Kräuterbuschen II: Unser täglich Brot

Kornfeld im Sommerwind

Kornfeld im Sommerwind

Nicht nur Kräuter gehören in einen Kräuterbuschen, auch Getreideähren dürfen eigentlich nicht fehlen. Einserseits sehen sie sehr dekorativ aus, andererseit haben die Getreidepflanzen eine tief verwurzelte kulturelle Bedeutung. Ohne sie hätte sich die menschliche Kultur wohl entscheidend anders entwickelt. Auch wenn Mehl, Reis und andere Getreideprodukte heutzutage (bei uns) im Supermarkt für wenig Geld und jeden erschwinglich zu haben sind, schadet es sicher nicht, sich daran zu erinnern, wie wichtig diese Grundnahrungsmittel für uns sind. Viele Jahrhunderte waren Brot und „Mus“, also ein Brei aus mehr oder weniger stark vermahlenem Getreide, das Hauptnahrungsmittel der einfachen Menschen in unseren Breiten. Woanders ist das heute noch nicht viel anders. Umso verständlicher also, dass die Kornähren mit in den Kräuterbuschen kommen. Je nach Gegend und Wetter darf man sie natürlich auch schon etwas vor Maria Himmelfahr sammeln, denn, wenn erst einmal der Mähdrescher da war, wird man kaum noch eine Ähre finden können.

Welche Getreidesorte neigt wohl hier ihre Ähren im Abendlicht?

Welche Getreidesorte neigt wohl hier ihre Ähren im Abendlicht?

Ein Ausflug zum Getreidefeld kann auch botnaisch ganz spannend sein. In der Grundschule haben wir ja sicher aller irgendwann einmal die Unterschiede zwischen den verschiedenen Getreidearten gelernt. Erinnert ihr euch alle noch daran? Wer hat die längsten Grannen und wer keine? Allerdings hat sich seitdem auch ein bisschen was geändert. So war ich in den letzten Jahren erstaunt, ein „neues“ Getreide auf den Felder zu finden. Dabei war es gar nicht neu, sondern der Dinkel, der immer mehr im Kommen ist 😉

Eine kleine Gedächtnisstütze findet ihr übrigens hier.

Und wenn ihr Lust habt, ein bisschen mit zu raten, hier noch ein paar Getreidebilder (die Haselmaus-Leser kennen ja schon meine Vorliebe für Bilderrätsel ;-)):

Wer bin ich wohl?

Wer bin ich wohl?

Wofür baut man mich an?

Wofür baut man mich an?

Und wer kennt mich?

Und wer kennt mich?

Kräuterbuschen I: Die goldene Mitte

Die Königskerze wächst ganz gerne an den unmöglichsten Stellen

Die Königskerze wächst ganz gerne an den unmöglichsten Stellen

In vielen Gegenden steht traditionell die Königskerze in der Mitte des Kräuterbuschens. Als ganz praktischen Grund hat dies sicherlich, dass sie eine alte Heil- und Zauberpflanze ist und, wenn man sie mit in den Strauß bindet, gehört sie allein ihrer Größe wegen einfach in die Mitte. Mythologisch begründet soll eine Marienpflanze im Mittelpunkt des Kräuterbuschens stehen, da es Maria Himmelfahrt die Aufnahme der Gottesmutter in den Himmel gefeiert wird. Der Legende nach sollen in ihrem Grab nicht ihr Leichnam, sondern viele duftende, heilkräftige Kräuter gefunden worden sein, nachdem sie in den Himmel aufgefahren ist. Allerdings handelt es sich bei dieser schönen Erzählung wohl um die Rechtfertigung, einen alten heidnischen Brauch in die christliche Tradition einzugliedern. Denn der Brauch des Kräutersammelns und -weihens um diese Zeit ist um einiges älter als das Christentum in unseren Breiten. In der Synode von Liftinae im Jahr 743 versuchten die Kirchenoberen, diesen Brauch zu bannen, aber die Frauen ließen sich nicht davon abhalten, weiter ihre Kräutersträuße zu binden. So legte man in diese Zeit einfach ein Marienfest und band die alte Tradition einfach ins christliche Brauchtum mit ein. So hat sie bis in unsere Tage überlebt und vielerorts besinnt man sich in letzter Zeit wieder stärker auf diesen schönen Brauch.

Diese Königskerze steht schon in den Startlöchern.

Diese Königskerze steht schon in den Startlöchern.

Aber zurück zur Königskerze. Sie ist schon seit der Antike als Heilpflanze bekannt und aus ihren langen Blütenständen wurden schon damals Lampendochte hergestellt. Vielleicht rührt auch daher ihr teilweise noch gebräuchlicher Name Himmelsbrand. Die heilige Hildegard empfahl die Wullena (so nannte sie die Königskerze wohl ihrer wolligen Blätter wegen) gegen Heiserkeit und Brustschmerzen und als Mittel gegen ein schwaches und trauriges Herz. Auch heute noch finden sich Königsjerzenblüten in Hustenteemischungen, denn ihr Schleimstoffgehalt wirkt vor allem bei trockenem Husten, Heiserkeit und Bronchitis wohltuend. Arzneilich verwendet werden die Großblütige (Verbascum densiforum), die Kleinblütige (V. thapsus) und die Filzige Königskerze (V. phlomoides).

Doch nicht nur als Heilpflanze, sondern auch als magische Pflanze und Wetterorakel war die Königskerze sehr beliebt. So soll man Krankheiten heilen können, indem man mit ihr ein Kreuzzeichen über dem kranken Körperteil schlägt und dazu spricht: „Unsere liebe Frau geht über’s Land, sie trägt den Himmelbrand in ihrer Hand.“ Über die Stalltür gehängt sollte sie böse Geister fernhalten und bei Gewitter verbrannte man Stücke der geweihten Königskerze im Herdfeuer, um Gewitterschäden abzuwenden. Trägt die „Wetterkerze“, wie sie mancheorts auch heißt, wenig Blüten, soll der kommende Winter auch wenig Schnee bringen, trägt sie viele Blüten kommt auch viel Schnee. Selbst heute schwört noch manch einer auf diese Art der Wettervorhersage wie zum Beispiel der Haslinger Sepp aus Kaufbeuren (siehe hier). Er ist überzeugt davon, dass die Königskerze nie lügt. Und die Regeln für das „Lesen“ der Königskerze kann auch jeder Hobbymeterorologe leicht lernen (siehe ). Und wisst ihr schon, wo in eurer Nähe eine Königskerze blüht?

In sieben Schritten zum Kräuterbuschen

In sieben Wochen kann man viele Pflanzen entdecken ;-)

In sieben Wochen kann man viele Pflanzen entdecken 😉

Ein schöner alter Brauch, der bei uns in der Gegend auch noch intensiv gepflegt wird, ist der, zu Maria Himmelfahrt (15.8.) einen Kräuterbuschen zu binden und eventuell auch noch in der Kirche bei der Kräuterweihe weihen zu lassen. Für diesen Kräuterbuschen werden bestimmte Pflanzen aus Garten, Feld und Wiese zu einem Strauß gebunden, der dann als Hausapotheke und Glücksbringer für das Jahr getrocknet und in der Stube, oft neben dem Hausaltar verwahrt wird. Natürlich darf man dafür nicht einfach irgendwelche Kräuter pflücken und sollte auch auf die Anzahl acht geben. Sieben sollten mindestens sein, aber auch neuner, 12er, oder 15er Büschel düfen es sein. Wer ganz fleißig sein will, kann sogar 33, 77 oder 99 verschiedene Kräuterarten zusammenstellen. Einen 33er Buschen hatte ich tatsächlich schon einmal gesammelt. Leider habe ich in den letzten Jahren diesen schönen Brauch etwas vernachlässigt. Deswegen möchte ich euch dieses Jahr einladen, ihn mit mir gemeinsam zu pflegen. Dafür will ich hier sieben Wochen vor Maria Himmelfahrt, also ab dem 27.6., jede Woche eine bestimmte Pflanzengruppe vorstellen, die traditionell in den Kräuterbuschen gehört.

Mitmachen?

Wer Lust hat, aktiv mit zu machen, kann mir bis dahin eine kurze Mail mit dem Betreff „Kräuterbuschen“ an mirjam[at]kleine-miri.de schreiben und bekommt dann wöchentlich noch eine Mail mit Such- und Bestimmungstipps und kleinen Forscheraufträgen (und für die, die’s richtig wissen wollen, auch ein bisschen Hardcore-Botanik ;-)). Denn über Pflanzen zu lesen, ist ja schön und gut, aber am besten lernt man sie doch draußen vor Ort kennen. So wisst ihr dann auch gleich, was wo zu finden ist, wenn ihr einen Kräuterbuschen binden wollt, und habt in der Zeit sicher auch noch eine ganze Menge anderer spannender Entdeckungen gemacht. Und keine Sorge, auch wer mitten in der Stadt wohnt, wird sicher mindestens sieben Kräuter finden, denn viele wachsen ganz unverdrossen fast überall. Man muss nur mit offenen Augen durch die Gegend gehen und schon scheint an jeder Ecke etwas zu sprießen. Also, wenn ihr Lust habt, mitzumachen, ich freue mich auf euch 😀 Das Banner von oben dürft ihr natürlich mitnehmen und gerne auf euren Blogs/Seiten über die Aktion berichten. Und für die fleißigen Kräutersammler gibt es zu Maria Himmelfahrt dann freilich auch noch eine kleine Überraschung.

Mit Duft gegen Plagegeister

Was die liebe Minze nicht so alles kann...

Was die liebe Minze nicht so alles kann…

Der noch relativ junge Teich bei uns im Dorf ist inzwischen zu einem beliebten Ausflugsziel für Jung und Alt, mit und ohne Hund, Radler und Spaziergänger geworden. Iris blühen an seinem Ufer, Libellen ziehen ihre Kreise, ab und zu taucht der dicke Karpfen auf und schnappt nach Luft und die unzähligen Kaulquappen lassen auf einen ordentlichen „Froschregen“ hoffen. Die neue Liegebank lädt ein, sich abends noch ein bisschen mit Seeblick zu entspannen. Eine ungetrübte Idylle, wenn da nicht die Stechmücken wären. Summm – summm – au, jetzt hat sie mich erwischt. Das wollte ich mir nicht länger gefallen lassen und habe mal versucht, ein Anti-Mückenspray mit ätherischen Ölen zu mischen, da mir schon ein paar Leute von einem ebensolchen aus der Apotheke vorgeschwärmt haben. In meinen schlauen Büchern konnte ich leider nicht so viel finden, das Internet dagegen lieferte gleich eine ganze Liste von Düften, die die summenden Plagegeistert angeblich verscheuchen, darunter Lavendel, Cintronella, Zimt, Rosmarin, Zitronengras, Minze, Geranie, Nelke und andere. Da probieren bekanntlich über studieren geht, habe ich mir einfach folgende Mischung als Körperspray gemixt:

10 g Glycerin
5 g kosmetisches Basiswasser
6 Tropfen Lavendel
6 Tropfen Zitronengras
3 Tropfen Krauseminze

Die Zutaten kommen einfach alle zusammen in eine Sprühflasche und werden vor Verwendung gut durchgeschüttelt. Mich erinnert der Duft irgendwie an Zitronenkaumgummi, ungewöhnlich, aber lecker. Die ersten Tests im Freiland haben mich bisher ohne weitere Mückenstiche heimkehren lassen. Statistisch aussagekräftig war die Anzahl der Versuche zwar noch nicht, aber besser als nichts schon mal 😉

Übrigens eignet sich diese Mischung auch einfach als kühlendes Bodyspray an warmen Tagen. Den Duft kann man ja individuell wählen. Und an einem Spray für eine ruhige Nacht bin ich auch dran. Eines meiner Massageöle scheint nämlich auch ganz gut gegen die Mücken zu wirken, denn die ersten hatten sich offenbar schon in unser Schlafzimmer verirrt…

Feentrank

Chèvrefeuille - wie der Parfumeur sagen würde ;-)

Chèvrefeuille – wie der Parfumeur sagen würde 😉

Wenn abends aus der Hecke ein lieblicher Duft herüber weht, dann stammt der im Moment recht wahrscheinlich von den Blüten des Geißblattes. Geißblatt ist irgendwie ein sehr unpoetischer Name für eine Blume mit so wunderbarem Duft. Das französische Chèvrefeuille klingt vielleicht für unsere Ohren besser, bedeutet aber haargenau das selbe. Immerhin beschreibt der englische Name Honeysuckle ganz gut, was man mit den Blüten machen kann, nämlich den Nektar „herauszuzeln“. Diesen Genuss sollte man sich nicht entgehen lassen, denn was normalerweise Nachtfaltern mit langen Rüsseln vorbehalten ist, schmeckt auch anderen Leckermäulern. Wenn Feen etwas aus zarten Blütenkelchen trinken, dann bestimmt Geißblattnektar.

Seltsamerweise findet das Geißblatt bei uns kaum Verwendung in der Volksmedizin oder Küche. Bei unseren französischen Nachbarn sieht das anders aus. Dort werden die Blüten traditionell gegen Husten und Halsleiden verwendet und ihr Aroma nutzt man für Gelée und Sirup. Inspiriert davon wollte ich dieses Jahr endlich einmal einen Geißblattsirup probieren und habe mich abends zum Blüten sammeln begeben. Da das Geißblatt fast ausschließlich von Nachtfaltern bestäubt wird, entfaltet es seinen vollen Duft auch erst mit Einbruch der Dunkelheit. Gepflückt werden die frisch geöffneten hellen Blüten. Die älteren sind leicht gelblich und nicht mehr so aromatisch. Für meinen Sirup habe ich folgende Zutaten verwendet:

1 Hand voll Geißblattblüten
150 ml Wasser
100 g Xylit (oder Zucker)
1 EL Zitronensaft

Die feinen Blüten in die Schüssel...

Die feinen Blüten in die Schüssel…

... und noch etwas überzuckert.

… und noch etwas überzuckert.

Zuerst werden die Blüten in einer Schüssel mit etwas Xylit überstreut und mit dem Wasser übergossen. Diese Mischung lässt man am besten abgedeckt über Nacht im Kühlschrank ziehen. So nimmt das Zuckerwasser das Aroma schön an und duftet ganz verführerisch. Wer mag kann davon auch schon einen Schluck mit etwas Wasser verdünnt kosten. Das ergibt schon eine wunderbare Limonade. Für den Sirup werden die Blüten abgeseiht und leicht ausgedrückt. Das aromatische Wasser wird mit dem Rest des Xylits zu einem Sirup gekocht und zum Schluss kommt noch der Zitronensaft dazu. Den Sirup füllt man am besten noch heiß in ein sauberes Fläschchen. Fertig ist der Dufttraum zum Trinken!

Bisher habe ich Sirup ja immer mit normalem Haushaltszucker gekocht. Diesmal wollte ich versuchen, ob es mit Xylit auch geht. Das ist ein Zuckeraustauschstoff, der für meinen Geschmack wesentlich mehr nach Zucker schmeckt als die meisten anderen Süßstoffe. Obendrein hat er den großen Vorteil sehr zahnfreundlich zu sein, da ihn die Kariesbakterien gar nicht gerne mögen. Mit meinem ersten Versuch bin ich sehr zufrieden. Schmeckt gut, gibt einen normalen Sirup und übertönt das Aroma der Geißblattblüten nicht. Um die ging es in meinem Experiment ja hauptsächlich. Sehr zu meiner Freude schmeckt der Sirup wirklich so, wie die Blüten duften. Ein richtiger Elfentrank also 😀

Nur eine kleine Warnung: Die roten Beeren des Geißblattes sind anders als die Blüten giftig und es heißt, nur junge Mädchen können Geißblattblüten pflücken, ohne sich bald zu verlieben 😉

Besser als Nasenspray

Was die liebe Minze nicht so alles kann...

Was die liebe Minze nicht so alles kann…

Kaum zu glauben. Da ist der Sommer in vollem Anmarsch und was mache ich am verlängerten Wochenende? Mit Schnupfen und Halsschmerzen im Bett liegen. Naja, inzwischen ist es schon fast wieder weg und ein neues Rezept gegen die Triefnase habe ich auch gefunden. Dafür braucht man nur zwei ätherische Öle, nämlich:

1 Tr Zypresse
1 Tr Pfefferminze

… und eine Schüssel heißes Wasser. Nach Belieben die Nase drüber hängen und schon hat man das Gefühl, wieder atmen zu können. Das Zypressenöl stoppt obendrein noch das Triefen und antibakteriell wirken beide Öle. Mir hat die Inhalation kurz vor dem Zu-Bett-Gehen sehr beim Einschlafen geholfen, denn nichts ist nerviger als eine triefende Nase, mit der man keine Luft kriegt. Statt als heiße Inhalation macht sich die Ölmischung auch gut auf einem Riechtüchlein. Wahrscheinlich hilft sie sogar den armen Heuschnupfengeplagten.