Wenn die Sonne nicht so tief stünde, dass der Garten komplett im Schatten liegt, dann hätte ich mich gestern fast wie im Frühling fühlen können. Sogar die Meisen haben schon munter ihr Lied angestimmt. „Zizi-bee, zizi-bee, Sonne schmilzt den letzten Schnee“ haben wir dazu als Kinder gesungen. Bloß heute muss ich fragen: welcher Schnee? Dass ich mit meinen Eindrücken nicht alleine bin, hat mir heute der schöne Beitrag von Iris aus ihrem Hexengarten gezeigt. Auch ein bisschen wehmütig, aber vor allem achtsam annehmend, was ist – diese Einstellung hat mich sofort angesprochen. Aber lest selbst, was sie aus ihrem Hexengarten schreibt:
Mit meinem Beitrag über unseren winterlichen Hexengarten ging es mir ganz ähnlich wie mit dem Beitrag im letzten Sommer: Tag für Tag ein Blick aus dem Fenster und dann die Feststellung „Nein, lieber doch noch warten“. Auf stimmungsvollen Schnee diesmal oder zumindest auf Raureif, der alles so schön versilbert…
Doch die Temperaturen gingen immer weiter nach oben, und statt unter einer sanften Schneedecke zu ruhen, öffnen sich doch tatsächlich gerade einige vorwitzige Blüten. Nicht die der Winterlinge oder der Schneeglöckchen, sondern Rosenknospen und Primelköpfchen… Ganz nüchtern gesehen ist es sehr lange her, dass ich Schnee zu Weihnachten oder für länger als zwei Tage im Winter erlebt habe. Doch es steckt offenbar tief in mir, einen Winter mit Frost zu erwarten und diese besondere, schneeverheißende, schimmernde Helligkeit des Himmels…
Ich liebe die scharfen Kontraste und Konturen im „richtig“ winterlichen Garten. Ebenso die kleinen Schneehügel am Boden, die verraten, wo Pflanzen unter der weißen Decke schlafen.
Amsel, Rotkehlchen & Co. sind dann so schnell zu entdecken wie sonst nie im Jahr, die Farben ihres Gefieders leuchten und man kann ihre kleinen Krallenspuren deutlich im Schnee verfolgen. Und dabei zuschauen, wie es ihnen an der Futterstelle besonders gut schmeckt…
Ich merke, wie sehr ich all das vermisse. Was, wenn die Wintermonate künftig immer zu warm für Schnee sind? Wie kann ich persönlich mein Verhalten ändern, um meinen ganz kleinen Beitrag zu leisten, damit die Natur nicht völlig aus der Balance gerät? Und welche Pflanzen können wir angesichts der sich verändernden Temperaturen nun am besten im Garten pflanzen?
Doch nun besinne ich mich erst einmal auf den Moment und schaue genau hin. Und stelle fest, dass unser Garten halt im Moment kein weiß „überzuckerter“ Zaubergarten ist. Was sagt da eine Gartenhexe doch am besten zu sich selbst 😉? „Vergiss Deine guten Pläne nicht, aber öffne jetzt Deine Augen für die vorhandene Schönheit im Garten“.
Strukturen und Kontraste gibt es nämlich auch jetzt überall zu sehen:
Grau und Beige auf Braun und Grün. Und manchmal sogar auf Blau!
Faszinierende Formen gibt es zu entdecken.
Vertrocknete Blüten zum Beispiel, die schon das neue Wachstum in sich bergen.
Ausgebleichte Zweige erinnern an dünne Knochen und tragen doch ganz kleine Knospen.
Viel Grünes ist auch im Garten am Gedeihen: die Eiben, das Moos, der Rosmarin und der Salbei…
Der Apfelbaum streckt seine knorrigen Äste in den Himmel.
Möge er im nächsten Herbst wieder gut Früchte tragen!
Ich grüße Euch ganz herzlich aus unserem winterlichen Hexengarten 😊.
Vielen Dank, liebe Iris, für deinen offenen Blick in den winterlichen Garten! Es stimmt: Schönheit findet sich auch hier, wenn man die Gedanken beiseite schiebt, wie es im Winter „sein sollte“. Ich vermisse Frost und Schnee auch sehr, aber weiße Weihnachten gab es auch in meiner Kindheit bei uns sehr selten. Oder wie mein Papa damals gesagt hat: „Richtiger Schnee, der liegen bleibt, kommt frühestens zu Dreikönig.“ Und zumindest für unsere Gegend hat er damit bis heute Recht, auch wenn der Schnee, der liegen bleibt, doch deutlich seltener geworden ist und der Unterschied von „im Tal“ und „auf der Höhe“, was das angeht, noch ausgeprägter. In diesem Sinne, die Hoffnung auf frostiges Winterwetter nicht frühzeitig aufgeben und bis dahin an dem erfreuen, was die Natur uns bietet. Oder was meint ihr?