Sommer im Hexengarten: Verfolgt

Ja, heute geht es tatsächlich darum, dass auch Pflanzen einen verfolgen können. Glaubt ihr nicht? Dann lest mal Doris‘ schönen Beitrag und bildet euch selbst eine Meinung, ob es da mit rechten Dingen zugeht. Und nur dass man an Verfolgungswahn leidet, heißt noch lange nicht, dass man nicht auch verfolgt wird ; -)

Ich hab’ Verfolgungswahnmohn!

Wie die Zeit verfliegt. Sonnwend ist schon wieder vorbei, das gibt’s doch nicht. Kennt ihr das auch, dass euch eine Pflanze, eine Blüte oder ein Baum eine ganze Weile begleiten und sich euch immer wieder ins Bewusstsein drängen? Ich fühle mich seit einigen Wochen etwas verfolgt und ihr werdet gleich verstehen, warum.

Diesen Sommer ziert eine unerwartete Besucherin meinen Garten: Eine Klatschmohnstaude hat sich bei mir einquartiert. Einfach so, auf einmal war sie da. Im Mai nahm ich das grüne Wachstum am Rande des Tomatenhügels zum ersten Mal wahr, konnte es zunächst aber gar nicht recht einordnen. „Lass mal stehen,“ dachte ich mir, „dann siehst du schon, was es wird.“ Ich war sowieso spät dran mit den Tomaten, dann sah das Beet wenigstens nicht gar so trist aus.

Irgendwann wurde mir klar, dass das ein Mohn sein musste. Ich hatte letztes Jahr Erde (naja, eher Dreck!) aus der sogenannten Kiesgrube um die Ecke geholt und meinen Kompost damit gestreckt; vielleicht waren da Samen drin. Seit Anfang Juni leuchtet es üppig und knallrot zwischen Tomate und Schnittlauch und die Insekten tummeln sich in flatternden Blüten. Wenn die Tomaten noch so gar nichts Rotes tragen, dann halt wenigstens die Beetumrandung.

Zur gleichen Zeit explodierte auch gerade der Blühstreifen entlang eines Ackers auf einer meiner Gassirunden. Zuerst fiel mir das stetige Summen und Brummen auf, dann erst sah ich das Getümmel zwischen Klatschmohn, Kornblumen und anderen Blüten, die aussehen wie Kamille, aber die keine Kamille sind. Jeden Tag Party an der Nektarbar auf der Fressmeile am Acker, da ging es echt rund. Das hatte was von Urlaub und Sommerferien (wisst ihr noch – 6 Wochen Sommerferien … boah … ein Traum!).

Ich kenne mich leider nicht so gut aus, aber es waren viele Hummeln, verschiedene Bienen und andere Gestreifte da. Inzwischen ist der Blühstreifen nicht mehr so bunt und der Mohn hat mehr Samenkapseln als Blüten. „Mein“ Klatschmohn hat auch Federn gelassen, obwohl ich zwischendurch die Samenstände gekappt hatte Leider ist er nach ein paar regnerischen Tagen statt zum Hummel-Treffpunkt zum Schnecken-Hotspot geworden. Seine Tage scheinen gezählt, doch umso erstaunter war ich, als ich gestern direkt unterm Tomatendach eine ganz neue dunkelrote Mohnblüte entdeckt habe. Fragt mich nicht … Ich glaub, mich stalkt ein Mohn. 😀

Ich tippe auf eine verwehte Samenkapsel aus einem Nachbarsgarten oder aus dem schon erwähnten Kiesgrubendreck. So ein dunkles Mohnrot habe ich in der Natur noch nie gesehen, deshalb denke ich, es ist eine Zuchtform.

Was für ein Sommerrezept hat der Klatschmohn nun für uns parat? Leicht und zart ist er, flatterig und tanzt geschmeidig im Wind. Wenn es regnet, klappt er seine Blüten einfach zusammen und wartet auf besseres Wetter.

Lässt man ihn einfach wachsen, strahlt er eine unbekümmerte Lebensfreude aus, die einem förmlich zuruft: „Genieß den Sommer, mach was draus!“ Ein guter Rat, zumal sich die Jahreskurve ja schon wieder neigt. Wie genießt ihr diesen Sommer? Vielleicht habt ihr ja auch eine Begleitpflanze.

Ja, liebe Doris, das Gefühl von bestimmten Pflanzen verfolgt zu werden, kenne ich auch. Damit bist du nicht alleine. Gerade der Mohn ist eine der Pflanzen, die mich seit frühester Kindheit verfolgen oder – ich würde eher sagen – begleiten. Ich liebe ihn einfach, den ganz normalen Klatschmohn so wie die anderen Mohnsorten. Und ja, das „Carpe diem“ verkörpert er für mich auch. Einmal kam ich an einem Feld vorbei, das komplett rot erblüht war voller Klatschmohn. Am nächsten Tag war davon nur noch eine Ahnung vorhanden. Zwei kleine künstlerische Tipps für alle Mohnfreunde habe ich zum Schluss noch: Ersten eines meiner liebsten Mohngediche ist „Das Mohnfeld“ von Gustav Falke und und zweitens eines meiner Lieblingslieder zum Thema ist „Comme un petit coquelicot“ von Mouloudji. Sind beide ganz einfach im Internet zu finden. Ich wünsche euch viel Freude mit dem Mohn! Und dir, liebe Doris, ein ganz herzliches Dankeschön für die stimmungsvolle Mohngeschichte 🙂

8 Kommentare zu “Sommer im Hexengarten: Verfolgt

  1. Iris & Bernd
    23. Juli 2022 um 13:43

    Liebe Doris,

    was für ein wundervoller Pflanzenfreund begleitet Dich da!
    Der Klatschmohn ruft auch für uns eindeutig „Sommer“, ganz besonders umgeben von gelbem Korn und blauen Kornblumen.
    Und es sieht ja auch bezaubernd aus, wenn die Kelchblätter beim Öffnen abfallen und sich eine Blüte entfaltet wie aus ganz zartem, knallroten Seidenpapier.

    Wir haben auch einen Pflanzenbegleiter, der uns sehr ans Herz gewachsen ist: unsere Wegwarte.
    Vor Jahren unter unseren Apfelbaum gepflanzt, ist sie zu einem Anziehungspunkt für viele Vögel geworden. Besonders die Stieglitze lieben es, auf ihr zu landen, um Futter zu ergattern. Wobei sich die Stängel oft ganz plötzlich unter dem (Leicht-)Gewicht der Vögelchen zu deren Überraschung ganz schnell nach unten biegen. Aber sie halten lässig ihr Gleichgewicht und turnen einfach weiter.

    Doch in diesem Jahr ist die Wegwarte nun ganz wortwörtlich mehrere Schritte direkt auf uns zugegangen.
    Ans Mähen ist wegen der Trockenheit ja seit Wochen nicht zu denken, und die Wegwarte hat diese Zeit genutzt, um von ihrem Standort am Apfelbaum aus etliche kleine Ableger Richtung Haus zu senden.
    An sonnigen Vormittagen sind sie alle mit wunderschönen, blauen Blütensternen geschmückt.
    Immer weiter kommt uns diese Pflanze so näher und wir freuen uns sehr darüber.

    Mit einem herzlichen Gruß in die Runde,

    Iris & Bernd

    • mirjam
      23. Juli 2022 um 16:38

      Die Wegwarte mag ich auch sehr gerne. So himmelblaue Blüten hat einfach keine andere Blume. Bei uns blüht sie dieses Jahr auch oben im Garten. Bienen und Hummeln umschwirren sie. Einen ganz besonderen Gast durfte ich dort die Tage auch beobachten: die Hosenbiene. Mal sehen, ob sich dann später auch die Vögelchen darüber hermachen.

      • Doris
        27. Juli 2022 um 20:18

        Eine … Hosenbiene? Was du alles kennst, Mirjam, das ist ja unglaublich! Ich glaube, ich habe Mauerbienen im Garten, bin aber nicht sicher. Eine Hosenbiene würde ich ganz sicher überhaupt nicht erkennen. 😉 Deinen Post über die netten Schmarotzer habe ich gelesen, sehr beeindruckend! Bei uns gibts (leider?) diesen Sommer sehr, sehr viele Goldfliegen. Sie sehen zwar hübsch aus, sind aber überaus lästig. Leider!

        • Doris
          27. Juli 2022 um 20:19

          Und du hast Recht – von jetzt auf gleich kann vom Mohn nur noch eine Ahnung vorhanden sein. Das ist ein passendes Bild, das mich nachdenklich stimmt.

    • Doris
      27. Juli 2022 um 20:15

      Liebe Iris & lieber Bernd,

      die Wegwarte begleitet euch gerade, das ist ja wunderbar! Die hatte ich vor ein paar Jahren ständig „auf dem Radar“, weil sie mir überall am Wegrand aufgefallen ist. Sie ist eine besondere Begleiterin, finde ich. Einfach eine gute Weggefährtin! Interessant, dass sie sich buchstäblich einen Weg bahnt zu euch rüber. Tja, da wird es schwierig, irgendwann doch mal wieder zu mähen. 😉
      Danke für eure lieben Worte zum Klatschmohn. Seidenpapier, ja, genau, das trifft es sehr gut. Lauter besondere Sommerpflanzen mit so einer ganz anderen Kraft als die Frühlingspflanzen, findet ihr nicht auch?
      Ich wünsche euch weiter einen schönen Sommer!
      Doris

  2. 10. August 2022 um 14:23

    Liebe Doris

    Auch ich liebe Mohn, er darf überall bei mir wachsen. Wenn die Erdbeeren reifen freue ich mich immer wenn dazwischen der Mohn blüht – so finden die Vögel meine Beeren nicht so schnell

    Liebe Grüße
    Claudia

  3. Andreas
    22. August 2022 um 20:50

    Hallo Doris,

    von Mohn werde ich nicht verfolgt, aber dafür fällt mir seit ich es kenne überall das Kanadische Berufkraut auf. Inzwischen wächst es sogar auf meinem Balkon (dazu werde ich demnächst noch etwas schreiben). Ist zwar bei weitem nicht so hübsch, wie Dein Mohn, aber irgendwie mag ich es trotzdem.
    Wegwarten sind bei mir diese Jahr auch aufgetaucht, wenn auch sicher nicht so viele, wie bei Iris und Bernd. Plötzlich wuchsen zwei Wegwarten im Hof zwischen den Pflastersteinen.

    Viele Grüße
    Andreas

    • Doris
      13. September 2022 um 21:30

      Hallo Andreas,
      oh, da freue ich mich, wenn du was über das Berufkraut erzählst! Das verfolgt mich auch seit Jahren schon, lustigerweise dieses Jahr aber nicht viel wie sonst. Ich finds immer so witzig – da kommen wahnsinnige Triebe mit so vielen Blättern, dass ich immer denke, wow, das wird bestimmt was gaaaanz Cooles. Und dann sind es nur so klitzekleine Blüten. 😀
      Ich bin sehr gespannt, was du erzählen wirst. Es ist auf jeden Fall eine interessante Pflanze!
      Wegwarten mag ich auch sehr gern. Vielleicht taucht ja irgendwann auch mal eine bei mir im Garten auf.

      Viele Grüße,
      Doris

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