Winter in der Hexenküche: Einkochzeit ist immer

Es ist nicht selten so, dass die einfachsten Erfindungen oft mit die genialsten sind. So staune ich auch immer wieder über das Konzept Einkochen. Klar hat es seine Grenzen und macht den Gefrierschrank nicht völlig sinnlos, aber die Idee, Essen einfach in einem Glas zu erhitzen und es so über Wochen und Monate ohne zusätzliche Energiezufuhr haltbar zu machen, hat wirklich etwas Bestechendes und ist sicher kein Auslaufmodell. Vor allem nicht in Zeiten steigender Energiepreise. Ich muss gestehen, dass ich selbst beim Einkochen bisher nur in die süße Richtung unterwegs war, also Marmelade, Kompott und Mus. Auf den Geschmack, dass das auch mit deftigen Speisen und sogar Brot und Kuchen gut geht, hat mich erst Andreas mit seinen Kostproben gebracht. Deswegen freue ich mich ganz besonders, dass ich euch heute hier seine Tipps und Anregungen zum Thema Einkochen präsentieren darf. Die Tage erreichte mich nämlich sein Beitrag zum „Winter in der Hexenküche“. Er schreibt:

Hallo Mirjam,

bevor der Winter wieder vorbei ist, möchte ich doch noch einen Beitrag zum Winter in der Hexenküche bringen und ein wenig übers Einkochen erzählen. Das hört sich erst mal nach einem Beitrag zum Sommer oder Herbst im Hexengarten an, aber eigentlich ist das ganze Jahr Einkochzeit.

Viele Grüße
Andreas

Viele von Euch, die hier mitlesen kochen wahrscheinlich schon viel länger ein, als ich. Aber ich hoffe, dass ich Euch trotzdem ein paar neue Tipps und Ideen geben kann. Deswegen möchte ich auch nicht auf die Grundlagen eingehen, sondern empfehle hier das Weck Einkochbuch. Das Buch wirkt zwar heutzutage etwas altmodisch und belehrend (oder netter ausgedrückt sehr retro – ein Großteil der Texte der aktuellen Version kommt vermutlich aus den 80ern), erklärt aber sehr gut und verständlich alles, was man zum Thema „klassisches Einkochen“ mit Gläsern mit Glasdeckel und Gummiring sowie Einkochtopf wissen muss. (Anmerkung der Redaktion: Der Autor hat alle dargestellten Produkte selbst für gutes Geld gekauft. Die Firma Weck kennt aller Wahrscheinlichkeit nach weder meinen Blog noch seinen Beitrag hier…)

Aus meiner Kindheit kannte ich vor allem von meiner Mutter und Tante eingekochtes Obst und Essiggurken. Schon länger hatte ich vor, selbst Essiggurken einzukochen, da die gekauften – auch die teuren – einfach nicht an die Qualität herankommen, die ich von früher gewohnt war. Lange hatte mir aber ein Anstoß gefehlt, um mit dem Einkochen anzufangen. Der kam schließlich vor drei Jahren in Form einer überreichen Quittenernte bei meiner Nachbarin. Ich bekam so viele Quitten geschenkt, dass ich sie unmöglich alle verkochen und verbacken konnte. Schließlich fielen mir die alten Einliter Einkochgläser ein, die ich von meiner Tante geerbt hatte. Bei meiner ersten Einkochaktion habe ich dann nicht nur viel Respekt für die Arbeit meiner Tante und Mutter gewonnen, sondern auch festgestellt, dass es Spaß macht, Vorräte selbst haltbar zu machen. Außerdem war ich schon ein wenig stolz auf die vielen Gläser mit Quitten. 😉 Mein Interesse war geweckt (kein Wortspiel beabsichtigt) und schnell stellte ich fest, dass man nicht nur Obst und Gemüse einkochen kann. Es ist auch recht einfach seine eigenen Fertiggerichte herzustellen und sogar Kuchen und Brot kann man haltbar machen.

Ich koche gerne, wenn ich die Zeit und Muße dazu habe. Unter der Woche siegt aber meist die Faulheit und ich bevorzuge Gerichte, die man möglichst schnell auf den Tisch bekommt. Auch hier geht es mir wie bei den Essiggurken: Gekaufte Fertiggerichte sind OK, kommen aber einfach nicht an selbst gekochtes heran. Inzwischen koche ich deswegen neben Obst, Gemüse und Säften vor allem Suppen, Soßen und auch z.B. Gulasch oder Rouladen ein. Nur meine Essiggurken sind noch nicht so gelungen. Zwar sind sie so knackig, wie ich sie haben wollte, aber leider nicht so würzig. Hier habe ich mir vorgenommen, nächstes Mal Atessas Rezepte auszuprobieren.

Gesammelte Werke

Auch für Feste können eingekochte Gerichte sehr praktisch sein, gerade wenn man als Einpersonenhaushalt viele Gäste bewirten will. Man kocht das Hauptgericht einfach ein paar Tage früher und hat dann mehr Zeit um z.B. noch einen Kuchen zu backen. Und wenn ein Fest verschoben werden muss,was zur Zeit ja immer passieren kann, feiert man einfach ein paar Wochen oder Monate später. Das Essen wird nicht schlecht und man muss auch nicht zwei Wochen dasselbe essen, weil die Gäste nicht kommen konnten.

Im Wesentlichen kann man die Gerichte kochen oder Backen wie immer, bevor man sie einkocht. Einige Dinge sind jedoch ein wenig anders:

  • Soßen dürfen vor dem Einkochen nicht mit Mehl o.ä. gebunden werden, da sie sonst sauer werden würden.
  • Auch einige sehr stärkehaltige Gemüse wie z.B. Bohnen oder Mais sollte man vermeiden (auch wenn ich hier schon gegenteilige Meinungen gelesen habe).
  • Milch und Milchprodukte sollten nicht verwendet werden (wie es da z.B. mit Mandel- oder Sojamilch als Alternative aussieht, kann ich leider nicht sagen, wäre aber dankbar für Erfahrungsberichte).
  • Nudeln und Reis sollte man auch nicht mit einkochen.
  • Man sollte die Gläser nur bis zwei Zentimeter unter den Rand füllen, damit beim Einkochen der Inhalt nicht zwischen Rand und Dichtgummi gedrückt wird, da das Glas dann nicht dicht schließen kann.
  • Bei Pastasoßen reicht ein Viertelliterglas für eine Person und ein Halbliterglas für drei Personen (wegen der 2 cm Abstand zum Rand fasst Das Halbliterglas effektiv mehr als doppelt soviel).
  • Bei sonstigen Gerichten rechne ich mit einem halben Liter pro Person.
  • Gebäck kann man in den eingefetteten und mit Mehl oder Weckmehl (Semmelbröseln) bestreuten Gläsern backen und dann einkochen. Die Gläser sollten nur halb mit Teig gefüllt werden, da der Teig ja noch aufgeht.
  • Schwarz- oder Weißbrot, das eine Kruste haben sollte, kann man zwar einkochen, aber es schmeckt nicht besonders gut, da die Kruste weich wird. Vollkornbrot eignet sich sehr gut zum Einkochen.

Einige Tipps, die ich gerne am Anfang gewusst hätte:

  • Die Gummiringe, mit denen die Gläser verschlossen werden, sind wiederverwendbar. Man kann sie einfach spülen und direkt bevor man sie wieder einsetzt kurz in Essigwasser kochen.
  • gerade bei stark kalkhaltigem Leitungswasser hilft es, einen Schuss Essig in den Einkochtopf zu geben, damit die Gläser keine Kalkflecken bekommen
  • Klebeetiketten bekommt man problemlos ab, wenn man die Gläser einige Zeit einweicht. Zumindest die normalen Klebeetiketten – die furchtbaren Etiketten auf gekauften Glaskonserven beeindruckt das meist gar nicht.

Falls Ihr Lust bekommen habt, selbst Fertiggerichte einzukochen, habe ich noch ein Rezept für Euch. Ein Versuch, die Kartoffelsuppe meiner Tante nachzukochen – kommt dem Original zumindest recht nahe.

Kartoffelsuppe

750 Gramm Kartoffeln
1 Lauchstange
3 Karotten
1 Petersilienwurzel oder Pastinake
1 Knoblauchzehe
2 Zwiebeln
1 Lorbeerblatt
3 Scheiben getrocknete Pilze
2 Thymianzweige
2 Majoranzweige
1 Rosmarinzweig
etwas Petersilie
2 Liter Wasser (alternativ Gemüsebrühe)
1 – 2 EL Tomatenmark
etwas Öl
etwas Butter
Salz und Pfeffer

Das Gemüse schälen und in Stücke schneiden. Zwiebeln, Knoblauch, Petersilienwurzel (Pastinake), Lauch und Karotten in Butter mit einem Schuss Öl andünsten. Die restlichen Zutaten zugeben und ca. 1 Stunde köcheln lassen. Lorbeerblatt und Kräuterzweige entfernen, pürieren und mit Salz und Pfeffer abschmecken.

In Gläser füllen, verschließen und 90 Minuten bei 100° C einkochen.

Mir läuft jetzt schon das Wasser im Mund zusammen! Ganz herzlichen Dank, lieber Andreas, für deinen schönen Beitrag! Ich werde ihn auf jeden Fall als Ansporn nehmen, mich erstmal vorsichtig in die saure Richtung zu wagen. Ich hatte leider niemanden in der Familie, der fleißig eingekocht hat (außer Marmelade und Zwetschgenmus), aber erinnere mich noch gut an die selbstgemachten Essiggurken von der Oma meiner besten Grundschulfreundin. Die habe ich geliebt, vor allem auch im Kartoffelgemüse, und musste mir daheim vorwerfen lassen, dass ich zu Hause am Kartoffelgemüse herummäkle und es auswärts aber esse. Für mich war der Grund ganz offensichtlich: die sauren Gurken von der Oma haben einfach viel besser geschmeckt als die gekauften daheim. Und an Silberzwiebeln muss ich mich auch mal versuchen. Die mochte ich schon immer gerne.

Und wie sieht es bei euch aus? Seid ihr erfahrene Einkocher und habt vielleicht sogar eine ganze Kammer voller Gläser? Oder wollt vielleicht das ein oder andere Lieblingsrezept verraten? Ich freue mich auf eure Kommentare 🙂

6 Kommentare zu “Winter in der Hexenküche: Einkochzeit ist immer

  1. 5. Februar 2022 um 21:10

    Lieber Andreas

    Da hast du etwas geschrieben- ich habe mir schon vor über 50 Jahren geschworen nie nie nie Einkochen! Als Kind und Jugendliche gab es immer Eingewecktes und irgendwann hasst du es. Meinem Mann geht es genauso – früher wurden bei den Kirschen nach dem Öffnen des Glases die toten Würmer abgeschöpft.
    Aber ich habe noch Weckgläser auf der Bühne – vielleicht? Wenn ja dann antworte ich irgendwann auf diesen tollen Beitrag.
    Die eingemachten Quitten sind als Beilage für Braten?
    Oh Oh ich fang schon an zu überlegen 🙂
    Liebe Grüße
    Claudia

    • Andreas
      6. Februar 2022 um 19:49

      Hallo Claudia,

      so ähnlich geht es mir mit gebratenen Hühnern und Gänsen. Meine Eltern hielten Geflügel und es gab gefühlt Sonntags nichts anderes. Nicht, dass es mir nicht geschmeckt hätte, ich hatte nur vor 15 Jahren schon genug fürs ganze Leben gegessen. 😉 Bei den Kirschen kann ich mich nicht an Würmer erinnern, allerdings habe ich immer die erwischt, in denen doch noch ein Kern drin war.

      Die Quitten sind vielseitig einsetzbar: Zu Milchreis oder Grießbrei, auf Kuchen, etc. An Braten hatte ich noch gar nicht gedacht, klingt aber nach einer guten Idee, das muss ich mal ausprobieren.

      Würde mich freuen, von Dir zu hören, falls Du es versuchst. Das Zubehör für die klassischen Weckgläser gibt es immer noch im Handel, obwohl sie vor fast 40 Jahren von den neuen Rundrandgläsern abgelöst wurden, was viel über die Verbreitung der alten Gläser aussagt.

      Liebe Grüße
      Andreas

  2. Doris
    6. Februar 2022 um 20:48

    Hallo Andreas,

    das ist ja ein spannendes Thema, das du da wieder zum Leben erweckst (auch kein Wortspiel ;-)). Außer Marmelade koche ich fast nichts ein, habe mich aber mal vor zwei Jahren an Gurken versucht, nach einem Rezept aus der LandIdee oder sowas. Die sind richtig gut geworden! Letztes Jahr hatte ich nicht genug Gurken, da war die Braunfäule leider schneller.

    Meine Mutter hat früher Zwetschen, Kirschen und grüne Bohnen eingekocht. Zwetschen und Kirschen mochte ich damals gar nicht sooo gern, aber heute würde ich die schon ganz gern essen. Die Bohnen muss ich mal wieder probieren, denn ein Salat aus eingekochten Bohnen schmeckt prima. Ach ja, Kuchen mache ich auch ab und zu im Glas. Schon, oder? Das finde ich ganz praktisch, weil man dann schnell was bei der Hand hat, wenn es einen überkommt (und keine Bäckerei auf hat). Hast du denn vielleicht ein Rezept für Vollkornbrot? Das würde mich ja jetzt sehr interessieren.

    Viele Grüße!
    Doris

  3. Andreas
    8. Februar 2022 um 07:44

    Hallo Doris,

    Kuchen im Glas finde ich auch sehr praktisch, genau wie Brot. Ich backe meist das hier: https://www.foodwithlove.de/5-minuten-vollkornbrot-mein-blitz.html
    Das ist zwar ein Rezept für den Thermomix, geht aber sicher auch mit einer anderen Küchenmaschine oder von Hand. Ich habe das Dinkelvollkornmehl auch schon mal durch Weizenvollkornmehl ersetzt, war auch sehr gut. Statt der Kerne nehme ich auch gern mal Nüsse. Ein Halbliterglas reicht mir gut für 2x Brotzeit.

    Viele Grüße
    Andreas

  4. Bernd
    10. Februar 2022 um 13:33

    Hallo Andreas,

    wow! Ich bin beeindruckt, was Du alles in die Gläser zauberst. Lecker, lecker… Klar, auch bei mir werden beim Lesen sofort Kindheitserinnerungen wach, an meine Mutter beim „Einmachen“, wie es bei uns daheim hieß, und an große Kellerregale voller Gläser mit Obst, Gemüse und – ganz wichtig! – Senfgurken (schwärmen wir nicht alle von den Gurken unserer Mütter und Großmütter :)) . Iris und ich haben selber noch nie etwas eingeweckt. Aber unser erstes Chutney von eigenen Äpfeln im vergangenen Herbst hat schon ein bisschen Appetit gemacht auf mehr Herzhaftes aus eigener Produktion. Von Dir inspiriert, werde ich jetzt mal schauen, ob meine Mutter irgendeine Anleitung für ihre Senfgurken hinterlassen hat…

    Liebe Grüße – auch von Iris natürlich

    Bernd

  5. Andreas
    12. Februar 2022 um 14:40

    Hallo Bernd,

    bei uns hieß es damals auch Einmachen. Falls Du das Rezept findest, würde mich das auch sehr interessieren.

    Viele Grüße, auch an Iris
    Andreas

Schreibe einen Kommentar zu Andreas Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert