Sommer im Hexengarten: Nachtschwärmer

Auch wenn die goldene Sonne im Moment einen schönen Altweibersommer verheißt, eines ist doch schon bedeutend herbstlicher als im Hochsommer: es wird deutlich früher dunkel und die Nächte sind kühler. Wobei ich dieses Jahr auch im August öfter mal warm eingepackt war, um die Sommersternbilder zu betrachten und auf Sternschnuppen zu warten. Weil ich Gärten gerade auch in der Nacht gerne mag, freut es mich umso mehr euch heute Doris‘ Beitrag zu ihren Nachtschwärmern im Garten präsentieren zu dürfen 🙂 Hier ist er:

Nachtschwärmer

Nachtschwärmer in Zeiten von Corona, und das sogar während des Lockdowns?! Ja, hats gegeben, denn als Insekt war man ganz klar im Vorteil: Kommen und Gehen nach Belieben, ohne Maske und mit freiem Zutritt allerorten. Ich glaube, die Menschen hatten noch nie so viel Freude am Insektenbeobachten wie während der Lockdown-Zeiten. Man lernt die kleinen Dinge und Tiere wieder zu schätzen, wenn man so auf sich selbst zurückgeworfen wird.

Dieser Brummer ist mir bereits 2020 in die Fotofalle geschwirrt, und diesen Sommer gab es zu meiner Freude ein Wiedersehen mit ihm oder jemandem aus der näheren Verwandtschaft. Das Geißblatt an meinem Pavillon duftete abends so unbeschreiblich betörend, das schien dem großen Falter sehr zu gefallen. Weiß jemand von euch, was für ein Falter das ist? Die Zeichnung war so auffällig, da dachte ich, das ist ja ein Klacks, aber ich bin bei der Suche auf keinen grünen Zweig gekommen. Grüne Zweige gibt es an meinem Pavillon dagegen ausgesprochen viele! Vielleicht war der Flattermann ja doch ein verzauberter Prinz auf der Suche nach der Prinzessin im verwunschenen Grün.

Geißblatt, wilder Wein und Clematis überwuchern meinen kleinen Sommersitz, im dem es bei großer Hitze recht lauschig und gemütlich ist. Alles Lieblingspflanzen, auch wenn der Wein regelmäßig eine strenge Hand mit Gartenschere braucht. Im Herbst belohnt er mich mit seiner wunderschönen Färbung für die Mühe. Inzwischen sichert der Bewuchs den Pavillon auch bei starkem Wind; darüber bin ich sehr froh, denn im ersten Sommer hat ein Sturm das Metallgerüst glatt aus dem Boden gerissen. Seitdem hat er ein wenig Schlagseite, macht aber nichts. Für den Kater habe ich einen Catwalk von der Weide rüber gebaut. Da oben ist er aufgeräumt und liegt mir nicht die Tomaten platt. Soweit jedenfalls die Theorie. 😀

Ich hatte auch noch Begegnungen mit anderen Nachtschwärmern in diesem Jahr, und zwar mit zwei jungen Waldohreulen. Das Nest war am anderen Ende des Dorfes, so dass wir im Ortskern akustisch gesehen bis zum Hochsommer nichts vom Nachwuchs mitbekommen haben, aber als die beiden Ästlinge mobiler wurden, waren sie der Ansicht, es sollte jeder im Dorf mal beschallt werden. Etwa zwei Wochen lang verbrachten sie die Nacht in einem der Nachbarsgärten und machten ihrem Unmut über die ausbleibende Futterration Luft. Die sind ausdauernd, das kann ich euch sagen! Ein Nachbar wollte schon am nächsten Tag die Apotheke wegen Ohrstöpseln stürmen – er hatte sie nämlich frontal im Baum vorm Schlafzimmer sitzen. Ab der Abenddämmerung ging es los mit den Rufen in einer Taktfrequenz von 3 – 5 Sekunden. Heftig, wenn man dabei probiert einzuschlafen.

Ein gutes Foto war leider nicht möglich, aber ich konnte die beiden jungen Eulen ein wenig im Licht der Taschenlampe beobachten. Lautlose Flüge habe ich auch gesehen. Beeindruckende Tiere! Der Lichtkegel war ihnen übrigens völlig egal, die haben nur auf Mama oder Papa oder besser noch beide gewartet. Ich nehme allerdings an, die Altvögel hatten den Nachwuchs auf Diät gesetzt, um ihn zum Jagen zu animieren. Irgendwann ist ja auch mal gut.

Ja, das Leben kann hart sein, für Eulen, aber auch für Menschen. Es kommt wahrscheinlich nicht von ungefähr, dass „Waldohreule nervt“ einer der ersten Vorschläge bei der Google-Suche ist. 😀

Eine verwunschene Gartenlaube mit Geißblatt – das lässt mich wirklich in Träumen geraten. Bei meinen Eltern im Garten hatten wir einen Rosenbogen über den Weg gestellt, der irgendwann auch komplett mit Geißblatt überrankt war und ich liebe diesen Duft einfach. Zu schade, dass er einer von der Sorte Blütendüfte ist, die sich auch mit sämtlichen Tricks nicht der Blüte entreißen und in ein Parfum oder ätherisches Öl bannen lassen. Aber bei deinem verzauberten Prinzen kann ich dir weiterhelfen, liebe Doris. Der sieht ganz nach einem Windenschwärmer aus. Neben der Nachtkerze ist das Geißblatt wohl eine seiner Lieblingspflanzen. Ich hoffe sehr, dass mein kleines Gartengeißblatt nächstes Jahr blüht und zwei junge Nachtkerzen habe ich erst neulich geschenkt bekommen.

Liebe Doris, ganz herzlichen Dank für deine Nachtschwärmergeschichten! Ich bin schon gespannt, was ihr anderen für Nachtschwärmer im Garten habt oder für diese tut. Nachtschwärmen geht im Garten zum Glück ja zu jeder Zeit 🙂

3 Kommentare zu “Sommer im Hexengarten: Nachtschwärmer

  1. 19. September 2021 um 16:43

    Liebe Doris
    Wir waren im Urlaub im Zillertal und da habe ich auf einem großen Parkplatz die Raupe eines Kiefernschwärmers gefunden und natürlich gerettet. Also hatte ich auch eine Art Nachtschwärmerbegegnung.
    Dein Sommersitz ist ein Traum und dem Kater scheint es sehr gut zu gefallen. Die Eulen ein wunderschönes wenn auch lautes Erlebnis. Dein Garten sieht sehr liebevoll und gemütlich aus ich bin begeistert.
    Ich denke auch Windenschwärmer, mein erster Gedanke bei deinem Foto war : oh ein Taubenschwänzchen aber die Farben stimmen nicht.
    So toller Bericht.
    Liebe Grüße
    Claudia

  2. 19. September 2021 um 18:25

    Es könnte auch der Kiefernschwärmer sein. Sorry habe gerade erst meine Raupe als fertigen Falter angesehen. 🙂

    Gruß Claudia

  3. Iris & Bernd
    19. September 2021 um 20:10

    Liebe Doris,
    ganz vielen Dank für Deinen wunderbaren Beitrag!
    Dein Sommersitz ist wirklich zauberhaft und wie gemütlich es ist, kann man dem Kater sozusagen von den Schnurrhaaren ablesen 🙂 !
    Und jetzt geht uns das Geißblatt auch gar nicht mehr aus dem Kopf, hm…
    In diesem Sommer haben bei uns nächtens leider keine Eulchen gerufen.
    Doch der Sommerflieder ist von Nachtfaltern ähnlich umschwärmt wie von Schmetterlingen tagsüber.
    Wer hier zur Zeit so richtig umherschwirrt, das sind kleine Fledermäuse. Wenn man ein Weilchen in den sich verdunkelnden Himmel über den Dächern gegenüber schaut, sieht man sie für Momente ihre blitzschnellen Kurven drehen.
    Liebe Grüße,
    Iris & Bernd

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