Gastbeitrag: Blumen für die Lieben drüben

Der Sommer ist nun wirklich zu Ende und abends wird es recht früh dunkel. Langsam kommt die Zeit der Ahnen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie wir früher in dieser Zeit immer die Gräber der Großeltern „winterfest“ gemacht haben. Dabei war der Friedhof für mich nie ein Ort zum Gruseln, sondern mehr eine ruhige, grüne Oase, in der es viel zu entdecken gab. Die verschiedenen Arten und Formen von Gräbern, die Namen und Daten – ich fand es spannend. Besonders hat es mich gefreut, dass Andreas für uns einen Beitrag zu seiner nachhaltigen und klimaangepassten Grabbepflanzung geschrieben hat. Auch wenn er aus dem Sommer stammt, passt er für mich gerade gut in die Jahreszeit. Aber lest selbst, was er geschrieben hat:

Hallo Mirjam,

eigentlich wollte ich ja schon für den letzten Sommer im Hexengarten einen Artikel über trockenheitsverträgliche Grabbepflanzung schreiben, aber dann kam wieder das Leben dazwischen. Unter anderem war auch die Bepflanzung nicht ganz so trockenheitstauglich, wie gedacht, aber dazu später mehr. Nachdem nun schon wieder Sommer ist, kann ich aber nun immerhin über die Bepflanzung im Jahreslauf und die Auswirkungen des Klimawandels darauf schreiben.

Zwei Dinge möchte ich bei der Bepflanzung eines Grabs stärker berücksichtigen: Mehrjährige Pflanzen und Trockenheitsresistenz.

Üblicherweise werden Gräber dreimal im Jahr bepflanzt: Zu Ostern fürs Frühjahr, zu Pfingsten für den Sommer und zu Allerheiligen für den Winter. Oft wird dann das ganze Grab abgeräumt und die vorherige Bepflanzung komplett entsorgt. Einmal abgesehen davon, dass ich es für Verschwendung halte, regelmäßig Pflanzen wegzuwerfen, ist es auch nicht besonders nachhaltig und es tut mir für die Pflanzen leid. Deshalb ist ein Teil des Grabs mit mehrjährigen Pflanzen bepflanzt.

Das Grab bekommt vom Morgen bis zum frühen Nachmittag die volle Sonne ab. Zusätzlich ist es Richtung Norden und Westen von einer Thujahecke umrahmt. Ich mag die Hecke, da sie etwas Abgeschiedenheit gibt, allerdings trinkt sie auf dem Grab auch tüchtig mit, was es nochmal trockener macht. Um im trockenen Franken nicht noch unnötig Wasser zu verschwenden und nebenbei auch, um mir ein wenig Arbeit zu sparen, habe ich beschlossen, in Zukunft im Sommer Pflanzen zu verwenden, die weniger Wasser benötigen. Bisher hatte ich im Sommer gerne Husarenknöpfchen gepflanzt – die breiten sich gut aus, treiben viele kleine gelbe Blüten und sind sehr pflegeleicht. Allerdings waren sie in den heißen trockenen Sommern der letzten Jahre abends oft schon halb tot, auch wenn sie morgens gegossen wurden.

Nach ein bisschen Recherche hatte ich mich letztes Jahr entschlossen, das Grab für den Sommer mit Duftsteinrich, Strohblumen und Mittagsblumen zu bepflanzen. Die Strohblumen machten sich gut und kamen auch an heißen trockenen Tagen gut klar. Die Mittagsblumen kamen vielleicht sogar noch besser über den Sommer, da sie aber sehr kleinblütig sind und ihre Blüten eben nur in der vollen Sonne öffnen, wirkten sie auf dem Grab leider etwas verloren. Der Duftsteinrich hingegen hat den Sommer zwar überlebt, kam aber bei weitem nicht so gut mit der Trockenheit klar, wie gedacht, hat alle Blüten abgeworfen und vor sich hingekümmert. Die Christrose im Hintergrund des Bilds lässt zwar gerade die Blätter hängen, wächst aber schon seit vielen Jahren auf dem Grab, ist gut verwurzelt und kommt auch gut mit Trockenheit klar. Alles in allem musste ich zwar weiterhin in den heißen trockenen Wochen regelmäßig gießen, aber weit weniger, als im Vorjahr.

Zuverlässig und anspruchslos ist auch immer Hauswurz wie der hier in einer kleinen Pflanzschale auf dem Grabstein:

Traditionell würde das Grab vor Allerheiligen für den Winter neu bepflanzt – meist mit Heidekraut und Eichblatt und/oder Gitterkraut. Aufgrund des inzwischen wärmeren Klimas und mehr Regen im Herbst blüht aber die Sommerbepflanzung noch einmal richtig auf (letztes Jahr auch der halbtote Duftsteinrich), so dass ich sie in den letzten beiden Jahren einfach gelassen habe.


Vor Weihnachten sterben dann mit den ersten Nachtfrösten die Sommerpflanzen ab. Heidekraut ist bis dahin bei den Gärtnern meist schon ausverkauft, aber ein Gartenmarkt in der Nähe bietet noch Schneeheide an, so dass ich dann eben Schneeheide und Gitterkraut oder Eichblatt angepflanzt habe. Die Schneeheide erwies sich als Glücksgriff, da sie im Gegensatz zum traditionellen Heidekraut, mit dem ich nie viel Glück hatte, auch wirklich angewachsen ist und im Frühjahr erneut geblüht hat. Auch Eichblatt hält sich oft gut und blüht im Frühsommer mit kleinen gelben Blüten. 

In diesem Frühjahr war der Pflanzaufwand dann minimal, da die Schneeheide einfach stehen bleiben durfte und die Christrose sowie viele Zwiebelpflanzen seit vielen Jahren im Grab sind. Die Osterglocken und Schneeglöckchen treiben jedes Jahr zuverlässig aus und blühen prächtig. Die Hyazinthen sind eher Wackelkandidaten, da sie in manchen Jahren nur grünen, aber nicht blühen, die beiden letzten Jahre gefielen ihnen aber anscheinend besser und sie trieben wieder Blüten. Im Herbst werden ich vielleicht noch einige Zwiebeln von Trauben- und Sternhyazinthen stecken. Man sollte übrigens die Blätter der Zwiebelpflanzen so spät wie möglich zurückschneiden, damit sie Kraft fürs nächste Jahr tanken können. Neu gepflanzt habe ich diesen Frühling nur zwei Gänseblümchen und zwei Vergissmeinnicht. Eine Alternative wären Primeln oder Stiefmütterchen gewesen. Mit den großblütigen Primeln habe ich aber meist nicht viel Glück, auch wenn ich sie sehr gerne mag. Eine Alternative wären langstielige kleinblütige Primeln, die deutlich robuster und zudem noch mehrjährig sind. Sie sehen wie eine Mischung aus Primel und Schlüsselblumen aus und können in der Tat mit Schlüsselblumen Hybriden bilden (dazu mehr in einem anderen Artikel), eine Gärtnerei in der Nähe verkauft sie als Nostalgieprimeln.

Dieses Jahr habe ich für den Sommer wieder die bewährten Strohblumen und zusätzlich Portulakröschen sowie auch direkt ins Grab einige Hauswurzpflanzen gepflanzt. Die heißen trockenen Tage stehen noch aus, aber ich bin zuversichtlich.

Viele Grüße,
Andreas

Ganz herzlichen Dank für deine Einblicke, lieber Andreas! Ich finde es so bereichernd, wenn auf Gräbern nicht nur die 0-8-15-Bepflanzung zu finden ist. Tatsächlich sind Friedhöfe inzwischen ein Rückzugsort für viele Tiere. Die „Nostalgieprimeln“ haben sich bei uns im Garten von selbst gebildet. Unsere Vorgänger hatten offenbar mal eine von den kurzstieligen, roten Zuchtprimeln eingepflanzt. Wilde Echte Schlüsselblumen wachsen dort von selbst. Inzwischen gibt es aber auch eine ganze Palette an Pflanzen zwischen gelb-langstielig und rot-kurzstielig. Ein kleines Hybridisierungsexperiment 🙂

Apfel-Kürbis-Küchle zum Herbstbeginn

Manchmal ist es im echten Leben wie im Märchen. Letztes Wochenende war ich mit meinem kleinen Wichtel unterwegs auf Apfelsuche. Die Apfelbäume hängen dieses Jahr über und über voll mit schönen Früchten. Allerdings waren die Naschbäume bei uns in der Nähe, die wir angesteuert haben, wohl schon beerntet worden. Da konnten wir nichts mehr holen. Auf der anderen Straßenseite neben einem Garten hing ein Baum noch voll mit echt riesigen Äpfeln. Allerdings hatte der keine gelbe Markierung, also leider kein Naschbaum. Mein Kleiner zeigte natürlich auf die großen Äpfel und wollte dort gerne pflücken. Als ich ihm erklärte, dass ich mir nicht sicher war, ob wir dort pflücken dürfen, sagte er mit kindlicher Selbstverständlichkeit: „Mama, dann fragen wir den Baum, ob wir Äpfel nehmen dürfen.“ Und wirklich, genau in dem Moment, wo wir mit dem Rad unter dem Baum anhalten, purzeln drei große Äpfel vor uns auf die Straße. „Der Baum hat sich von selbst geschüttelt und uns die Äpfel geschenkt“ kam die Erklärung hinten aus dem Kinderanhänger. Da konnte ich nicht widersprechen und habe die drei Äpfel eingepackt. Frau Holle lässt grüßen 😉

Die ersten beiden haben wir so verkostet. Aus dem dritten haben wir Apfelküchle gebacken mit unserem herbstlichen Lieblingspfannkuchenteig mit Kürbis. Der ist auch ohne Apfel drin lecker und ganz ohne Zucker leicht süßlich, mit dem geschenkten Apfel war es unser kleines Festmal zum Herbstbeginn. Das Rezept ist ganz einfach:

240g Kürbispüree (unser Favorit ist Butternut)
2 Eier
100 ml Hafermilch
100g Mehl
1 TL Backpulver
1 großer oder 2-3 kleinere Äpfel

Aus Kürbispüree, Eiern, Hafermilch, Mehl und Backpulver wird ein glatter Pfannkuchenteig gerührt. Die Äpfel entweder in Scheiben schneiden oder in Ringen, wenn man das Kerngehäuse vorher entfernt. Dann in den Pfannkuchenteig tunken und in einer leicht gefetteten Pfanne von beiden Seiten anbraten. Eigentlich bis sie schöne goldbraun sind, bei mir sind sie diesmal etwas dunkler geworden. Sehr lecker waren sie trotzdem.

An einem leckeren Kürbispfannkuchenrezept habe ich lange getüftelt. Ich kann mich noch gut an meinen ersten Versuch erinnern. Ein angeblich klassisch amerikanisches Rezept. Das war irgendwie nix. Fündig bin ich dann zufällig bei den Babyrezepten geworden. Seitdem gehören die Kürbispfannkuchen zum Herbst dazu, so wie sich das regelmäßige Pfannkuchen backen mit Kind im Alltag verankert hat. Also, falls ihr dieses Jahr auch so reich gesegnet seid mit Äpfeln und Kürbissen, vielleicht mögt ihr es mal probieren. Oder vielleicht habt ihr ja noch leckere Apfelideen? Wir haben nämlich noch mehr Äpfel in Aussicht durch eine liebe, ältere Dame in der Nachbarschaft, die einen großen Apfelgarten hat. Dort fehlt auch nur der Ofen mit dem duftenden Brot, sonst könnte es Frau Holles Garten sein.

Unser liebstes Sommernaschobst

Oh je, jetzt ist es wirklich schon zwei Jahre her, dass ich hier geschrieben habe? Gruselig, wie die Zeit vergeht. Mit Kind vergeht sie nochmal ganz anders, abwechslungsreicher und aufregender, aber nicht langsamer. Und meine vielen schönen Hobbys haben eine einfache, aber unerbittliche Auslese erfahren: entweder sie brauchen nicht viel Zeit und Muße oder sie gehen mit Kind. Schreiben fällt eher durch bei dieser Auslese. Dennoch will ich es wagen, hier wieder öfter von mir hören zu lassen. Schließlich gibt es auch Hobbys, die die obige Prüfung ganz passabel bestanden haben. Gärtnern gehört dazu, einfache und schnelle Kosmetikrezepte und Kräuterküche, Färbeexperimente mit Pflanzen.

So will ich heute mal mit einer kinder- und terrassentauglichen Naschpflanze beginnen, die bei uns inzwischen einfach dazugehört. Einer unserer absoluten Lieblinge ist die Ananaskirsche (Physalis pruinosa). Sie wird auch Erdkirsche genannt, weil sie anders als ihre große Schwester die Andenbeere nicht in die Höhe schießt, sondern eher bodennah wächst. Perfekt, um sie in großen Töpfen an den Rand zu pflanzen, so dass sie überhängen kann, oder wie bei uns dieses Jahr auf einer Pflanztreppe.

Die Anzucht ist simpel, ähnlich wie bei Tomaten. Allerdings verzeiht sie es, wenn man etwas später dran ist, und braucht auch nicht so viele Nährstoffe und Wasser. Meine Pflänzchen dieses Jahr haben leider einen ziemlich Sonnenschock bekommen, als ich sie abhärten wollte. Ich hatte auf bedeckten Himmel und Regenwetter vertraut, dann kam es allerdings anders. Einige Wochen haben sie sehr vor sich hin gemickert, aber als die Temperaturen dann wieder sommerlicher wurden, haben sie alle richtig losgelegt. Und jetzt hängen sie über und über voller Lampions. Sehr zu unserer Freude ist im Nachbartopf, in dem eigentlich die Duftwicken geblüht hatten, eine Ananaskirsche von selbst aufgegangen. Jetzt können wir uns jeden Tag über frische Ernte freuen.

Ein großer Vorteil ist auch, dass die Lampions mit den reifen Beeren einfach von selbst herunterfallen. Das ist auch für meinen kleinen Gartenwichtel ein eingängiges Kriterium: was runtergefallen ist, darf gegessen werden, der Rest braucht noch Zeit. „Geduld nur, Geduld“ wie Tomte Tummetott so schön sagt. Wie bei fast allen Nachtschattengewächsen sind die unreifen Früchte nämlich leicht giftig, schmecken aber auch ziemlich „bäh“.

Und das Beste: Die Ananaskirschen fangen bei uns normalerweise im Juli an, zu tragen, wenn Erdbeeren und Himbeeren durch sind. Und das Setzen sie fort, bis irgendwann im Herbst die Nachttemperaturen deutlich ins Einstellige gehen. Das vertragen die Gewächse tropischer Herkunft nicht und sterben ab. Theoretisch kann man sie drinnen überwintern, dann tragen sie im nächsten Jahr schon früher. Allerdings habe ich bisher Hemmungen, das auszuprobieren, mit meinen bisherigen missglückten Versuchen, Chilis zu überwintern.

Anders als Erdbeeren & Co lassen sich reife Ananaskirschen gut in ihren Lampions lagern. Unreife reifen sogar ein bisschen nach, schmecken aber bei Weitem nicht so gut wie die am der Pflanze gereiften. Alles in Allem sind sie ein richtig tolles und unkompliziertes. Mich wundert es, dass sie selbst unter Pflanzenfreunden noch wenig bekannt sind. Es gibt sogar eine Reihe unterschiedlicher Sorten, die sich leicht in Größe und Geschmack unterscheiden. Ob sie wirklich nach Ananas schmecken, darüber kann man vielleicht streiten. Aber wir mögen die kleinen, süßen Früchtchen sehr. Das wollte ich unbedingt mit euch teilen. Habt ihr auch solche Entdeckungen gemacht in den letzten Jahren? Wir freuen uns auch über neue Pflanzenideen.

Sommer im Hexengarten: Farbenfrohe Ernte

Nachdem wir gestern Abend noch beim Griechen draußen gesessen waren, bis es richtig dunkel war (ganz ohne Jacke und Stiefel), geht auch bei uns hier der Sommer noch ein bisschen weiter. Zumal ich noch einen ganz wunderbaren Beitrag von Iris bekommen habe. Sie zeigt uns ihre ganz eigene Ernte aus dem Garten. Aber schaut es euch selbst an:

Die Gartensaison hat sich bei uns diesmal so anders entwickelt als die Jahre zuvor. Sehr viel Regen und sehr viel Wärme ließen, wie Bernd es schon so treffend beschrieben hat, das Grün ganz besonders üppig wuchern. Zudem verwandelte sich der Boden in Matsch. Für alle unsere Pläne (wie die Anlage eines neuen Beetes mit insektenfreundlichen Pflanzen) war es einfach zu nass.

Und so fragte ich mich schon Anfang Juni, was ich wohl in diesem Jahr überhaupt zum „Sommer im Hexengarten“ beitragen könnte. Meine Antwort auf diese Frage: Ich schaue einfach, was da bei uns so wächst und gedeiht. Und dann nehme ich Stifte und Pinsel zur Hand und „ernte“ ein paar Bilder.

In den beim Mähen stehengelassenen Rasenflächen blühen Ferkelkraut und Pippau in wunderschönem farblichem Kontrast zum Lavendel.

Viele Bienen sammeln den Nektar der Holunderblüten, und in unser Insektenhotel sind erfreulicherweise auch in diesem Jahr viele neue Gäste eingezogen. Die Blüten die Taglilie glühen förmlich in Rot und Orangetönen!

In dem Grasstück, in dem sich die Schafgarbe ihren Platz gesucht hat, sind verschiedene filigrane Strukturen zu entdecken.

Als eine Süßkartoffel, die eigentlich zum Kochen gedacht war, ausgetrieben hat, haben wir sie kurzerhand in einen Topf gepflanzt und erfreuen uns nun an ihren herzförmigen Blättern.

Eine Skizze von einem Ausflug in den nahen Botanischen Garten darf auch nicht fehlen. An einem sehr warmen Frühsommertag entspannten wir dort im Schatten auf einer Bank und schauten ins frische Grün eines kleinen Birkenwäldchens.

Apropos: Strahlend blauen Himmel gab es den einen oder anderen Tag doch auch in diesem Sommer zu sehen. So habe ich doch eine schöne kleine „Bilder-Ernte“ sammeln dürfen und freue mich sehr, sie hier vorzustellen.

Dir, liebe Mirjam, wieder einen lieben Dank dafür, dass Du Dein Hexengarten-Tor auch in diesem Sommer wieder so gastfreundlich geöffnet hast!

Von Herzen gerne, liebe Iris! Vor allem wenn der Sommer im Hexengarten zu so einer wunderschönen und ganz nicht-invasiven Ernte führt. Das ist doch wie bei Frederik, der Maus: So lassen sich die Farben des Sommers für die kalten, dunklen Tage sammeln. Eine wichtige Aufgabe. Ein ganz herzliches Dankeschön, liebe Iris, dass du das für uns gemacht hast.

Sommer im Hexengarten: The Lions eat tonight

Jetzt nutze ich die schönen Spätsommertage, um noch ein bisschen etwas vom Gartensommer zu haben, denn gefühlt war der bisher irgendwie nicht so ergiebig. Erst kalt und regnerisch im August, dann so heiß, dass man es tagsüber kaum auf der Terrasse ausgehalten hat, und nur wenige Sommerabende, die nicht zu kühl waren, um gemütlich draußen zu sitzen. Aber eine sehr gute Sache hat dieser Sommer: anders als die letzten beiden gefällt er den Tomaten ganz ausgezeichnet. Die tragen richtig gut. Das versöhnt doch etwas mit den Wettereskapaden. Jetzt muss ich auch endlich den schönen Beitrag von Doris mit euch teilen. Sie hat in ihrem Garten wunderbare Beobachtungen gemacht, die aber auch mit etwas Ärger und Kampf begonnen haben. Lest selbst, was sie berichtet:

The Lion Eats Tonight

In the jungle, the mighty jungle, the lion …oh, sorry! Tut mir leid, wenn ihr jetzt auch einen Ohrwurm habt. Dabei geht es hier gar nicht um Ohrwürmer, sondern um andere Gartenhelferlein.

Was für ein Blattlausjahr, dieses 2023. Oder? Seid ihr verschont geblieben? Bei mir war das echt nicht mehr normal. Es fing an mit dem Salbei, der war im April plötzlich eher schwarz als grün. Hallo? Salbei? Geht’s noch? Und ob, denn den Blattläusen in allen Größen, Farben und Formen hats im Salbeiduft bestens gefallen. Alle Versuche mit Zwiebelbrühe, Knoblauchbrühe und Seifenlösung sind gescheitert und ich musste die komplette Salbeiblüte opfern. Mit dem Geißblatt war es ähnlich, alles voll.

Zwischenzeitlich hatte ich Stufe 2 gezündet und probierte es mit der britischen Grundhaltung „Keep a stiff upper lip“ und starkem schwarzem Tee. Keine Milch, kein Zucker. Inzwischen hatte sich die Plage auf Tomaten, Zucchini, Kartoffeln und Gurken ausgebreitet, die Ameisen wurden latent aggressiv und ich offensiv genervt. Stufe 3 war ein Schuss Spiritus. Viel besser – Blattläuse sind anscheinend nicht besonders trinkfest. Zum Schluss kam ein Rest von einer ätherischen Ölmischung zur Pflanzenstärkung zum Einsatz, die ich vor Jahren gekauft und im Eck unter der Spüle vergessen hatte. Der starke Nelkengeruch passte den Störenfrieden gar nicht und auch die Ameisen nahmen Reißaus. Momentan ist der Spuk weitestgehend unter Kontrolle. Jetzt stärke ich vor allem die Gemüsepflanzen mit Ackerschachtelhalm. Verdünnte Milchgaben per Spritzflasche oder Gießkanne sollen wegen Milchsäure auch sehr gut sein gegen Ungeziefer und allgemein zur Stärkung. Was sagt ihr, schon mal ausprobiert?

Sein Gutes hatte das Desaster trotzdem, denn ich durfte erleben, wie die Natur sich selber hilft: Erst waren es nur ein paar vereinzelte Marienkäfer, die zu Hilfe eilten, aber auf einmal waren da viele komische Krabbeltiere, von denen ich erst nicht wusste, ob sie Freund oder Feind sind. Es waren Marienkäferlarven, genannt Blattlauslöwen. Löwen mit einem Bärenhunger! Am Anfang habe ich die Tierchen buchstäblich von einer Pflanze zur anderen getragen und den Cheerleader gemacht mit „Haut rein! Go, lions, go!“

Hat geholfen, denn inzwischen tauchen überall im Garten die schwarz-roten Löwen auf und gehen auf die Jagd. Manchmal sonnen sie sich auch einfach nur. Daneben gibt es viele Marienkäfer in mir bis dato völlig unbekannten Farbschattierungen. Der Lausbefall in meinem Garten hat die Population ordentlich angekurbelt. Biologie und Ökologie live und in Farbe, das ist total spannend!

Ganz herzlichen Dank, liebe Doris, für deine spannenden Einblicke! Mit Blattlaustipps kann ich leider nicht weiterhelfen, weil die bei uns im Garten bisher kein Problem waren. Bei uns sind es die Schnecken. Aber vielleicht hat jemand anders sachdienliche Hinweise. Gegen Blattläuse oder vielleicht auch für ihre Löwen. Einen Ohrwurm habe ich jetzt jedenfalls 😉

Sommer im Hexengarten: Vom Sein-Lassen

„Durch Nicht-Tun bleibt nichts ungetan“ heißt es bei Lao-Tse. Diese Weisheit kam mir sofort in den Sinn, als ich den Beitrag von Bernd über seine Gartenerfahrung las. Einfach schön und berührend, zu welchen Erkenntnissen einen das Gärtnern bringen kann. Aber lest und seht selbst 🙂

So sieht unser Rasen aus, wenn er nicht gemäht wird.

Eine Niederlage als Segen

Das Gartenjahr begann hoffnungsvoll feucht. Es regnete, regnete und regnete. Ich kann mich kaum an eine vergleichbare Dauerberieselung im Frühjahr erinnern. Und wie willkommen sie war! Boden und Pflanzen sogen das Nass auf wie ein Schwamm. Allerdings hörte der Regen nicht auf, als ich endlich die Gartenarbeit aufnehmen wollte. Es war wie verhext: Saß ich im Büro, war es draußen trocken. Hatte ich Zeit, in die Beete zu gehen, goss es erneut. 

So gingen die Wochen dahin. Die Temperaturen stiegen. Unser „Rasen“, ein Konglomerat unterschiedlichen Grüns, schoss in die Höhe. Den Beeten konnten wir beim Zuwuchern zusehen. Sich dagegen zu stemmen, glich der Maloche in einer Lehmgrube. Irgendwann hatte ich wenigstens die Staudenbeete freigekämpft und Wegschneisen in den Rasen gemäht. Und der Rest? … Ich fühlte meine schmerzenden Handgelenke und gab auf. Kapitulation? Ja, in einer gewissen Weise. Aber indem ich der Natur ihren Lauf ließ, wurde aus der vermeintlichen Niederlage ein fruchtbarer Segen.

In den ausgesparten Rasenflächen tummelten sich zunächst Gänseblümchen, Ehrenpreis, gelbblühender Klee und kleiner Storchschnabel. Ihnen schlossen sich Ferkelkraut und Pippau an; zwei Arten, die ich bislang wegen ihrer Blüten stets unter „Löwenzahn“ subsummiert hatte 😊. Dank Flora Incognita (nochmals tausend Dank für diesen App-Tipp, liebe Mirjam!!!) kenne ich sie nun beim Namen. Bienen und Schwebfliegen mögen sie, und ich meine, eine paar Kleinbrummer gesehen zu haben, die vorher noch nicht zu Besuch waren. Da der Rasenmäher Betriebsferien hat, kann sich außerdem die Wegwarte friedlich ausbreiten. 

Die Rasenfläche hat sich aufgrund der zwischenzeitlichen Hitze mittlerweile braun eingefärbt. Aber dank der Mäh-Ruhe ist sie keine Ödnis, sondern gesprenkelt mit gelben und zartblauen Tupfen. Wir haben eine Insektenweide bekommen, die keinen Cent gekostet hat und kein Gießwasser braucht. Auf ihr ist außerdem reichlich Weidelgras gewachsen, über dessen Rispen sich Spatzen und Grünfinken hoffentlich gern wieder hermachen werden.

Mutter Natur hat noch an anderer Stelle für neuen Blickfang gesorgt. Am Maschendrahtzaun vor Nachbars Eibenheckehaben sich Gänsedisteln, Rainkohl und eine Ackerdistel emporgereckt. Früher hätte ich solche Pflanzen als beetbedrohendes „Unkraut“ einfach ausgerauft. Jetzt habe ich gelernt, erst einmal abzuwarten und zu schauen, was da sprießt. Auswüchse lassen sich ja immer noch einhegen, nicht wahr? Glockenblumen und Akelei lege ich allerdings kaum Beschränkungen auf 😊 (neulich habe ich sogar eine blauschwarze Holzbiene in einer Glockenblumenblüte gesichtet).

Gartenimpressionen

So wie ich mich jedes Jahr freue, wenn Selbstgesätes gedeiht und die Stauden wiederkommen, so begeistern mich auch unvorhergesehene Überraschungen. Im vergangenen Frühjahr hatte ich an zwei Stellen Jungfer im Grünen ausgesät – nichtspassierte! Ein Jahr später standen die Jungfern dort dicht an dicht. Ich liebe ihre filigranen Blüten und die pittoresken Samenkapseln! An anderer Stelle, am Fuß vom Rosmarin, ist ein Ruccola aufgetaucht, der mittlerweile erntefähig ist. Ihm gegenüber hat sich von irgendwoher eine Moschus-Malve am Rasenrand angesiedelt und den Farben im angrenzenden Beet noch ein Rosa hinzugefügt.

Zum Schluss möchte ich aber noch die Heldin unseres Sommergartens vorstellen, eine kleine Prachtgarbe. Na ja, sie wächst eigentlich nicht im Garten, sondern in einer Fuge unserer Einfahrt. Im vergangenen Jahr hatte sie eine Blüte, in diesem Jahr zwei. Sie nimmt es uns offenbar überhaupt nicht krumm, dass wir sie an den meisten Tagen zweimal wortwörtlich überfahren und ein paar Blätter schon angerußt sind. Welch eine Freude!  

Zierde der Einfahrt

Ist das nicht schön? Einfach ein bisschen weniger tun und sich überraschen lassen. Wahrscheinlich funktioniert das in anderen Lebensbereichen auch so ähnlich wie im Garten. Ganz herzlichen Dank, lieber Bernd, dass du deine Einsichten mit uns teilst. Tatsächlich ist es mir selbst mit einer Pflanze so gegangen, die ich letztens Jahr vergebens versucht habe anzuzüchten. Jetzt ist sie in einem Kübel ganz von selbst zu einem stattlichen Exemplar herangewachsen. Irgendwie muss sich ein Körnchen Saatgut dorthin verirrt haben. Da habe ich also auch durch Aufgeben gewonnen.