Eine Geschichte aus dem Land der verliebten Berge

Ein paar Fotos aus Neuseeland habe ich hier vor Kurzem gezeigt. Heute möchte ich gerne eine alte Geschichte von dort erzählen, die es mir sehr angetan hat, nämlich die von der Schlacht der Berge.

Neuseeland ist eine Vulkaninsel. Natürlich regen solche eindrucksvollen Berge die Fantasie der Menschen an und die Māori kennen viele Geschichten über ihr Land und, wie es entstanden ist. Eine der bekanntesten handelt davon, wie die großen Vulkane der Nordinsel an die Orte gekommen sind, wo sie heute stehen:

In der Zeit, als die Erde noch jung war, lebten alle Vulkane der Nordinsel friedlich im zentralen Plateau zusammen. Es gab vier große Krieger unter den Bergen: Tongariro, Taranaki, Tauhara und Pūtauaki. Und am südlichen Rand des großen Taupo-Sees lebte die wunderschöne, in grünen Wald gekleidete Bergdame Pīhanga.

Von Taupo aus gesehen liegen die Vulkane des Zentralplateaus friedlich hinter dem See

Von Taupo aus gesehen liegen die Vulkane des Zentralplateaus friedlich hinter dem See

Da es sich bei unseren Bergkriegern nicht um einfache Berge mit einem Herz aus Stein, sondern um Feuerberge handelt, verliebten sie sich alle vier in die schöne Pīhanga und wollte sie für sich gewinnen. Deswegen entbrannte ein fürchterlicher Streit zwischen ihnen und ihr Kampf ließ die Erde erbeben und glühende Felsen in den Himmel fliegen. Sie kämpften solange miteinander, bis klar wurde, dass Tongariro der Stärkste unter ihnen war. Die drei unterlegenen Krieger beschlossen, dass Feld zu Räumen. Das war sicher auch besser, denn Ruhe hätte es bei ihrem Temperament sonst keine mehr gegeben. Am Abend ihrer Niederlage zogen sie los. Jeder soweit er konnte, bis die aufgehende Sonne ihn fest an seinen neuen Platz band. Denn Berge können nur einmal in ihrem Leben und auch nur bei Nacht wandern. Tauhara war der langsamste von ihnen, denn alle paar Meter blieb er stehen, um sich voller Sehnsucht nach Pīhanga umzudrehen. So schaffte er es nur bis ans andere Ende des Taupo-Sees. Pūtauaki lief in seiner Eile, das Schlachtfeld zu verlassen, weit nach Nordosten, wo er fast das Meer an der Bay of Plenty erreichte und dort eine neue Liebe fand. Taranaki dagegen wanderte nach Westen und hinterließ dabei als Spuren die tiefen Schluchten des Whanganui Flusses. Seitdem steht er einsam und majestätisch an der Westküste und sieht immer noch zurück zu seiner verlorenen Liebe. Wenn er um sie weint, dann hüllt er seinen Gipfel in Wolken. Und das passiert auch heute noch recht häufig. Selbst Abel Tasman, der als erster Europäer Neuseeland erreichte, „übersah“ ihn, als er die Küste entlang segelte.

Link: Encyclopedia of New Zealand

Wenn er nicht gerade trauert, gewährt der Taranaki die Aussischt auf seinen mächtigen Gipfel

Wenn er nicht gerade trauert, gewährt der Taranaki die Aussicht auf seinen mächtigen Gipfel

Mit seinen plötzlichen Wetterumschwüngen hat er aber schon so manchen unvorsichtigen Wanderer auf seinem Gewissen

Mit seinen plötzlichen Wetterumschwüngen hat er aber schon so manchen unvorsichtigen Wanderer auf seinem Gewissen

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Aber lockt sein Gipfel nicht geradezu?

So, das ist eine von vielen Geschichten aus Neuseeland über verliebte Berge. Denn davon gibt es dort einige, aber das ist auch kein Wunder bei der Landschaft.

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