Bunte Erde für die Gesundheit

Zugegeben, früher dachte ich, Heilerde sei gleich Heilerde, und kannte nur die aus der Drogerie. Dort wird als Heilerde meistens Lösserde verkauft. Die hat eine ockerbraune Farbe und fühlt sich leicht sandig an. Später lernte ich auch die nordafrikanische „Lavaerde“ namens Ghassoul kennen. Wenn man sie mit Wasser anrührt, fühlt sie sich gar nicht sandig an, sondern ergibt einen ganz weichen Brei, fast so wie wenn man Mehl mit Wasser anrührt. Um die Begriffsverwirrung komplett zu machen, las ich dann irgendwann noch von der Tonerde in verschiedenen Farbvarianten. Und fragte mich dann: Was ist denn jetzt was? Angeregt von einer lieben Leserin möchte ich mich mal daran versuchen, die Begriffsverwirrung etwas aufzulösen, denn Erde ist auch eine meiner liebsten Kosmetikzutaten vor allem für Gesichtsmasken.

Heilerde darf sich in Deutschland nur nennen, was dementsprechend zugelassen ist. Das heißt aber nicht, dass die anderen nicht auch wirken würden. Zwei besonders vielseitig einsetzbare und verbreitete Heilerden sind die Lösserde (das, was man in der Drogerie meistens als Heilerde bekommt) und die Tonerde.

Von der Tonerde gibt es viele Farbvarianten wie rote, grüne oder weiße Tonerde. Ihre Farbgebung ergibt sich aus den verschiedenen Mineralien, die sie als Beimengung enthält. Manchmal wird sie irreführend auch als Lavaerde bezeichnet, was allerdings nicht mit der Lava zu tun hat, sondern sich vom Lateinischen Wort „lavare“ für waschen ableitet. Denn manche Tonerden werden traditionell zur Körperreinigung eingesetzt.

Tonerde in rot, grün und weiß

Tonerde in rot, grün und weiß

Löss- und Tonerde kann man ganz einfach unterscheiden, wenn man sie mit etwas Wasser anrührt. Während Tonerde eine weiche, schlickige Masse bildet, die sich genauso anfühlt, wie es man vom Töpfern kennt, ist Lösserde etwas gröber und „sandiger“ und knirscht zwischen den Zähnen, wenn man sie in den Mund nimmt. Die Wirkungsweise ist bei beiden Heilerden allerdings die selbe und beruht auf einem einfachen physikalischen Prinzip. Diese beiden besonderen Erden bestehen aus sehr feinen Teilchen, die zusammen eine sehr große Oberfläche haben. Dies kann man sich ganz einfach veranschaulichen, indem man sich überlegt, was passiert, wenn man aus einem Schneeball zwei macht. Die zwei neuen Schneebälle haben zusammen – vorausgesetzt sie sind schön kugelrund – eine rund 30% größere Oberfläche als der eine große Schneeball. Je kleiner man die Bälle macht, umso mehr Oberfläche besitzen sie zusammen. So bringen es die feinen Teilchen der Heilerde mit ihren Durchmessern im Bereich von einem Tausendstel Millimeter auf eine riesige Oberfläche. Ein Gramm feiner Tonerde hat eine Oberfläche von rund 12 m². Hinzu kommt, dass die kleinen Erdteilchen nicht schön rund sind, sondern porös und von vielen feinen Kanälen durchzogen. Hierdurch vergrößert sich ihre Oberfläche zusätzlich und ein Gramm Tonerde hat über 600 m² äußere und innere Oberfläche. Das ist das Geheimnis ihrer Wirkung. Je größer die Oberfläche, umso mehr kann daran haften. So bindet sie äußerlich Hautfett und „Dreck“, innerlich Giftstoffe, wie sie zum Beispiel bei Infektionen im Darm entstehen. Deswegen hilft sie gegen Durchfall und Entzündungen im Mundraum ebenso wie bei Hautproblemen wie Akne, fettiger Haut, Cellulite, Ekzemen, Insektenstichen und Sonnenbrand. Wirklich ein vielseitig einsetzbares Mittel.

Obwohl ich anfangs nur die Lösserde kannte, bin ich inzwischen ein richtiger Tonerde-Fan geworden. Sie lässt sich prima mit Wasser oder Öl zu einer Reinigungspaste anrühren, die man auch als Maske länger auf dem Gesicht belassen kann. Die Haut wird dadurch wunderbar weich und rein. Und ein ganz besonderes Erlebnis ist es, sich von Kopf bis Fuß damit einzuschmieren. Mit den verschiedenen Erdfarben kann man auch eine schöne „Kriegsbemalung“ machen 😉

3 Kommentare zu “Bunte Erde für die Gesundheit

  1. 22. Oktober 2014 um 19:45

    Hallo Mirjam.
    Wieder was dazu gelernt. Ich kannte bisher nur die Lösserde.
    Vielen Dank für Deinen Bericht!

    Schönen Gruß

    Axel

    • mirjam
      23. Oktober 2014 um 08:45

      Gerne 🙂

  2. 23. Oktober 2014 um 13:38

    Oh wie schön, jetzt bin ich auch viel schlauer! Mit den verschiedenen Bezeichnungen ist es wirklich immer verwirrend…
    Herzlichen Dank für diese Zusammenfassung =)

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