Nachdem ich euch vor Kurzem schon das Electuarium als historische Arzneiform vorgestellt habe, kommt heute eine ganz nah verwandte Form davon: die Latwerge. Ganz klassisch ist das ein eingekochter Brei mit Heilkräutern und Honig. In manchen Gegenden nennt man Zwetschgenmus heute noch so. Aber Zwetschgen kommen in dem Rezept, das ich gekocht habe, nicht vor. Ich habe mich am Bärwurz-Birnhonig nach Hildegard von Bingen versucht. Sie lobt dieses Mittel mit den Worten:
Die Birnhonig-Kur ist das köstlichste Latwerge und wertvoller als Gold, weil es die Migräne vertreibt und die Dämpfigkeit mindert und alle Fehlsäfte im Menschen vertilgt und den Menschen so reinigt, wie man einen Topf vom Schimmel reinigt.
An Mirgäne und „Dämpfigkeit“ leide ich zwar nicht, aber im Rahmen einer Frühjahrskur klingt das mit dem „wie einen Topf vom Schimmel reinigen“ nicht verkehrt. Daher habe ich mir folgende Zutaten bereit gelegt:
1 kg Birnen
3 EL Honig
25 g Bärwurz
20 g Galgantwurzel
15 g Süßholzwurzel
10 g Bohnenkraut
Zuerst werden die Birnen von Kerngehäuse befreit und in etwas Wasser weich gekocht. Das Kochwasser gießt man ab und püriert die Birnen. Dann kommen die Kräuter und der Honig dazu und man kocht das Ganz noch einmal auf. Da ich die Kräuter nicht in pulverisierter Form hatte, habe ich die Masse vor dem Abfüllen durch ein Sieb gestrichen und noch einmal kurz erwärmt. Dieses Mus schmeckt ziemlich ungewöhnlich. Irgendwo zwischen lecker und eklig. So ganz entscheiden konnte ich mich bisher nicht. Um damit eine Kur zu machen, nimmt man täglich über einen Zeitraum von 3-4 Wochen morgens 1 TL, mittags 2 TL und abends 3 TL. Man lässt den Birnhonig dabei so lange im Mund, bis er sich aufgewärmt hat. In der Zeit kann man dann über den eigenartigen Geschmack meditieren 😉