Sommer im Hexengarten: Der Balkonkürbis

Ja, ich weiß, eigentlich ist schon Herbst, um genauer zu sein heute seit heute um 15:30 Uhr. Aber dieses Jahr folgen die Beiträge bei unserem „Sommer im Hexengarten“ dem selben altbekannten Gesetz für Beitrageinsreichungen bei wissenschaftlichen Tagungen: zum Ende hin steigen sie exponentiell an 😉

Atessa hat uns auf den letzten Metern noch ein leckeres Gurkenrezept, nämlich eine Gurken-Minz-Suppe mit Sauerteigfladenbrot gezaubert sowie ein Minzgel gegen allerlei Hautwehwehchen. Und gestern durfte ich mich noch über eine Mail mit einem weiteren Gastbeitrag freuen und das auch noch von einem Neuen hier im Bunde, einem bisher heimlichen, aber sehr treuen Leser. Andreas teilt nämlich mit uns sein Geheimnis, wie man Kürbisse auch auf dem Balkon kultivieren kann und was bei ihm dort sonst noch so wächst. Aber lest und vor allem seht selbst.

Liebe Miri,

nachdem ich mehrere Jahre nur mitgelesen habe, schaffe ich es endlich auch einmal, etwas beizutragen. Eigentlich wollte ich über eingelegte Walnüsse schreiben, aber da hat mir dieses Jahr ein später Nachtfrost einen Strich durch die Rechnung gemacht. Bei uns gibt es heuer praktisch keine Walnüsse und auch das Obst hat es schwer getroffen. Also bekommt nun mein Balkonkürbis seinen Auftritt.

Ich hatte schon mehrmals Hokkaidokürbisse auf dem Balkon gezogen. Meist hat es für einen großen Topf Suppe oder einen gefüllten Kürbis gereicht. Leider habe ich in diesem verrückten Frühjahr versäumt, rechtzeitig Kürbispflänzchen am Küchenfenster zu ziehen. Zum Glück bekam ich aber ein (vermeintliches ;-)) Hokkaidopflänzchen geschenkt.

Kürbisse benötigen viel nährstoffreichen Boden, um richtig wachsen zu können Außerdem sind sie Starkzehrer, laugen also den Boden so sehr aus, dass man im nächsten Jahr in der gleichen Erde keine Kürbisse mehr ziehen sollte. Mein Ysopstrauch, der mageren Boden braucht, fühlt sich aber in ehemaliger Kürbiserde sehr wohl. Also füllte ich den größten Blumentopf, den ich finden konnte mit 20 Litern Kompost und 20 Litern Blumenerde und pflanzte den Kürbis ein.

noch wirkt er ein wenig verloren in seinem riesigen Topf

Dem Kürbis schien es zu gefallen und bald war er schon auf ein vielfaches seiner Größe angewachsen. Was mich ein bisschen wunderte, war, dass sich die Ranken nicht so einfach biegen und verlegen ließen, wie ich es von Hokkaidos gewohnt bin. Nach einigen Wochen hatte erden Topf komplett überwuchert und blühte prächtig. Die Bienen und vor allem die Hummeln freuten sich – endlich Blüten in vernünftiger Größe. Ich habe schon oft gehört, man sollte die männlichen Blüten (die ohne Knubbel am Blütenstiel) abschneiden, um den Ertrag zu steigern, aber nachdem Der Kürbis bei mir genauso Balkonschmuck ist, wie Nutzpflanze, lasse ich alle Blüten stehen.

Kürbis statt Geranie 😉
Hummeln lieben Kürbisblüten

Da mein Balkon an der Nordwestseite des Hauses liegt, wuchs der Kürbis vor allem auch in diese Richtung, um möglichst viel Sonne zu bekommen. Auch die Früchte wuchsen so außerhalb des Balkons. Da die Ranken bei weitem nicht so biegsam waren, wie gewohnt konnte ich auch nichts daran ändern. Nachdem er zuerst drei Früchte trug, steckte der Kürbis schließlich alle Energie in eine Frucht, die anderen Früchte verkümmerten sichtlich und waren schließlich kaum mehr zu finden. Wie gewohnt brauchte die Pflanze sehr viel Wasser – ca. 5 bis 7 Liter an heißen, trockenen Tagen. Zur Mittagszeit sieht man auch an den Blättern deutlich, wieviel Wasser sie verdunsten.

Der Kürbis in der Mittagssonne – im Vordergrund meine „halbwilden“ Möhren

Als die Frucht wuchs, bemerkte ich schnell, dass ich dieses Jahr wohl keinen Hokkaido gepflanzt hatte. Wo Hokkaidos normalerweise schon fast von Anfang an orange sind, sah mein Kürbis diesmal eher wie eine kugelförmige Zucchini mit hell- und dunkelgrünen Streifen aus. Auch wurde die Frucht wesentlich größer, als normale Hokkaidos. Ein Netz, das ich geknüpft hatte, um den hängenden Kürbis zu sichern und das für einen Hokkaido vollkommen ausgereicht hätte, hat er einfach gesprengt. Schließlich sicherte ich ihn mit einem Apfelkorb, den ich an das Balkongeländer band.

Ein Kürbis kennt keine Furcht 😉
…aber sicher ist sicher!

Nach und nach nahm die „dicke Zucchini“ dann aber doch eine schöne orange Farbe an. Vor einer Woche war sie schließlich komplett orange. Die Pflanze hatte ihre ganze Energie in die Frucht gesteckt und war inzwischen verkümmert und vom Mehltau befallen. Mit Leiter und Taschenmesser erntete ich den Kürbis und entfernte den Apfelkorb wieder vom Balkongeländer. Der Korb war übrigens bis zum Schluss nicht erforderlich, die Ranke hielt den Kürbis ausreichend fest. Trotzdem war ich froh über die zusätzliche Sicherung, die mich ruhiger schlafen ließ. 😉 Der reife Kürbis sieht eher nach einem Halloween- (Schnitz-) Kürbis, als nach einem Hokkaidokürbis aus. Ich bin aber kein Kürbisexperte und lasse mich gerne belehren. Sachdienliche Hinweise nimmt Miri entgegen.

Erntezeit

Derzeit überlege ich noch, ob ich den Kürbis als Kürbis-Barbecuesoße und Kürbis süß-sauer einkoche, oder ihn meinem Neffen für Halloween spende. Halloweenkürbisse – falls es einer ist – sollen geschmacklich eher mau sein.

Nächstes Jahr klappt es hoffentlich mit den eingelegten Walnüssen und außerdem sollen Stachelbeersträucher auch in Töpfen gut wachsen…

Ist das nicht unglaublich, wie so eine Kürbispflanze in einem Topf so eine riesige Frucht produzieren kann? Und ich glaube, dass sowohl Andreas als auch Atessa entweder ein gut gehütetes Geheimnis im Umgang mit Kürbisgewächsen (botanisch gehören Gurken nämlich auch zu der Familie) besitzen oder doch ein bisschen zaubern können. Bei mir sind die bisher nämlich weder im Topf noch in meinem Rahmenbeet etwas geworden. Die Geschichte meiner beiden Gurkenpflanzen im Garten erinnert eher an Romeo und Julia. Gestorben sind sie beide in der Blüte ihrer Jahre…

Lieber Andreas, ich bin zwar kein Kürbisexperte, aber Hokkaidos sehen schon anders aus. Aber deine leckeren Kürbis-Barbecuesoße würde ich sehr gerne auch selbst mal nachkochen. Vielleicht magst du mir bzw. uns das Rezept dafür verraten? Ich bin sonst kein großer Fan von Barbuecuesoßen, aber deine ist wirklich eine Klasse für sich. Und für die Stachelbeersträucher drücke ich die Daumen! Ich liebe Stachelbeeren und habe erst vor Kurzem ein Sträuchlein in den Garten gesetzt. Wie groß die Stachelbeeren wohl bei dir werden, wenn schon die Kürbisse so gedeihen?

Tja, jetzt ist es echt schade, dass der Sommer schon herum ist. Ich habe mich immer so über eure Beiträge und die muntere Diskussion dazu gefreut. Einen Abschlussbeitrag mit Rückblick und einer Überraschung bekommt ihr dann die Tage noch. Aber an dieser Stelle schonmal ein ganz großes und herzliches Dankeschön an alle die mitgewirkt haben!

9 Kommentare zu “Sommer im Hexengarten: Der Balkonkürbis

  1. Iris & Bernd
    24. September 2020 um 12:13

    Hallo Andreas,

    tausend Dank für diesen Beitrag! So eine wunderbarer Überleitung vom Sommer in den Herbst! Dein Kürbis ist ein wahrhaft prächtiger und zugleich mehrfach nahrhafter Schmuck. Apropos nahrhaft: Da können wir Miris Wunsch nur unterstützen. Bitte, bitte teile uns das Rezept für Deine BBQ-Sauce mit. Sie müsste doch prima zu Wild passen (ach, die Herbstküche…).

    Liebe Grüße

    Iris & Bernd

    • Andreas
      27. September 2020 um 14:27

      Hallo Iris und Bernd,

      vielen Dank für Euren Kommentar. Stimmt, zu Wild könnte ich mir Die Kürbis-Barbecuesoße auch gut vorstellen. Da das Rezept nicht von mir stammt, möchte ich hier keinen Beitrag dazu schreiben und mich mit fremden Federn schmücken. Miri hat aber inzwischen das Rezept von mir und gibt es sicher gerne an Euch weiter.

      Liebe Grüße
      Andreas

  2. Doris
    24. September 2020 um 21:26

    Hallo Andreas,

    das ist ja der Wahnsinn! Danke für den tollen Beitrag und die tollen Fotos. Dein Fangkorb ist genial. Unglaublich, ich hätte nie gedacht, dass so ein Riesenteil in einem Blumentopf wachsen kann. Hokkaido ist das definitiv nicht, aber für eine Kürbislampe ist das gute Stück doch eigentlich viel zu schade. Deshalb stimme ich auch für „BBQ-Sauce“ mit der herzlichen Bitte, uns das Rezept zu verraten. Du bist ja ein kreativer Balkongärtner. Da würde ich gern noch mehr lesen.

    @Miri, magst du nicht zu Herbstgeschichten aus den Hexen- und Hexergärtnern aufrufen? 😉

    Viele Doris,
    Doris

    • Andreas
      27. September 2020 um 14:36

      Hallo Doris,

      schön, dass Dir der Beitrag gefallen hat. Die Idee mit dem Fangkorb hatte mein Bruder, nachdem das Netz gescheitert war. Nach Claudias Kommentar unten wird der Kürbis wohl doch im Kochtopf und anschließend in vielen kleinen Weckgläsern landen. Zu meinem Balkon im Allgemeinen werde ich wahrscheinlich nächstes Jahr etwas schreiben, da ich dazu vorher erst noch einige (Sommer-) Bilder machen will.

      Viele Grüße
      Andreas

  3. Astrid
    24. September 2020 um 22:50

    Hallo Andreas,

    Das ist ja einfach nur unglaublich! Was für ein dickes Kerlchen da aus dem Balkontopf gewachsen ist!
    Gute Idee mit dem Apfelkorb (-:
    VG, Astrid

  4. 25. September 2020 um 07:22

    Der Kürbis sieht aus wie eine Kreuzung aus Hokkaido und einem Halloweenkürbis. Hatte ich auch schon und war der leckerste Kürbis den ich jeh hatte. Die Fotos sind echte Herbstbilder würde mich auch über das Rezept freuen.
    Liebe Grüße
    Claudia

    • Andreas
      27. September 2020 um 14:38

      Hallo Claudia,

      danke für den Tipp, dann wird er wohl doch im Kochtopf landen und eingeweckt werden.

      Viele Grüße
      Andreas

  5. 25. September 2020 um 16:17

    Danke für den Beitrag Andreas! Noch ein Balkongärtner! Da durfte ich heute mehrfach schmunzeln 🙂
    Ich hatte bisher einmal Hokkaido auf dem Balkon, ein Minikürbischen ist gereift. Allerdings hab ich ihn auch nur in einen Standartbalkonkasten gepflanzt. Inzwischen weiß ich auch, dass er viel viel mehr Erde und Nahrung benötigt. Hübsch sah er dennoch aus. Das Körbchen finde ich eine tolle Idee, so etwas hätte ich vielleicht auch installieren können für die Tomaten 😀

    Eine Sache mag ich aber noch richtig stellen, Miri: Das waren leider leider nicht meine Gurken. Meine mexikanischen Minigurken hatten in diesem Jahr auch nicht allzu viele Früchte getragen, ein paar hängen noch dran. Sorry, wenn das so rüber gekommen ist. Die Kräuter ZU den Gurken waren immer vom Balkon 🙂 …“gestorben in der Blüte ihrer Jahre“ *lach* Großartig. Ohne Humor geht es beim Gärtnern wirklich nicht.
    Das war schön und nun folgt der Herbst =)

    • Andreas
      27. September 2020 um 14:45

      Hallo Atessa,

      das mit dem Minikürbis erinnert mich an letztes Jahr, als mein einziger Hokkaidokürbis trotz großem Topf auch nicht viel größer war, als ein Tennisball. Meist funktioniert es in einem großen Topf aber ganz gut. Was ich oft beobachte, ist, dass mehrere kleine Früchte verkümmern und am ende nur eine große Frucht übrigbleibt. In einem richtigen Hochbeet würden die Pflanzen wohl mehr Früchte tragen.

      Viele Grüße
      Andreas

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert