Winter in der Hexenküche: Post-Olympische Gartenspielereien

Ja, ich weiß, für Winter bin ich langsam etwas spät dran. Draußen blühen inzwischen Krokusse und Kornellkirschen fleißig und gestern konnte ich sogar die ersten Mauerbienen an meinen Bienenhäuschen erspähen. Trotzdem ist der Boden im Tomatenbeet immer noch gefroren, dass ich dort weder Unkraut jäten und umgraben konnte. Ob das noch was wird mit meinen Radieschen- und Mairübchenplänen? Jedenfalls erreicht mich noch ein sehr heiterer Beitrag von Doris, den ich euch auf keinen Fall vorenthalten will. Was Aufheiterndes kann in dieser komischen Zeit nicht schaden, oder? Doris schreibt uns:

Post-Olympische Gartenspielereien

Olympia ist vorbei und auch die deutschen Winterspiele neigen sich dem Ende zu. Aber ich brauche keinen Fernseher, um freudestrahlende Sportler zu sehen – die habe ich live im Hexengarten-TV. Ausgestrahlt werden die Wettkämpfe in den Disziplinen Klippen- und Bungee-Springen. Die Teilnehmer ziehen kalte Temperaturen dem Frühlingswetter vor, also herrschen gerade beste Bedingungen für spannende Spiele. Da wird gewippt, gewackelt, sich in halsbrecherischem Tempo um die eigene Achse gedreht und so mancher Doppel- und Dreifach-Axel gesprungen. Es lebe der Sport!

Klippenspringen wurde im Januar im Hexengarten eingeführt, nachdem die Trainerin den Trainingsplan nicht gelesen hatte. Der Athlet musste flugs umtrainieren und sich statt mit dem Kopf mit den Beinen voran in die Tiefe stürzen. Er trug es mit Fassung und wahrem Sportsgeist.

Ihr ahnt es wahrscheinlich: Das Kerlchen ist in Wahrheit ein sportlich-schlanker Meisenknödel. Die Piepmätze können es sich auf den ausgestreckten Armen gemütlich machen und dann herzhaft zugreifen. Beim Modell Klippenspringer geht das aber nur für Vögel mit sehr langen Hälsen! Die Meisen haben sich wahrscheinlich schlappgelacht über meinen Faux-Pas, aber im Gegensatz zu den Spatzen war es für sie ja auch kein Problem, sich an den Tannenzweigen festzuhalten, die ich regelwidrig angebracht hatte.

Nach einem sturmbedingten Absturz habe ich den bereits abgemagerten Hüpfer in einen olympischen Ring gelegt. Sieht wie Yoga aus, auf jeden Fall sehr entspannt. Damit hatten es die Spatzen leichter, und irgendwer Größeres auch, weil auf einmal nur noch das Gerippe übrig war. Wahrscheinlich war der Buntspecht der Grund für den schlagartigen Gewichtsverlust, vielleicht aber auch die beiden Elstern, die dem Vogelfutter bei mir auch gern einen Besuch abstatten.

Wärmere Temperaturen waren nicht in Sicht, also Ring frei für die Disziplin Bungee Jumping. Kohlenhydrate! Nüsse! Kerne! Fett! Energie auf die Rippen, aber schnell!

Der Clou ist das Loch im Becher, durch das man das Gerippe steckt, damit man den Bungee Jumper am unteren Ende des Holzgerippes kopfüber aufhängen kann. Genau das hatte ich beim ersten Durchgang vergessen und einen Becher ohne Loch benutzt.

Einmal umdrehen und den Astralkörper vorsichtig aus dem Becher lösen … et voilà. Jetzt aber ran an den Birnbaum und ab in die Tiefe!

Da strahlt er mit der Sonne um die Wette. Die Meisen stürzen sich nach den kalten Nächten wie Piranhas auf die Leckereien im Hüftgold. Jeden Tag wird der fröhliche Springer etwas dünner. Nach der Frühjahrskur geht mein Extremsportler in die wohlverdiente Pause. Bis zur nächsten Saison habe ich den Trainingsplan vermutlich schon wieder vergessen, aber das macht nichts – unsere Meisen sind schließlich mindestens so sportlich wie ihr Meisenknödel.

Ach wie schön: Unterhaltungprogramm vor dem Fenster statt im Fernsehen 🙂 Da kann ich mich nur anschließen. Tatsächlich hatte ich erst im Winter von einer Studie gelesen, die belegt, dass Vogelbeobachtung gerade im eigenen Garten glücklich macht. Praktischerweise hat mir die liebe Doris mit ihrem olympischen Klippenspringer meinen eigentlich letzten geplanten Beitrag für den „Winter in der Hexenküche“ vorweggenommen. Ich hatte diesen Winter das erste Mal Futterglocken selbst gemacht. Bei mir sehen sie so aus:

Vom alten Blumentopf zur Futterstelle

Das Rezept für die Füllung ist auch denkbar einfach:

1 Teil Fett (Kokosfett oder Rindertalg)
1 Teil Körnerfutter
ggf. ein bisschen Speiseöl, damit die Masse geschmeidiger wird

Das Fett wird einfach im Topf geschmolzen und mit den Körnern vermischt. Ein bisschen abkühlen lassen, damit es nicht mehr zu flüssig ist. Das Abfüllen in die Futterglocken ist ein bisschen tricky, da nichts rausfließen soll. Ich hatte dafür um die Stöcke zum Aufhängen etwas Küchenrolle gewickelt, damit das Loch vom Blumentopf schön dicht ist. Das hätte auch fast funktioniert, wenn ich beim Befüllen vom zweiten nicht am ersten hängen geblieben wäre 😉 Die Meisen haben ein bisschen gebraucht, bis sie die neue Futterquelle als solche erkannt hatten, aber dafür kommen sie auch jetzt noch fleißig.

Aber jetzt können wir wohl langsam wirklich den Winter beenden, oder? Von Atessa kam als Nachtrag auch noch ein Rezept für eine wunderbar sonnige Johanniskraut-Ringelblumen-Seife. Ich hoffe, ich komme die Tage noch zu einer kleinen Zusammenfassung für unseren Hexenküchenwinter. Jedenfalls hat es mir wieder sehr große Freude gemacht mich euch und ich möchte schon an dieser Stelle allen ein großes Dankeschön sagen, die mitgeschrieben, mitkommentiert und mitgelesen haben.

8 Kommentare zu “Winter in der Hexenküche: Post-Olympische Gartenspielereien

  1. Iris & Bernd
    19. März 2022 um 13:35

    Egal ob mit dem Kopf oder den Füßen zuerst – der springt aber mutig vom Baum, Dein Bungee-Jumper, liebe Doris!
    Und mit einem Lächeln 🙂 …
    klasse Idee! Ganz vielen Dank für Deinen spätwinterlichen und heiteren Beitrag.

    Wir finden den Vogelfutter-Springer und Deine Futterglocken, liebe Mirjam, sehr inspirierend.
    Für die nächste Saison planen wir, auch einmal selbstgemachtes Vogelfutter in unseren Apfelbaum zu hängen.

    Liebe Grüße,

    Iris & Bernd

  2. 19. März 2022 um 18:24

    Liebe Doris- so goldig dein Olympionike ich finde mit dem Kopf nach oben lächelt er so nett. Aber ganz tolle Idee wird im Herbst nachgebastelt.
    Liebe Mirjam Vögel beobachten macht wirklich glücklich ich hab manchen unserer Vogelfutterhausbesuchern sogar Namen gegeben: Frau Amsel= Xanthippe , Herr Amsel: Armer Kerl, Blaumeise: Hübsche…….
    Xanthippe ist bösartig und streitsüchtig also Armer Kerl hat nichts zu lachen und die restlichen Vögel auch nicht.
    Schön mal wieder was von euch gehört zu haben
    Liebe Grüße Claudia

    • Doris
      22. März 2022 um 21:53

      Liebe Claudia,
      das freut mich, dass dir mein Extremsportler so gut gefällt. Er ist wirklich witzig und bestimmt auch schön mit Kindern zu machen. Einfach mal „Bungee Jumper Vogelfutter“ googeln, dann findest du den schon. Ich habe ihn mehrfach verschenkt. Man muss schon ein bisschen tüfteln am Anfang mit der richtigen Konsistenz und so, aber das kriegt man schnell raus.
      Vögel beobachten macht wirklich viel Freude, das merke ich auch. Meine Piepmätze haben bislang noch keine Namen, aber deine finde ich sehr lustig. Xanthippe kann ich mir richtig gut vorstellen, das passt genau! Mindestens eine von der Sorte haben wir auch, da bin ich sicher.
      Herzliche Grüße!
      Doris

    • mirjam
      1. April 2022 um 10:56

      Was für fantasievolle Namen du den gefiederten Nachbarn gibst! Das haben wir auch schon gemacht. Letztes Jahr hatten wir Kevin und Chantal (ein Pärchen sehr verhaltensauffälliger Hausrotschwänze) und seit dieser Woche gibt es noch Don Quijote: ein Amselmännchen, das jetzt schon mehrfach sein eigenes Spiegelbild im Fenster bekämpft… ich finde es echt lustig, dass auch Tiere so unterschiedliche Charakterzüge zeigen. Vieles ist zwar typisch für die jeweilige Vogelart, aber eine gewisse Variation gibt es auch da. Auch nicht viel anders als bei uns Menschen 😉

  3. 21. März 2022 um 06:37

    Was für eine herrliche Erzählung! Großes Kino 🙂

    • Dori
      29. März 2022 um 20:06

      Vielen Dank, Atessa! Im Garten oder auch auf dem Balkon ist ja irgendwie immer Kino. 😀 Bei dir ist ja immer ganz schön was los. Ich bewundere deinen Blog wirklich sehr.

  4. Doris
    22. März 2022 um 16:08

    Hallo, Ihr Lieben!

    Ja, genau, der Kerl hat immer gute Laune. 😀 Das war total nett anzuschauen, das Grinsen ist einfach ansteckend. Vogelfutter selber machen macht viel Spaß, da gibt es so viele Möglichkeiten. Die Futterglocken von Mirjam sind auch so hübsch. Ich habe auch noch Kokosnussschalen, die ich mehrere Jahre immer mal wieder befüllt habe. Aber die letzten Winter waren so mild, dass es sich irgendwie nicht gelohnt hat. Davon abgesehen braucht man meiner Erfahrung auch entsprechende Temperaturen, damit einem das Fettfutter nicht wegbröselt.
    Ich wünsche euch einen schönen Frühlingsstart!

    Liebe Grüße,
    Doris

  5. Doris
    22. März 2022 um 16:15

    Hallo Mirjam,
    danke fürs Posten! Lustig, dass wir die gleiche Idee bzw. das gleiche Thema hatten. Die Futterglocken sind ja total schön geworden. Ja, das Abfüllen ist nicht so einfach, wenn das Behältnis ein Loch hat. Da habe ich schon so manche, äh, Schweinerei fabriziert. 😉 Bei dem Bungee Jumper habe ich testhalber ein paar Teelöffel trockene Haferflocken auf den Boden getan und dann erst die Fettfüllung drauf. Und dann schnell abkühlen lassen! Das hat ganz gut geklappt, denn die Haferflocken saugen das ablaufende Fett einigermaßen auf. Deine Strategie mit der Küchenrolle ist auch gut, muss ich mir merken.
    Es dauert immer eine Weile, bis die Vögel so einer neuen Futterstelle trauen. Aber wenn sie es begriffen haben, gibt es kein Halten mehr…
    Liebe Grüße!
    Doris

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