Geschüttelt statt gerührt

So zart wie ihre Blüten sind, so zart pflegt die Mandel die Haut.

So zart wie ihre Blüten sind, so zart pflegt die Mandel die Haut.

In letzter Zeit habe ich hier fast keine Cremes vorgestellt. Das etwa liegt nicht daran, dass ich zu faul war, über meine rezepte zu schreiben, sondern eher daran, dass ich diesen Sommer wieder auf den Geschmack gekommen bin, Körperöle zu verwenden. Klar, anders als eine Creme sind sie in wenigen Minuten gemischt und einsatzbereit. Einfach Öl ins Fläschchen, ätherische Öle dazu und vorsichtig geschüttelt (Flasche sanft hin und her kippen. Wenn man richtig fest schüttelt, kommt zu viel Luft mit ins Öl und es kann schneller ranzig werden!). Das kam mir entgegen, aber ich muss auch zugeben, Öle haben noch andere Vorteile. Irgendwie halten sie den Duft der ätherischen Öle viel besser und lassen sich schöner verteilen. Einige meiner Lieblingsrezepte der letzten Monate will ich euch nicht vorenthalten. Als Trägeröl (hier kurz: Öl) verwende ich am liebsten Mandel- oder Jojobaöl oder eine Mischung aus beiden. Sie haben den Vorteil, dass sie kaum einen Eigengeruch haben und sich lange halten, ohne ranzig zu werden. Das kann man je nach Geschmack und Hauttyp natürlich anpassen.

Nur-ein-Tropfen-Rosenöl

50 ml Öl
1 Tr ätherisches Rosenöl

Das reicht. In dieser Dosierung kommt der liebliche Rosenduft schön heraus. Mehr Rosenöl und es wir schnell unangenehm aufdringlich. Beim Rosenöl hat man natürlich die Wahl zwischen verschiedenen Varianten. Die Damaszenerrose (Rosa damascena) duftet üppig und rund, die Mairose (Rosa centifolia) ist süßer und lieblicher und die Essigrose (Rosa gallica) riecht nicht etwa nach Essig, sondern so wie unsere Heckenrosen leicht und frisch. Echtes Rosenöl erkennt man meist am Preis. 1 ml kostet auf jeden Fall über 5 €, zum Teil auch 15 oder 20 €. Aber die Investition lohnt sich und man braucht auch nie viel davon für eine Rezeptur.

Südseeschönheit

50 ml Öl
5 Tr Benzoe
5 Tr Frangipani

Auch Frangipani gehört zu den teuren Blütenölen. Dafür duftet es betörend. Ein Parfum braucht man mit diesem Öl nicht mehr, aber man kann sich darauf einstellen, dass man danach von vielen Kosmetikprodukten, auf denen zu Werbezwecken eine Frangipani-Blüte abgebildet ist, vom Duft her enttäuscht sein wird…

Seelenwärmer

50 ml Öl
8 Tr Benzoe
4 Tr Kiefernnadel
4 Tr Zypresse

Das ist ein Öl für die kalte Jahreszeit. Die ätherischen Öle wirken alle wärmend – für Körper und Seele. Außerdem schaden gerade die Nadelbaumöle nicht, wenn die erste Infektwelle anrollt. Jedenfalls hüllt einen der warme, balsamische Duft schön ein.

Seelenwärmer

Der Duft von frischem Harz

Der Duft von frischem Harz

Seit dem Kaltwettereinbruch letzte Woche hat die Wärmflasche bei mir wieder Hochkonjunktur. An manchen Abenden war sie das einzige Mittel, meine Füße wieder auf Körpertempertur zu bringen. Und neulich musste ich einfach mal wieder ein heißes Bad nehmen. In der kalten Jahreszeit mag ich harzige Düfte sehr gerne. Das ist gar nicht so schlecht, denn viele ätherische Öle von Nadelbäumen wirken durchblutungfördernd und können Infekten vorbeugen. Meine absoluten Lieblinge unter den Nadelbaumdüften sind Kiefer, Zypresse und Wacholder. So mussten mindesten zwei von ihnen mit ins Badeöl. Besonders schön finde ich die Kombination aus harzigen und balsamischen Duftnoten. Deswegen kam noch die Benzoe dazu, die in der Aromatherapie auch gegen „seelisches Frösteln“ verwendet wird. Mein Waldhonig-Badeöl besteht daher aus:

16 g Mandelöl
5 g Macadamiaöl
3 g Mulsifan
2 Tr Honig Absolue
1 Tr Benzoe
5 Tr Kiefernnadel
5 Tr Zypresse

Das ganze wird einfach in einer Schüssel vermischt und in das einlaufende Badewasser gegeben. Durch das Mulsifan entsteht ein leichter Schaum. Die Öle legen sich sanft um die Haut und der Duft lässt von Sommer im Kiefernwäldchen träumen. Und hinterher war mir wenigstens wieder richtig warm.

Miri macht blau

Gerade noch rechtzeitig, bevor das Schmuddelwetter Einzug hielt, habe ich neulich an einem sonnigen Nachmittag etwas ausprobiert, wovon ich schon seit der Organik-Vorlesung im 2. Semester geträumt habe: Färben mit Indigo. Anders als die meisten Pflanzenfarbstoffe ist das wunderbare Blau der Indigopflanze nicht wasserlöslich, sprich der übliche Ansatz Wolle-mit-Pflanze-im-Topf-kochen funktioniert nicht. Früher war das Blau färben ein sehr unappetitliches Geschäft, denn die sogenannte Küpe, also das Färbebad, in dem man über eine bestimmte chemische Reaktion den blauen Farbstoff erhält, setzte man mit leckeren Dingen wie vergorenem Urin an. Später benutze man dann Chemikalien wie Natronlauge oder Salmiakgeist – nichts, womit ich gerne in meiner Küche hantiere. Zum Glück kam eine findige Färberin auf die Idee, es mal mit Entfärber zu probieren (wie hier). Ganz ohne Chemie geht es also nicht, aber es hält sich für meinen Geschmack in Grenzen und die Färbung geht super schnell. Man braucht dafür:

5 l heißes Wasser
2 TL Entfärber
5 TL gemahlenen Indigo
einen dunklen Eimer

Entfärber und Indigopulver löst man im heißen Wasser auf. Das ergibt eine blaue, schäumende Brühe, die nicht besonders angenehm riecht.

Lecker: blauer, stinkender Schaum ;-)

Lecker: blauer, stinkender Schaum 😉

Den Schaum habe ich erst einmal mit einem Stöckchen (das ist jetzt auch blau) weggerüht und den ersten Probefaden hinein einige Sekunden gehalten. Der hat sich gleich intensiv blaugrün gefärbt. Sobald er wieder an der Luft war, verwandelte sich das Blaugrün in ein dunkles Blau (das eigentliche Indigoblau entsteht erst durch Oxidation mit dem Luftsauerstoff).

Der erste Zug im Farbbad nimmt in Windeseile Farbe an.

Der erste Zug im Farbbad nimmt in Windeseile Farbe an.

Gute Voraussetzungen für den ersten Färbegang. Insgesamt habe ich vier Züge von je 100 g Wolle gemacht:

  1. 5 Minuten im Färbebad ergab ein dunkles Indigoblau.
  2. Nur kurz eintauchen ergab ein schönes himmelblau.
  3. Beim melierten Strang habe ich das äußerste Ende etwa 1 Minute in das Bad gehalten, dann eine weite Minute etwa zur Hälfte und zum Schluss noch ganz kurz fast den ganzen Strang.
  4. Dieser Strang war mit Myrte blassgelb vorgefärbt. Er kam auch nur etwa 1 Minute in das Farbbad.

Das Ergebnis seht ihr hier.

Die Farben sind in echt noch leuchtender, vor allem das zarte Lindgrün kommt hier nicht so gut raus. Von oben nach unten: 1.-4. Zug

Die Farben sind in echt noch leuchtender, vor allem das zarte Lindgrün kommt hier nicht so gut raus. Von oben nach unten: 1.-4. Zug

Das war wirklich die schnellste Pflanzenfärbung, die ich je gemacht habe, und mit dem Farbergebnis bin ich sehr zufrieden. Was für ein Glück, dass ich bei dem aktuellen Novemberwetter wieder vom Strickfieber gepackt wurde. Material dafür habe ich ja jetzt genug 🙂

PS: Das Waschbecken, in dem ich die Wolle ausgewaschen habe, ging übrigens besser zu reinigen, als ich befürchtet hatte. Mit einem Schwamm ließen sich die blauen Spuren einfach abschrubben.

Rosenwasser gleich Rosenwasser?

Rose ist nicht gleich Rose, genauso wie beim Rosenwasser.

Rose ist nicht gleich Rose, genauso wie beim Rosenwasser.

Angeregt von Atessas Kommentar möchte ich versuchen eine recht verbreitete Verwirrung etwas zu entwirren. Rosenwasser bekommt man in verschiedensten Preisstufen zu kaufen. Da drängt sich freilich die Frage auf: Ist das teure besser? Und worin liegt der Unterschied?

Zunächst gibt es zwei verschiedene Dinge, die sich Rosenwasser nennen:

  1. Wasser, dem etwas Rosenöl (ätherisches oder synthetisches) zugefügt ist sowie meist ein Konservierungsmittel (wie Weingeist oder Benzoesäure). Das ist es auch, was man in der Apotheke in Arzneibuch- und Lebensmittelqualität bekommt. Der Liter kostet davon so etwa 15€.
  2. das eigentliche Rosenhydrolat. Es entsteht als Nebenprodukt bei der Herstellung von ätherischem Rosenöl. Dazu werden die Rosenblüten über Wasserdampf destilliert. Dieser nimmt die ätherischen Öle mit, die sich dann später, wenn der Dampf wieder zu Wasser kondensiert, oben absetzen. Allerdings enthält dieser Wasser auch, nachdem das Öl abgeschöpft wurde, noch geringe Mengen an ätherischem Öl und duftet gut. Daher schüttet man es nicht weg, sondern verwendet dieses sog. Hydrolat in der Kosmetik und Aromatherapie. Vom Preis her liegt es normaleweise deutlich über dem ,,gemischten“ Rosenwasser.

Und welches von beiden ist besser? Naja, das kommt wohl auf den Geschmack an. Grundsätzlich sind es schließlich zwei verschiedene Produkte und vor allem riechen (und schmecken) sie auch unterschiedlich. Man muss es nur wissen. Was ich hier vom Rosenwasser geschrieben habe gilt auch für andere Blütenwässer, wobei Rosen- und Orangenblütenwasser die gängigsten sind, von denen es zwei Varianten gibt. Wer nur die Wasser+Öl-Variante kennt, dem kann ich aus Herz legen, auch einmal das Hydrolat zu probieren. Ich verwende beides gerne, aber unterschiedlich. Seltenere Wässer wie Lavendel, Myrte und andere gibt es oft nur als Hydrolate. Leider ist es an der Kennzeichnung meist nicht so einfach, zu erkennen, was was ist. Bei Hydrolaten steht oft das Herkunftsland dabei. Da hilft in den vielen Fällen einfach nachfragen, zumindest wenn der Händler den Unterschied kennt, so wie ihr jetzt hoffentlich 😉

Zufallsduft

Wenn die zarten Maiglöckchen ihren Duft doch nur einfach einfangen ließen...

Wenn die zarten Maiglöckchen ihren Duft doch nur einfach einfangen ließen…

Vielleicht erinnert ihr euch noch daran, wie ich über meine Versuche geschrieben habe, nach alten Pafumeursrezepten einen Maiglöckchenduft zu mischen – leider ohne zufrieden stellendes Ergebnis. Dafür ist mir neulich ohne Absicht genau das gelungen. Ich wollte mir ein Deo mit einem meiner Lieblingsdüfte, nämlich Jasmin mischen. In Kombination mit Rosenwasser und Farnesol (das selbst ganz schwach nach Maiglöckchen duftet) ergab das tatsächlich einen lieblichen Maiglöckchenduft. Kaum zu glauben! Dabei ist das Rezept denkbar einfach:

3 g Glycerin
2 g kosmetisches Basiswasser
6 Tr Farnesol
0,3 g Odex
7 g Rosenwasser bulgarisch
4 Tr Jasmin 4%ig in Weingeist

Die Zutaten werden einfach zusammen in einen kleinen Zerstäuber gefüllt und gut geschüttelt. Die angegebene Menge ergibt etwas 15 ml, das ist genauso viel, wie in meinen kleinen Zerstäuber passt, der immer im Rucksack mit dabei ist. Gegen Schweißgeruch hilft das Deo wirklich gut und ist wegen des geringen Alkoholgehalts sehr hautfreundlich. Ich habe nämlich das Problem, dass ich zu viel Alkohol in Deos nicht vertrage – weder in gekauften noch in selbst gemachten. Deswegen bin ich dazu übergegangen Glycerin beizumischen. Darin lösen sich die wasserunlöslichen Komponenten gut und es pflegt die Haut. Außerdem habe ich festgestellt, dass es Düfte langsamer „verduften“ lässt. Das ist bei einem Deo ja auch nicht ganz unpraktisch.

Den Duft kann man ja nach eigenem Belieben abändern, indem man andere ätherische Öle verwendet und statt Rosenwasser ein anderes Hydrolat oder einfach pures Wasser. Da darf man ganz der eigenen Nase nach verfahren und vielleicht erlebt man dann hin und wieder auch so eine schöne Überraschung wie ich 😀