Unser Garten war in den letzten Monaten wirklich so eine Art Wundertüte. Fast jede Woche erschienen neue Pflanzen, stellte sich die Frage „Was wird das wohl, wenn es mal blüht?“ und ließ sich in nach und nach bei den meisten beantworten. Frühlingsblumen, Kirschblüten, Bergflockenblumen, wilde Orchideen, Königskerzen und jede Menge andere schöne Überraschungen hielt er bereit und auch an tierischen Begegnungen sparte er nicht. Verliebte Weinbergschnecken, eine Fasanendame, Glühwürmchen, Blattschneiderbienen und ein ganzer Chor an Grillen – immer gab es etwas neues zu entdecken. Auch wenn die Kirschbäume zwar hübsch blühen, ließ ihre Ernte doch etwas zu wünschen übrig. Ganz anders als bei einem meiner absoluten Lieblinge: der Felsenbirne. Über ihren zarten Blütenflor durfte ich mich schon im Frühling freuen und dann im Juli über ihre leckere Früchtchen. Ich verstehe absolut, warum man Felsenbirnen als Ziergehölze pflanzt. Hübsch sind sie von der Blüte über die violetten Früchte bis zum roten Herbstlaub. Was ich aber gar nicht verstehe ist, warum die meisten Menschen nicht wissen, wie lecker ihre Früchte schmecken. „Und die kann man wirklich essen?“ war bisher die häufigste Reaktion, wenn ich mit Freunden unterwegs welche gepflückt habe. Die meisten scheinen allerdings genug Vertrauen in meine Pflanzenkenntnisse zu haben, um sie selbst zu kosten. Und schmecken tun sie auch den meisten.
Ich mag ihr Aroma ganz besonders gerne, saftig süß und mit einem Hauch Marzipan. Deswegen heißt die Felsenbirne mancherorts wohl auch Pralinenbaum. Sie haben nur einen Nachteil, der mir dieses Jahr mit einem eigenen Baum zum beernten noch mehr aufgefallen ist: man muss schnell sein. Die Vögel mögen sie sehr gerne und ich dachte schon, ich muss mit ihnen um die Wette pflücken. Tatsächlich waren die Vögel aber das kleinere Problem, denn sie ernteten genauso wie ich um die Wette gegen die Überreife. Wenn Felsenbirnen nämlich einmal reif sind, „verhutzeln“ sie sehr schnell und fallen ab. Der Gartenweg lag schnell voller völlig eingeschrumpelter Früchtchen. Ob daher auch der Name Rosinenbaum kommt? Dass man die Früchte gut zu einer Art Rosinenersatz trocknen kann, glaube ich jedenfalls sofort. Statt Felsenbirnen-Rosinen herzustellen, habe ich mich auf einen anderen Versuch eingelassen, ihr leckeres Aroma über die kurze Erntezeit hinaus zu retten. Ich habe sie zusammen mit Granatapfelsaft zu Grütze eingekocht. Dazu habe ich folgenden Zutaten verwendet:
270 g Felsenbirnen
200 g Granatapfelsaft
100 g Gerlierzucker (3:1)
2 EL Zitronensaft
Die Felsenbirnen werden zuerst von ihren Stielchen befreit und dann zusammen mit den restlichen Zutaten im Topf aufgekocht. Man lässt die Grütze so lange kochen, wie der Gelierzucker braucht, um zu gelieren (steht auf der Packung). Da kann man einen Teil der Felsenbirnen mit einer Gabel etwas zerdrücken. Danach kommt das Ganze heiß in saubere Gläser und hält sich so ähnlich lange wie Marmelade. Außer dass ich es wesentlich schneller konsumiere als Marmelade. Auch wenn Grütze eines der seltsameren Worte der deutschen Sprache ist, ich liebe sie einfach. Egal ob die klassische rote Grütze, Kirschgrütze, gelbe Grütze, Pfirsichgrütze – die haben bei mir alle keine lange Halbwertszeit. Im Joghurt, zu Vanilleeis und -pudding, auf Pfannkuchen und Waffeln oder einfach pur, eine gute Grütze wertet so manchen Nachtisch auf. So auch meine exklusive Felsenbirnen-Granatapfelgrütze, von der es wohl kaum ein Gläschen in den Wintervorrat schaffen wird. Aber auch nicht schlimm, da muss ich eben Ausschau nach neuen Grützemöglichkeiten halten 😉
Falls ihr sie noch nicht kennt, könnt ihr euch die Felsenbirnen jedenfalls schonmal für die nächste Saison vormerken. Aber vielleicht habt ihr ja noch Tipps zu anderem, leckerem Wildobst. Ich würde mich freuen.
Es gibt irgendwie immer diese Pflanzen, die durch mein Erinnerungsvermögen fallen. Die Felsenbirne gehört dazu, genau wie die Erbse 😀 Danke für die Erinnerung, eigentlich sollte beides dieses Jahr auf dem Balkon Einzug halten. Ob es im nächsten Jahr etwas wird? Ich bin auch ein großer Grützenfan. Letzte Woche gab es Erdbeergrütze mit Froscheiern (Sodakügelchen 😉 ) und kalte Grießwürfelchen dazu. Meine Oma hat immer diese Form der Fruchtsuppe im Sommer immer gemacht, wenn es zu heiß war, um irgendwas zu essen. Grütze geht dann nämlich prima 😉
Erdbeergrütze mit Froscheiern und Grießwürfelchen? Das klingt so lecker. Ob du uns davon das Rezept vielleicht verraten magst? Für die Felsenbirnen musst du eigentlich nur die Augen offen halten. Bei uns am Campus stehen etliche Bäume und auch bei uns in der Straße habe ich schon welche entdeckt. Bei allen lagen dann ganz viele Früchte vertrocknet abgefallen herum. Die Kunst besteht eigentlich nur darin, zur richtigen Zeit ein Behältnis zum sammeln dabei zu haben. Für den Balkon gibt es wahrscheinlich ertragreichere Obstsorten.
Hallo Mirjam,
dein Garten klingt wirklich wie eine Wundertüte, das scheint alles recht außergewöhnlich, was bei dir so wächst, „einfach so“. Da hast du einen guten Griff getan. 😉 Und dann noch eine Felsenbirne, wow! Wir haben tatsächlich auch eine im Garten. Ich kannte diesen Strauch vorher gar nicht. Deine Ernte ist sehr großzügig ausgefallen, da musst du ganz schön schnell gewesen sein! Wir naschen immer nur im Vorübergehen ein bisschen was, den Rest erledigen die Vögel (oder wahlweise auch die Sonne). Die Herbstfärbung der Blätter ist auch wunderschön. Die Felsenbirne hat wirklich zu jeder Jahreszeit was zu bieten. Deine Rezeptexperimente mit den Pralinchen finde ich sehr beeindruckend, zumal an den Früchtchen selber ja echt nicht viel dran ist. 😉 Ich mag rote Grütze inzwischen auch sehr gern (mochte ich früher überhaupt nicht); sie ist so herrlich wandelbar und einfach immer köstlich.
Einen schönen Sonntag noch und sonnige Grüße!
Doris
Oh ja, liebe Doris, „einen guten Griff getan“ trifft es absolut. Manchmal kann ich immer noch nicht glauben, wie wir nach langer Suche so viel Glück haben konnten. Unsere Vorbesitzer haben wir auch als sehr sympathische Menschen mit Freude an der Natur kennen gelernt. Sie waren stolz darauf, dass so viele Vögelchen in ihren Garten kommen und dass sie nie Spritzmittel oder künstlichen Dünger verwendet haben. Und das merkt man wirklich. Im Hang haben sie auch nicht viel gemacht außer die Verbuschung kurz zu halten. So kommen Pflanzen durch, die auch ganz natürlich dort wachsen würden. Und pflegeleichter ist es auch.
Der Vorteil an den Felsenbirnen ist, dass ihr besonderer Geschmack auch gekocht echt gut durchkommt. Lohnt sich also, den richtigen Zeitpunkt abzupassen 🙂
Liebe Mirjam,
tausend Dank für den Hinweis auf die Felsenbirne. Wir hatten vor einiger Zeit überlegt, unserem Garten noch eine Vogelbeere hinzuzufügen, konnten uns allerdings angesichts der möglichen Größe nicht so recht entschließen. Nach Deinem Beitrag denken wir um 🙂 . Zumal wir inzwischen erfahren haben, dass es auch Zwergfelsenbirnen gibt, für die wir neben der „normalen“ Felsenbirne auch noch Platz hätten. Aber ob sich unsere Vögel freuen, wer weiß… die Johannisbeeren haben wir jedes Jahr für uns allein. Nicht mal die Amseln zeigen daran Interesse…
Mit einem herzlichen Gruß in die Runde
Iris & Bernd
Wie süß, Zwergfelsenbirnen 🙂 Ich glaube, eure Gartenvögel hätten sicher ihre Freude daran. Bei uns haben sogar die dicken Ringeltauben versucht in der Felsenbirne zu landen, um die Früchte zu picken. Das war meist eine sehr erheiternde Darbietung. Die kleineren Vögelchen haben das Naschen einfach eleganter hinbekommen.