Kräuterbuschen III: Liebfrauenbettstroh

Der Legende nach soll Maria ihr Wochenbettlager mit duftenden und dämonenabwehrenden „Bettstrohkräutern“ bereitet haben. Wahrscheinlich war es auch in vorchristlicher Zeit schon üblich, dass Frauen zur Geburtserleichterung und zum Schutz von Mutter und Kind bestimmte Kräuter ins Strohlager gemischt wurden. Zwei Pflanzen waren dafür offenbar so typisch, dass es sich in ihren volkstümlichen Namen niederschlug: das Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum) und das Labkraut (Galium verum). Liebfrauenbettstroh, Maria Bettstroh, Unser Frauen Bettstroh hießen sie auch. Während das Johanniskraut auch heute noch eine hoch angesehene und viel verwendete Heilpflanze ist, geriet das Labkraut in Vergessenheit.

Hier wachsen Johanniskraut und Labkraut gemeinsam an der Kläranlagenböschung.

Hier wachsen Johanniskraut und Labkraut gemeinsam an der Kläranlagenböschung.

Johanniskraut kennt wahrscheinlich fast jeder, der sich schon etwas mit Kräutern beschäftigt hat. Mit seinen sonnengelben Blüten, die meist schon zur Sonnwende üppig blühen, gehört es zu den typischen Sommerkäutern. In der Volksmedizin zählte es zu den beliebtesten Heilpflanzen und Dank seiner nachgewiesenen stimmungsaufhellenden und nervenberuhigenden Wirkung kommt ihm auch heute noch ein wichtiger Platz in der Pflanzenheilkunde zu. Legt man die gelben Blüten in Öl ein, bekommt man einen roten Ölauszug, der äußerlich bei Muskelverspannungen, Neuralgien und anderen Schmerzen des Bewegungsappartes hilft. Einer so heilkräftigen Pflanze wurden natürlich auch entsprechende Zauberkräfte nachgesagt. Fuga demonum nennt der Kräuterbuchautor Otto Brunfels das Johanniskraut. Vielen Sagen nach soll es sogar den Leibhaftigen selbst vertreiben können.

Duftend und ganz fluffig leicht sind die Blütenstände des Labkrauts.

Duftend und ganz fluffig leicht sind die Blütenstände des Labkrauts.

Ebenfalls sehr hoch angesehen war früher das Labkraut. Sowohl der deutsche Name als auch der botanische (vom griechischen gala = Milch) beziehen sich auf seine Verwendung bei der Käseherstellung. Schon Dioskurides berichtet, dass die Hirten Milch durch Labkraut gossen, um sie zum Gerinnen zu bringen. Bei den Germanen war das goldgelb blühende Labkraut der blonden Fruchtbarkeits- und Liebesgöttin Freya geweiht und die Vermutung liegt nahe, dass es auch damals schon in den Kräuterbuschen gehörte. Nicht nur bei Wöchnerinnen, sondern auch bei Kranken legte man Liefrauenbettstroh ins Bett oder hängte es darüber, um böse Geister zu vertreiben. Innerlich verwendete es die Volkmedizin bei Magen-Darm-Beschwerden, Nieren- und Blasenleiden und zur Nervenbruhigung, äußerlich bei Ekzemen, Flechten, Hautunreinheiten und Geschwüren. Auch wenn es in der moderen Pflanzenheilkunde keine Verwendung mehr findet, macht sich das duftende Kraut als Trockenstraußpflanze gut und gehört natürlich auch in den Kräuterbuschen.

2 Kommentare zu “Kräuterbuschen III: Liebfrauenbettstroh

  1. Andreas
    23. Juli 2015 um 15:37

    Kommt mir das nur so vor, oder wächst dieses Jahr besonders viel Johanniskraut? Sogar an der Autobahn habe ich es neulich büschelweise gesehen.
    Dafür habe ich bis jetzt noch kein gelb blühendes Labkraut gefunden, nur weiß blühendes. 🙁

    • mirjam
      25. Juli 2015 um 11:11

      Schwer źu sagen, ob dieses Jahr besonders viel Johanniskraut wächst. Bei uns scheint es so üppig zu wachsen wie immer, aber wenn man nach einer bestimmten Pflanze schaut, dann findet man sie auch plötzlich an unvermuteten Stellen. Das kommt mir dann auch oft so vor, als würde sie plötzlich überall sprießen 😉

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