Jetzt wird’s dufte: Buchvorstellung

Nach meinem Kurs gestern zum Thema Duschgel & Deo bin ich wieder richtig in „Duftlaune“ 😉 Es gibt so viele tolle Düfte aus der Natur und im Moment geizt die Natur damit auch nicht. Da düfst ihr euch in nächste Zeit auf einige duftige Beiträge hier freuen. Den Anfang möchte ich mit einer Buchvorstellung machen.

Cover_Hydrolate_2014

Da ich mir für diese Vegetationsperiode vorgenommen habe, mehr Pflanzenwässer selbst zu destillieren, bin ich auf dieses schöne Buch aufmerksam geworden. Netterweise stellte mir der Freya-Verlag sogar ein Rezensionexemplar und gestern beim Kurs durfte es mit dem Them natürlich auch nicht fehlen. Über ätherische Öle gibt es ja eine sehr große Auswahl an Büchern – vom kleinen Ratgeber bis hin zum dicken Fachbuch. Das Thema Hydrolate scheint allerdings im deutschen Sprachraum noch nicht so angekommen zu sein, obwohl es gerade in den englischsprachigen Ländern sowohl in der Literatur als auch in der Aromapflege und -therapie inzwischen recht beliebt ist. Eigentlich schade, dass die Pflanzenwässer bei uns noch nicht so viel Beachtung finden, denn weniger wirksam und vielseitig als ätherische Öle sind sie bestimmt nicht. Und für Selbermach-Begeisterte wie mich haben sie noch einen großen Vorteil: Im Gegensatz zu ätherischen Ölen lassen sie sich mit den hier zu Lande zugelassenen Kleindestillen prima herstellen 😉

So, nun aber zu dem Buch „Hydrolate“ von Ingrid Kleindienst-John. Die ersten Kapitel sind der Geschichte und Herstellung von Hydrolaten gewidmet. Dabei erklärt sie das Prinzip der Wasserdampfdestillation an sich ebenso wie die praktische Durchführung für alle, die es selber gern mal ausporbieren wollen. Sogar eine Bauanleitung für eine einfache Glasdestille fehlt nicht (aber Vorsicht für die deutschen Leser: bei uns ist ein Kesselvolumen von 1 l illegal, da darf man höchstens 500 ml verwenden!). Die chemisch-physikalischen Prozesse, die bei einer Destillation ablaufen erklärt sie dabei anschaulich und für Laien verständlich. Besonders schön finde ich, dass sie auf die Qualitätsmerkmale eines echten Hydrolates eingeht, die man auch beim Kauf beachten sollte. Mir war jedenfalls vorher nicht klar, dass das Rosenwasser aus der Apotheke gar kein Hydrolat, sondern normalerweise einfach Wasser mit Zusatz von Rosenöl ist. Man lernt also nie aus! Total sympathisch ist mir auch der Hinweis auf „missglückte“ Destillationen. Frau Kleindienst-John beschreibt, wie sie versuchte aus dem wunderbar duftenden Steinklee Hydrolat zu gewinnen. Heraus kam leider ein Wasser das nach Hundekot roch. Oder wie der österreiche Erfinder und Vater der Bionik so schön über die erfolglosen Erfinder sagte: „Es ist noch keiner von ihnen, der es zu nichts brachte, vergeblich gestorben: er hat allen anderen gezeigt, wie man es nicht machen darf.“ Ich habe nämlich auch schon mal wunderbar duftende Platterbsenblüten destilliert mit dem Ergebnsi, dass das Hydrolat nur nach nassem Heu roch…

Den Hauptteil des Buches stellen anschließend die Porträts der verschiedenen Hydrolate dar und da ist wirklich fast alles zu finden, was man destillieren kann – von Rose über Lavendel und anderen Gewürzen bis hin zu Efeu, Hopfen und Holunderblüte. Neben einer kurzen Beschreibung der Pflanze und ihrer Heilwirkung wird ausfühlich die Wirkung und Verwendung des Hydrolates dargestellt. Für alle, die selber destillieren wollen, gibt es Auskunft, welcher Pflanzenteil destilliert wird und welchen pH-Wert das Hydrolat hat. Letzerer hilft auch dabei festzustellen, ob ein Hydrolat nach lägerer Lagerung noch „gut“ ist oder ob ein gekauftes auch das ist, was drauf steht. Der übersichtliche Aufbau und die schönen Bilder machen auf jeden Fall gleich Lust, die Hydrolate mit der eigenen Nase zu erkunden und mit ihnen zu experimentieren.

Am Ende des Buches steht ein kleines, aber feines Kapitel mit Rezepten und Tipps, wie man Hydrolate für Schönheit und Gesundheit einsetzen kann. Den größeren Teil machen dabei eindeutig die Schönheitsrezepte aus. Deos, Cremes, Aftershave und natürlich Duftwässer dürfen hier nicht fehlen. Die Rezepte sind so angelegt, dass man sie als Grundlage für eigene Variationen nehmen kann und Ideen für Abwandlungen sind bei vielen auch gegeben. Für meinen Geschmack etwas zu kurz ist leider der Abschnitt zur Verwendung von Hydrolaten in der Küche. Das vorgestellte Marzipan mit Rosenwasser habe ich gleich ausprobiert und es ist auch sehr gut angekommen. Zum besonderen Nachtisch mit Vanille-Hydrolat fehlt leider das Rezept (Satzfehler?) und gerade bei den Süßspeisen kann ich mir noch viele tolle Anwendungen für Hydrolate vorstellen. Aber vielleicht teilt die Autorin da meine Vorliebe für Süßes mit Aroma auch einfach nicht 😉

Insgesamt gefällt mir das Buch auf jeden Fall sehr gut und ihr dürft euch auch noch auf einige Rezeptideen daraus freuen. Denn ein paar Sachen will ich unbedingt ausprobieren. Und auf jeden Fall will ich mehr selbst destillieren dieses Jahr. Etliche interessante Hydrolate gibt es ja gar nicht zu kaufen oder sie sind in guter Qualität recht teuer. Allein mit dem Pflänzchen, die bei mir so auf dem Balkon wachsen, gibt es da schon spannende Möglichkeiten. Und wie gesagt, in nächster Zeit geht es hier duftig weiter. Jetzt aber nichts wie raus zu den Fliederbüschen, die anfangen ihre Knospen zu öffnen. An so einem Frühlingssonntag sollte man nicht nur drin sitzen und lesen 😉

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