Alles neu macht der Mai 😉 Und auch bei mir gibt es mal ein neues Format. In diesen speziellen Zeiten will ich euch gerne mal ein Webinar anbieten – ganz entspannt in kleiner Runde und zu einem meiner Lieblingsthemen, nämlich den Bienchen. Eigentlich läuft es über die https://www.die-haselmaus.de/, aber vielleicht interessiert es ja auch die ein oder andere Hexengarten oder Hexenbalkonbesitzerin. Ein paar Interessierte nehmen wir gerne noch in unsere Runde. Falls es euch interessiert, schaut doch einfach hier https://www.die-haselmaus.de/2020/05/08/haselmaus-webinar-1/
Mit dem Griechischen Bergtee habe ich euch ja schon einer meiner liebsten kräuterigen Neuentdeckungen des letzten Jahres vorgestellt. Daran will ich gleich mit einer zweiten anschließen. Bei der hat es etwas gedauert, bis ich kapiert habe, was für ein Schätzchen da bei mir zuhause steht. Von den Vorbewohnern unseres Häuschens habe ich so einige Pflanzen überantwortet bekommen. Darunter auch eine Duftgeranie – so nannte sie die Dame jedenfalls. Ich dachte ja erst:“Oh nein – Geranien, wie spießig! Die taugen nicht mal als Futterquelle für Bienen und Schmetterlinge.“ Ein bisschen umgestimmt hat mich dann aber der feine Duft, den ihre Blätter bei Berührung verströmen. Als es kalt wurde, habe ich sie schön brav von der Terrasse ins Treppenhaus zum Überwintern gestellt. Und ich weiß wirklich nicht, warum ich erst recht spät im Winter auf die Idee gekommen bin, mal aus einem ihrer welken Blättchen einen Tee zu kochen. Wow, auf diese Aromabombe war ich nicht gefasst. Ein intensives Aroma irgendwo zwischen Rosenblüten und Zitronenmelisse – einfach genial. Nicht nur pur, sondern auch in Kombination mit anderen Kräutern wie z.B. Anis oder Griechischem Bergtee macht sich dieser Geschmack gut. Warum verkauft einem das keiner? Meine Neugier war angestachelt, ich habe recherchiert und mir auch ein ganz bezauberndes Buch über diese besonderen Pflanzen besorgt („Duftpelargonien auswählen und genießen“ von Miriam Wiegele).
Die Rosen-Pelargonie, wie sie draußen die ersten Sonnenstrahlen nach dem Winter genießen darf
Man sieht es den Blättern nicht an, aber bei Berührung duften sie ganz hinreißend.
Eigentlich ist der Name „Duftgeranie“ botanisch nicht richtig, es handelt sich nämlich um duftende Vertreter der Gattung Perlagonium, also eigentlich Duft-Perlargonien. Verwandt sind sie tatsächlich mit unseren Strochschnäbeln (Geranium), stammen aber aus dem fernen Südarfrika. Eine Vertreterin der Gattung Perlagonium kennt ihr ganz bestimmt aus der Apotheke: die Kapland-Pelargonie (Perlargonium sidoides), aus der ein Extrakt gegen Infekte gewonnen wird. Bei meiner Duft-Perlargonie handelt es sich wahrscheinlich um eine Rosenpelargonie (Perlargonium graveolens, von grave = stark und olens = riechend). Aus dieser Art wird das ätherische „Geranienöl“ gewonnen. Vom Duft her würde es passen, wobei das pflanzliche Original für meine Nase noch einiges angenehmer duftet als das ätherische Öl. Mal sehen, ob sie mir im Sommer mit ihren Blüten genauer verraten mag, zu welcher Sorte sie gehört.
Meine erste Ernte und mein schlaues Büchlein
Aus meinem schönen Büchlein habe ich den Pflegetipp, dass man Duftpelargonien im Februar bis März nach der Überwinterung ruhig kräftig zurückschneiden soll. Mit diesem Rückschnitt hatte ich ein kleines Aromafest auf der Terrasse. Neben einer ganzen Menge frischer Blätter zum Trocknen fielen dabei auch trockene Blätter ab, die noch viel zu gut duften, um sie wegzuwerfen. Sie haben mir ja noch die ganze Zeit meinen Tee bereichert. Mit dieser Ernte kann ich mich nun daran machen, noch ein paar andere Duftperlagonien-Rezepte auszuprobieren. Ein Öl für die Kosmetik ist schon angesetzt.
Auch wenn die „Rosengeranie“ sicher die bekannteste unter den Duftpelargonien ist (und die Einzige, die ich bisher auf dem Schirm hatte), erstreckt sich die Aromavielfalt dieser Pflanzengattung noch in ganz andere Richtungen. Apfel, Pfrisich, Minze, Orange, Zitrone, Kiefer und sogar Weihrauch – da ist für alle Geschmäcker etwas dabei. Von der Pflege her scheinen sie nicht sehr anspruchsvoll zu sein, Wasser und Dünger brauchen sie nicht viel, bloß einen frostfreien Platz zum Überwintern. Und mein Exemplar hat mir den ganzen Winter über schon gute Laune mit ihrem Duft gemacht. Pelargonien sind Blattdufter, d.h. ihre Blätter fangen bei Berührung an, ihren Duft zu verströmen und das selbst im eher kühlen Treppenhaus. In der Intensität habe ich bei anderen Pflanzen eher selten erlebt, nur manche mediterranen Kräuter machen das ähnlich. Der Duft mancher Pelargonien soll sogar Stechmücken verscheuchen. Das teste ich gerne beim nächsten lauen Sommerabend, auch wenn der wohl noch etwas hin ist.
Ist es euch auch schon einmal so gegangen, dass euch eine Pflanze so überrascht hat? So eine Liebe auf den zweiten Blick? Oder vielleicht kennt ihr die Duft-Pelargonien ja schon und habt ein paar tolle Tipps? Ich freue mich auf jeden Fall wie immer über eure Kommentare!
Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie gut man Dinge übersehen kann, die man nicht kennt. Und wie man sie dann überall sieht, sobald sie einem mal aufgefallen sind. So ging es mir mit einem Kräutlein, das im Garten in einigen Blumenkübeln sprießt und bei genauerem Hinsehen noch an vielen anderen Stellen. Mit dem Bestimmungsbuch konnte ich es als das Behaarte Schaumkraut (Cardamine hirsuta) identifizieren – eine kleine Schwester des bekannten Wiesenschaumkrauts (Cardamine pratensis) also. Nachdem ich an einem Waldquell vor einigen Jahren seine andere Verwandte, das Bittere Schaumkraut (Cardamine amara), entdeckt und lieben gelernt hatte (das Attribut „bitter“ passt kein bisschen zu seinem Geschmack), musste ich meine Topfbewohnerin natürlich auch gleich einem Geschmackstest unterziehen. Und den hat sie auf Anhieb bestanden. Die Zugehörigkeit zur der Familie der Kreuzblütler, zu denen auch Senf, Radieschen & Co gehören, lässt sich nicht leugnen. Kresseartig, deutlich milder als das Bittere Schaumkraut, aber sehr lecker. Es schmeckt schon einfach so zum Naschen super oder auf dem Brot mit Butter oder Frischkäse.
Ein paar Blättchen von behaarten Schaumkraut werten das Frühstücksbrot auf…
… und ein paar mehr dürfen es auch sein 😉
Und das Beste daran? Seit ich weiß, wie es aussieht, wächst es einfach überall. Naja, wahrscheinlich ist da auch schon vorher gewachsen, aber erst jetzt bemerke ich es. Kennt ihr das auch? Ich finde das schon ein bisschen verrückt, wie sehr unser Wissen unsere Wahrnehmung beeinflussen kann.
Ganz unscheinbar hat sich das Behaarte Schaumkraut im Topf angesiedelt und so bei mir den Sprung vom „Unkraut“ zur Nutzpflanze geschafft.
Auf jeden Fall hat mich dieses Erlebnis wieder zu dem Vorsatz geführt, wieder einmal mit noch offeneren Sinne durch die Natur zu gehen bzw. in ihr zu verweilen. Da gibt es noch so viel zu entdecken. Jetzt im Frühling natürlich auch viele leckere, frische Pflanzen. Was denn eure Favoriten und/oder Geheimtipps in Sachen Frühlingskräutern? Ich bin gerade echt in Entdeckerlaune.
Hoffentlich geht es euch in diesen verrückten Zeiten halbwegs gut. Wenn mir vor einem Jahr einer gesagt hätte, dass es mal eine staatlich verordnete Reisesperre gibt, ich hätte es bestimmt nicht geglaubt. Aber dieses Jahr bleibt uns statt Osterurlaub wohl nur die Erinnerung an vergangene Reisen und das kleine Glück Zuhause und in der Natur. Deswegen will ich euch heute eine kleine Geschichte von letztem Jahr erzählen.
Manchmal zweifle ich ja stark daran, ob Neugier eine Tugend ist, aber manchmal beglückwünsche ich mich dann doch dafür. So zum Beispiel bei meiner Reise nach Griechenland letztes Frühjahr. Unsere erste Station war das zauberhafte Delphi. Ich war wirklich schock-verliebt in diese wunderbaren blühenden Berge mit den geschichtsträchtigen Orten. Ein bisschen habe ich hier und auf der Haselmaus schon davon erzählt und denke immer noch oft und gerne an diese Reise. Und dort in Delphi habe ich auch meinen neuen Stern am Kräuterteehimmel kennen gelernt. In einer kleinen Taverna sah ich, wie der Wirt den Leuten am Nachbartisch eine Glaskanne mit länglichen Pflanzenteilen drin brachte. Von der Neugier gepackt fragte ich ihn, als er bei uns abräumte, gleich nach diesem Tee und bekam so auch eine Kanne Τσάι του βουνού (sprich Tsái tou vounoú , also Tee des Berges, so viel hatte ich verstanden). Was soll ich sagen, ich war begeistert. Richtig, richtig lecker. Wieder im Hotel musste ich natürlich gleich ein bisschen recherchieren, was das für ein Kraut ist, und fand heraus, dass es sich um den Griechischen Bergtee handelt, also eine von mehreren Arten der Gattung Sideritis, die zu Deutsch den etwas seltsamen Namen Gliedkaut trägt. Je nach Gegend werden unterschiedliche Arten von Bergtee verwendet und sie tragen dann auch so schöne Bezeichnungen wie zum Beispiel Olympischer, Parnassischer, Taygetischer oder Kretischer Bergtee.
Delphi – beeindruckende Berge, alte Heiligtümer und jeden Menge Blütenschätze
Schon Dioskurides schreibt in seiner Materia medica im 1. Jahrhundert von verschiedenen Pflanzen, die er Sideritis nennt. Seine Beschreibung spannelangen, vierkantigen Stängel und Blättern und Blüten ähnlich denen des Andorns passt ganz gut zum Bergtee und er schreibt ihm die Kraft zu, Wunden zu heilen. Damit ist er im Vergleich zu manchen heutigen Quellen sehr zurückhaltend, was die Wirkung angeht. Ich war schon ein bisschen erstaunt, was diese leckere Teepflanze, die dort in den griechischen Bergen offenbar gut wächst und sich sammeln lässt, laut einigen Internetseiten alles für Wunder wirken soll. Sogar Alzheimer, Demenz, Depressionen und ADHS waren darunter. Was für eine Wunderpflanze. Bei genauerem Hinsehen waren hinter diesen Angaben leider nicht so viele wissenschaftlich belegte Fakten, wie ich mir gewünscht hätte, aber das kommt ja bei „gehypten“ Heilpflanzen und Superfoods öfter vor. Was übrig blieb, war aber immer noch ein Kraut, das bei Erkältungskrankheiten und leichten Verdauungsstörungen auf jeden Fall eine gute Option darstellt, und bei dem es sich lohnt die aktuelle Forschung weiter im Auge zu behalten. Immerhin zeigt tatsächlich eine Studie an älteren Menschen, dass Griechischer Bergtee die kognitive Leistungsfähig verbessern und Angstzustände vermindern könnte (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30042362).
Wilde Ringelblumen mit Besucher
Besonders schade an solchen Hypes finde ich, dass zum Teil die Pflanzen und ihre Habitate darunter zu leiden haben. Ein großer Teil der Bergtee-Ernte stammt wohl nach wie vor aus Wildsammlung und das führt bei einigen Arte schon zur Beeinträchtigung der natürlichen Vorkommen. Damit will ich jetzt bestimmt nicht sagen, dass Wildsammlung generell schlecht ist. Ein paar dieser Sammlerinnen sind mir in Delphi selbst begegnet. Ich saß in einer der traumhaft schönen Blumenwiesen, um Orchideen und andere Blütenschätze zu fotografieren, als ein paar ältere Damen mit ihrem Auto anhielten und mit Körben ausstiegen. Eine kam in meine Richtung und hatte schon kurz Angst, dass sie mich vielleicht von ihrer Wiese verscheuchen will. Aber sie grüßte nur freundlich und rief ihren Kolleginnen zu, dass es hier nur Margeriten gebe und keine Kamille. Daraufhin fuhren sie weiter. Die Damen brauchen die Kräuter, die sie in den Bergen sammeln, bestimmt, um ihre Rente aufzubessern und sahen auch nicht aus, als würden sie großen Schaden an Pflanzenpopulationen anrichten. Allerdings ist es auch ein großer Unterschied, ob da für’s Dorf und die Touristen gesammelt wird oder für einen boomenden Exportmarkt. Und schließlich lassen sich einige Bergteearten auch anbauen.
Die Wiese mit „nur“ Margeriten…
… und so vielen wilden Orchideen und anderen Blütenschönheiten, dass mir das Herz vor Freude überging.
Wieder zurück daheim habe ich mir auch gleich noch mehr Bergtee aus Bio-Anbau besorgt und ihn den ganzen Sommer begeistert als Eistee getrunken, weil er auch kalt super lecker ist. Dafür nehme ich:
1 l Wasser 4-5 Blütenstände Bergtee oder entsprechend viele TL zerkleinerte Droge 200 ml Fruchtsaft
Das Kraut wird mit dem kochenden Wasser überbrüht und ich lasse es so lange ziehen, bis es nur noch lauwarm ist. Dann gieße ich den Tee durch ein Sieb in eine Flasche/Karaffe und stelle ihn in den Kühlschrank. Vor dem Trinken einfach den Fruchtsaft zumischen. Meine Lieblingskombination war wahrscheinlich die mit Apfel-Birnen-Saft, aber eigentlich haben sie alle von Orange über Traube bis Ananas gut geschmeckt. Durch seinen charakteristischen, aber nicht sehr aufdringlichen Geschmack macht sich der Bergtee hier super.
Bergtee in der Kanne
Jetzt in der kalten Jahreszeit ist mir der Bergtee einer der liebsten Guten-Abend-Tees nach dem Abendessen. Der Verdauung schadet er meiner Erfahrung nach nicht, schmeckt mit und ohne Honig und die entspannende Wirkung mag bei mir vielleicht schon durch den Geschmack hervorgerufen werden: für mich schmeckt er halt nach Urlaub. Da er sich wohl auch recht anspruchslos in Topf und Garten ziehen lässt. Ein paar Samen vom Parnassischen Bergtee (Sideritits raeseri), den ich dort am Fuße des Parnass zum ersten Mal getrunken habe, habe ich schon auf dem Fensterbrett ausgesät. Ein ganz kleines Bergteepflänzchen reckt auch schon seine Blätter ans Licht. Mal sehen, ob ich dann im Sommer auch ein Foto dieser hübschen Pflanze nachreichen kann.
Ich weiß nicht warum, aber im Winter habe ich meistens trockene Handrücken, obwohl ich sonst nicht besonders zu trockener Haut neige. Der momentane Händewasch-Marathon macht das natürlich nicht besser. Da ist also reichhaltige Pflege von Nöten. Aus England hatte ich vor ein paar Jahren ein wunderbar duftendes, recht festes Handbalsam von einem Imker mitgebracht. Das mochte ich nicht nur so gerne, weil es meine „Problemzone“ Handrücken so schön gepflegt hat, sondern auch weil mir sein Duft in einigen Situationen das Leben leichter gemacht hat. Damals bin ich noch jeden Tag mit der Bahn gependelt und – wie soll ich es sagen, ohne gemein zu klingen – es gibt einfach Leute, die riechen nicht so gut. Dumm ist es dann, wenn sich so jemand dann ausgerechnet neben einen setzt. Man kann sich ja etwas abwenden, aber die Nase zuhalten geht natürlich schlecht. Da ist so ein duftendes Balsam Gold wert, denn sich die Hände damit einzucremen und eine Hand nachdenklich in der Nähe der Nase abzustützen, ist so einer Situation eine völlig unverfängliche Sache. Und nicht nur dort. Egal ob ich gerade eine kleine Duftaufmunterung brauche, weil irgendetwas nicht so läuft, oder mir etwas im wörtlichen oder übertragegen Sinne stinkt, mein Handbalsam steht mir als Aromatherapie für unterwegs so unauffällig wie treu zur Seite. Ihr könnt es euch sicher denken: inzwischen habe ich mein eigenes Rezept dafür und rühre es selbst. Schwer ist es wirklich nicht und besteht auch nur aus folgenden Zutaten:
2 g Sheabutter 2 g Bienenwachs 10 g fettes Öl einige Tropfen ätherisches Öl
Sheabutter, Bienenwachs und fettes Öl werden zusammen in einem Wasserbad erwärmt, bis alles geschmolzen ist. Dann rührt man die ätherischen Öle unter und füllt das Balsam in entsprechende Behältnisse.
Kostbare Essenzen im Einsatzfür das Aromabalsam
Für unterwegs eignen sich handliche Metalldöschen oder Cremetiegel gut (die auf dem Foto hatte ich mal als Pralinendöschen auf einer Hochzeit bekommen). Man kann das Balsam aber auch in Lippenstifthülsen füllen. Als Duftmischung mag ich besonders gerne
Rose-Orangenblüte (1 Tr Rose, 1 Tr Neroli)
Rose-Lavendel (1 Tr Rose, 2 Tr Lavendel)
Südsee-Schönheit (1 Tr Frangipani, 2 Tr Benzoe)
festes Parfum (einige Tropfen Lieblingsparfum)
Ich dosiere die ätherischen Öle meist recht sparsam, aber je nach persönlichem Geschmack kann man natürlich auch mehr für einen intensiveren Duft nehmen. Aber lieber vorsichtig herantasten. Als fettes Öl nehme ich gerne
Jojobaöl pur
halb-halb Jojoba- und Mandelöl
7 g Mandelöl, 3 g Nachtkerzenöl (besonders nährend)
Aber im Prinzip eignet sich dafür auch jedes andere fette Öl. Wenn es auf den Duft ankommt, sollte man natürlich keine mit einem zu starken Eigengeruch nehmen (Olive, Kokos), es sei denn er soll zur Duftkomposition beirtagen. Ich bin mir sicher, da findet jeder seinen Lieblingsduft. Was ich noch nicht ausprobiert habe, was aber sicher auch super funktioniert, ist einen duftenden Ölauszug als Basis zu nehmen (Rosenöl, Lavendelöl, Vanilleöl, Tonkaöl o.ä.). Dann braucht man vielleicht nicht einmal zusätzlich ätherische Öle. Der Kreativität bei den Zutaten ist also keine Grenze gesetzt – Hauptsache der Duft streichelt die Seele. Was sind denn eure Wohlfühldüfte oder -duftkombinationen? Sprich die, die ihr gerne immer dabei hättet?
Wellenrauschen, die Füße im feuchten Sand, frischer Wind in den Haaren, Salzgeschmack auf den Lippen – so ein Spaziergang am Meer ist einfach eine Wohltat für Körper und Seele. Leider ist das nächste richtige Meer über 500 km von meinem Heimatort entfernt und das ist wirklich etwas zu weit für regelmäßige Strandspaziergänge. Kein Ersatz, aber eine kleine Entschädigung dafür ist der Gradierpavillon in Bad Mergentheim. Dort fließt die stark salzhaltige Sole einer Thermalquelle über ein Geflecht aus Weiß- und Schwarzdornzweigen und reichert die Luft im Pavillon so mit heilsamen Salzwassertröpfchen an (hier ein paar Impressionen: https://www.bad-mergentheim.de/de/gesundheit/kuranlagen/gradierpavillon-id_2092/). Der Pavillon hatte es mir so angetan, dass ich mir dachte, dass muss ich doch auch irgendwie Zuhause hinkriegen. Gerade in der Erkältungszeit könnte so eine Salzbrise zur Vorbeugung von Atemwegsinfekten sicher nicht schaden. Deswegen habe ich mir einen „Aroma Diffuser“ für ätherische Öle zugelegt. Der tut ja auch nichts anderes, als Wasser zu feinen Tröpfchen zu vernebeln. In der Gebrauchsanleitung steht zwar, dass man ihn nur mit Wasser und ätherischen Ölen betreiben soll, aber das Salzwasser mit und ohne ätherische Öle vernebelt mir bisher auch sehr brav ohne Schaden genommen zu haben.
Der richtige Salzgehalt
Salzwasser selbst herzustellen ist auch keine Kunst. Man nehme abgekochtes Wasser und eine entsprechende Menge Salz und löse das Salz im Wasser. Fertig! Nur mit der Konzentration muss man Acht geben. Dafür sollte man mit einer Waage arbeiten. Ein paar Zahlen zum Merken wären hier:
0,9 % Salzgehalt (also 9 g Salz auf Liter Lösung) entsprechen einer isotonen Salzlösung. Sie ist zu unserem Blutplasma iso-osmotisch, sprich wenn sie in Kontakt mit unseren Zellen z.B. auf der Nasenschleimhaut kommt, entzieht sie den Zellen weder Wasser noch Mineralstoffe.
3,5% Salzgehalt (35 g Salz auf Liter Lösung) hat Meerwasser im Durchschnitt. Es ist also deutlich salziger als unser Blutplasma und zieht uns quasi das Wasser aus den Zellen, wenn es auf unsere Schleimhäute gelangt. Das macht unter anderem die Wirkung des „Reizklimas“ am Meer aus, löst auch Schleim und wirkt gegen Krankheitserreger.
Mit 35,6% Salzgehalt (356 g pro Liter Lösung) ist eine Salzlösung gesättigt, d.h. mehr Salz lässt sich einfach nicht darin lösen.
Mit etwa 28% Salzgehalt ist das Tote Meer also gar nicht mehr so weit weg von der gesättigten Salzlösung und macht das Schwimmen schwer, weil wir deutlich mehr Auftrieb haben als in Süßwasser. Die Ostsee gehört übrigens zu den weniger salzhaltigen Meeren. In ihr findet man einen Salzgehalt von 0,2 – 2%. Das Mittelmeer ist mit 3,6 – 3,9% etwas salzhaltiger als der Durchschnitt.
Hier noch einmal plastisch: eine isotone Kochsalzlösung bekommt man aus 0,9 g Salz und 99,1 g Wasser, eine in Meerwasserkonzentration aus 3,5 g Salz und 96,5 g Wasser und eine gesättigte aus 35 g Salz und 65 g Wasser.
Während man für die Nasenspülung immer eine isotone Salzlösung mit 0,9% herstellen sollte (sonst zieht es einem echt alles aus der Nase, nicht sehr angenehm), verwende ich für meine Nebellampe gerne auch die Meerwasservariante mit 3,5%. Da „riecht“ man beim Einatmen das Salz und schmeckt es auf den Lippen – so wie in der Meeresbrandung eben.
Salz gleich Salz?
Als Wasser für meine Salzlösungen nehme ich abgekochtes Leitungswasser. Beim Salz bin ich etwas wählerischer. Im Prinzip kann man auch ganz normales Speisesalz nehmen, das besteht chemisch wie das Meersalz hauptsächlich aus Natriumchlorid (zu deutsch Kochsalz), also dem Stoff, denn ich will. Allerdings enthält Speisesalz oft noch Rieselhilfen, Jod und Fluor und die brauchen wir zum Inhalieren nicht. Die nächste Option ist natürlich Meersalz, wie man es im gut sortierten Lebensmittelhandel auch ganz ohne Zusätze bekommt. Was Meersalz sehr wahrscheinlich leider auch enthält, ist allerdings Mikroplastik. Das wäre dann also ganz Original wie am Meer. Ich verwende deswegen am liebsten so genanntes Steinsalz, also Salz, das aus einem Salzbergwerk stammt und sich vor vielen Millionen Jahren in einem Urmeer abgelagert hat. Die Dinos und ihre Vorfahren haben dankenswerterweise noch keine Plastiktüten ins Meer geworfen. Unter die Kategorie Steinsalz fällt auch das hochgelobte Himalayasalz. Dabei handelt es sich übrigens genauso um Natriumchlorid wie bei ganz normalem Salz. Seine teils rötliche Färbung hat es durch „Verunreinigung“ mit Eisenoxid (=Rost). Wer sich gerne mit Steinsalzkristallen umgibt, dem kann ich einen Besuch in einem unserer Salzbergwerke nur anraten. Bei meinem Besuch in dem Salzbergwerk in Bad Friedrichshall bekamen wir für ein paar Euro neben einer netten Führung durch einen echten Bergmann und jede Menge gesunder Salzluft auch noch Steinsalzbrocken „so viel, wie ihr halt haben wollt“ aus dem Abraumhaufen. Damit hätten wir viele Salzkristalllampen bauen können 😉
Kein Ersatz für’s Meer, aber doch ganz stimmungsvoll und gut für eine Salzbrise zwischendurch
Den Spaziergang am Meer ersetzt mein Nebelbrunnen mit Salzwasser natürlich nicht, aber als wohltuende und vorbeugende Inhalation will ich ihn wirklich nicht mehr missen. Videos und CDs mit Meeresrauschen gibt es ja genug. Vielleicht sollte ich mich noch daran machen eine ätherische Ölmischung mit Meeresduft zu kreieren? Oder habt ihr noch Tipps, wie man sich noch mehr Meer ins Wohnzimmer holen kann?