Davon, dass es mit einem Garten nie langweilig wird und das Gärtnern nicht nur körperlich, sondern auch geistig fit hält, hatten wir es in Claudias letztem Beitrag schon. Von Experiementierfreude und Erfindergeist zeugt auch, was Doris mir geschickt hat. Die beiden Ideen, die sie vorstellt, werde ich mir auf jeden Fall auf die To-try-Liste setzen. Aber ich will nix spoilern, sondern schaut selbst, was sie tolles gebastelt hat 🙂
Gartenexperimente 2022
Der Sommer neigt sich dem Ende zu und es wird Zeit für eine Bilanz, wie meine diesjährigen Gartenexperimente zu den Themen „Schneckenschreck und Bewässerungshilfen“ ausgegangen sind.
Die Dame, die da so resolut unter den Buschbohnen raus schaut ist Luise, genauer gesagt Luise Händlmaier. Hoffentlich bezichtigt mich niemand der Majestätsbeleidigung, wenn ich Frau Händlmaier mit einem eindeutig vegetarischen Arbeitsauftrag zeige, denn im kollektiven bayerischen Gedächtnis ist sie untrennbar verknüpft mit Weißwurst, süßer Senf, frische Brezen, Weißbier (und all das bis kurz vorm Mittagsläuten). Ihr Konterfei ziert hier eine hausgemachte Schneckenabwehr, besser bekannt als Schneckenkragen. Hoffentlich mag sie die Idee, dass ihre Senfeimerchen dank smartem Upcycling ein zweites Leben im Grünen bekommen anstatt löffelrein auf irgendeiner Müllkippe oder gar im Meer zu landen.
Solche DIY-Schneckenkrägen hatte ich im Internet gesehen und zum Glück stapelten sich schon Joghurt- und Senfeimerchen sowie einige Plätzchendosen im Küchenregal (weil: kann man vielleicht noch mal brauchen!). Der Clou ist der verdickte Rand oben, auf dem der Deckel sitzt. Der soll es den Schnecken zumindest erschweren, an die Pflanzen ranzukommen. Als doppelten Boden investierte ich noch in ein selbstklebendes Kupferband, nachdem Kupfer auf Schnecken wirken soll wie ein elektrischer Weidezaun aufs Rindvieh. Das DIY geht ganz flott: Boden aus dem Eimerchen schneiden, den Henkel abmontieren, Kupferband drumrum, das wars. Tomatenpflanzen und Buschbohnen waren die ersten Probanden im Feldversuch. Die Kragenhülsen bilden eine gute Stütze für noch kleine Pflanzen und sind vor allem eine prima Gießhilfe, denn mit dem Kragen gießt man immer schön direkt in den Wurzelbereich. Im weiteren Verlauf habe ich Zucchini, Kürbis und Gurken mit solchen Schneckenkrägen in den Hochbeeten ausgepflanzt, außerdem Kohlrabi, Dahlien und aktuell ein paar Zuckerhutpflänzchen.
Bringt es das denn nun auch? Nun, es war ein extrem trockenes Gartenjahr, aber trotzdem hatte ich in den spärlichen Regenzeiten ziemlich viele Nacktschnecken in meinem (Hoch-) Beeten. Die lauern irgendwo im Kühlen, bis es sich wieder leichter übers Grün rutscht. Mag sein, dass die fertig gekauften Schneckenkrägen mit dem größeren Überhang effektiver sind, weil die Kriecher noch mehr Fähigkeiten im Bouldern beweisen müssen, bis sie den Kragen entern können. Trotzdem: Jede Schnecke, die angesichts eines Hindernisses entnervt aufgibt, ist eine Gefahr weniger. Klar, man muss das Ganze im Blick behalten und vor allem Blattbrücken rigoros entfernen, aber komplett ohne diesen Schutz hätten meine Pflanzen mit Sicherheit mehr gelitten. Die Gießhilfe ist auch nicht zu verachten und spart dazu noch Wasser.
Womit wir beim nächsten Experiment wären: La Olla, eine feurige Spanierin, die einem kühlen Drink nicht abgeneigt ist, den sie aber (sparsam dosiert) mit ihrer durstigen Umgebung teilt.
Die Bewässerungsmethode mit den Ton-Ollas (“olla” ist das spanische Wort für “Topf”) ist in unserem Dürresommer richtig in Mode gekommen, und auch dafür gibt es viele DIY-Ideen im Internet. Ich habe mich für eine einfache Variante entschieden mit nur einem Topf anstatt zweien, die zu einem Kegel zusammengeklebt werden. Dazu habe ich unglasierte Standard-Blumentöpfe aus Ton mit einem zugeschnittenen Weinkorken und Kerzenwachs nach unten hin abgedichtet und sie bis zum Rand im Tomatenbeet versenkt. Wasser rein, Unterteller als Deckel drauf, fertig. Auf einer Breite von 1,50 m verteilen sich aktuell 3 solcher Wasserspeicher.
Der Wasservorrat schwindet erstaunlich langsam: So ein Topf mit knapp 15 cm Durchmesser hält etwa 2 Wochen aus. Anfangs habe ich meiner eigenen Courage nicht getraut und die Tomaten und Buschbohnen noch alle 2 – 3 Tage zusätzlich gegossen. Das mache ich jetzt kaum noch, sondern fast nur noch, wenn ich Flüssigdünger geben will. Bei den Tomatenpflanzen hat diese Bewässerungsmethode auf jeden Fall mit zusätzlichen Maßnahmen wie Schattierung bei extrem großer Hitze recht gut funktioniert. Ich war überrascht, das muss ich zugeben. Nächstes Jahr möchte ich solche Ollas im Hochbeet und in Blumenkästen auf dem Balkon ausprobieren, die auch Kandidaten für einen hohen Wasserbedarf sind.
Ich bin mit dem Ergebnis meiner Experimente ganz zufrieden. Prädikat: „Ausbaufähig“.
Ganz herzlichen Dank, liebe Doris, für diese schönen und ehrlichen Erfahrungsbericht! Ich würde deinen beiden Experimenten vor allem das Prädikat geben: „Unbedingt ausprobieren“. Vielleicht hätte mit den Selbstbauschneckenkragen wenigstens eines meiner armen Buschbasilikum-Pflänzchen den Sommer überlebt, denn die Lage bei mir im Garten scheint ganz ähnlich: trotz Trockenheit viele kleine Nacktschnecken. Mit Schneckenkorn mag ich nicht hantieren, auch weil gerade die kleinen Schneckchen das Lieblingsessen der Glühwürmchenlarven sind und die Glühwürmchen will ich garantiert nicht aus dem Garten vertreiben. Aber das Basilikum-Massaker nehme ich ihnen schon ziemlich übel. Und die Olla hätte ich dieses Jahr vor allem auch im Tomatenbeet gut gebrauchen können. Da gibt es Dank der Trockenheit statt Cocktailtomaten heuer eher Zwergentomaten. Das merke ich mir für’s nächste Jahr auf jeden Fall vor. Ich bin ganz begeistert! Habt ihr auch so tolle Experimente im Garten gestartet? Oder noch andere Tricks, wie man Trockenheit und Schnecken austricksen kann?