufgegangene Tomate blüht auch und setzt Früchte an. Die Bohnen treiben auch wieder durch. Verrückt, oder?
      Einen schönen Frühherbst dir und euch allen!

  4. Doris
    8. Oktober 2023 um 20:12

    Hi Miriam,
    danke dir, dass du meine Löwenstory gepostet hast! Jaja, Schnecken sind auch so ein unerschöpfliches Thema. Auch bei mir sind die eigentlich das größere „Problemtier“. Zu dem Thema hätte ich vielleicht auch noch eine Geschichte, die es aber im Sommer nicht mehr aufs Papier geschafft hat. Vielleicht gibt es ja auch einen Herbst im Hexengarten? 😉 Bei vielen Gärtnern habe ich gelesen, dass Ablenkfütterungen und eine große Prise OHM! helfen. Stimmt auch ein gutes Stück weit. Was will man machen – zu 100% wird man den Schnecken niemals Herr werden …
    Liebe Grüße,
    Doris

  5. 25. Oktober 2023 um 15:37

    Liebe Doris
    Sorry, dass ich mich jetzt erst melde. Läusebefall war bei mir dieses Jahr nicht so schlimm, die weißen Fliegen haben mich massiv bedroht. Im Gewächshaus sind sie immer noch aktiv 🙁

    Bei Läusen spritze ich immer Wasser + ein Schluck Öl + etwas Milch. Gott sei Dank hilft das bei mir im Garten , jetzt diese weiße Fliegen lässt das kalt.
    Diese Löwen leben auch bei mir im Garten- sie sind so tapfer 🙂

    Liebe Grüße
    Claudia

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