Nachdem ich meinen fleißigen Mitschreibern vom „Sommer im Hexengarten“ angeboten hatte, dass sie gerne auch ihre Herbstgeschichten bei mir präsentieren dürfen, habe ich mich sehr gefreut, dass die Woche tatsächlich eine Herbstgeschichte von Doris in mein Postfach geflattert kam. Und noch dazu eine über einen ganz besonderen Baumfreund. Aber lest selbst 🙂
Wiedersehen macht Freude
Der Herbst schwingt sich beinahe schon in die Vorweihnachtszeit ein, deshalb möchte ich diese Herbstgeschichte schnell noch erzählen. Dabei mutet eine Story von Lebkuchenbäumen ja fast schon weihnachtlich an, aber das echt Zufall.
Es war ein klassischer Fall von den „Wald vor lauter Bäumen nicht sehen“, oder zumindest von „den Strauch im ganzen Grünzeug nicht sehen“. Ich weiß nicht, wie oft ich in diesem Sommer an diesem einen Vorgarten vorbei gelaufen bin. Unzählige Male, soviel steht fest, aber der kleine Freund hatte sich eine grüne Tarnkappe aufgesetzt: Ein grüner Strauch in einem Vorgarten, flankiert von Kirschlorbeer und mit Tomatenpflanzen im Rücken. Unauffälliger gehts ja kaum! Aber: Eines Abends Anfang Oktober war es mit dem Versteckspiel vorbei. Farbe und Blattform sprangen mich förmlich an, und im Hirn begann es zu klickern: „Mooooment, das kenne ich doch … nee, oder? Ein Lebkuchenbaum? Hier bei mir in der Nachbarschaft? Und das, wo ich mir seit Jahren vornehme, einen Ausflug zu machen und „meinen“ Baum zu besuchen?“ Die Theorie musste bestätigt werden, also hob ich ähnlich wie mein Hund die Nase in die Luft und suchte eine günstige Windrichtung. Schnupper, schnuffel, schnupper, – und ja, da war er, der charakteristische Duft nach Zuckerwatte. Was für eine Freude!

Da geht man nichtsahnend spazieren und bumm!, läuft einem ein alter Kumpel über den Weg, einfach so, völlig unerwartet. Toll, oder? Mein „alter“ Freund ist wahrscheinlich noch gar nicht so alt gewesen, als ich ihn vor 6 Jahren in einem Kurpark kennengelernt habe. Damals sind mir auch zuerst die herzförmigen Blätter mit der leuchtenden Gelbfärbung aufgefallen. Das war so ungewöhnlich und einfach wunderschön anzuschauen. vor allem im Herbstnebel. Dann kam noch dieser einzigartig schmeichelnde Duft dazu, und ich war hin und weg. So ein toller Baum! Zum Glück hatte er ein Namensschild; offensichtlich wollte man die Kurgäste beim Flanieren botanisch weiterbilden. Fand ich richtig gut, hat es mir doch eine Menge Sucherei erspart. Überhaupt war dieser Kurpark richtig cool, da gab es einige Pflanzen zu bestaunen, die ich vorher gar nicht so kannte. Leider habe ich die Fotos von damals nicht mehr, aber im Internet gibt es viele Bilder und interessante Informationen zum Lebkuchenbaum (Cercidiphyllum japonicum), der auch Katsurabaum oder Japanischer Kuchenbaum genannt wird.
Ich habe von damals noch ein paar getrocknete Blätter, die immer noch schwach duften. Die benutze ich ab und zu zum Kartenbasteln, aber ehrlich gesagt horte ich diese Schätze ein ganz kleines bisschen. Nostalgie, ihr versteht. Der kleine Vorgartenkerl hat seine Blätter schon alle verloren, aber jetzt weiß ich ja, wo er wohnt. Für Blätternachschub dürfte in den nächsten Jahren gesorgt sein. Den schönen Kurpark ersetzt Nachbars Vorgarten natürlich nicht, aber in diesen Zeiten ist es ganz viel wert, Kontakte mit guten Freunden pflegen zu können. Diese Begegnung hat mir wieder mal gezeigt, wie reich die Natur an Geschenken ist. Man muss nur die Augen offen halten.
Ja, genau das kann ich nur unterschreiben: Die Natur beschenkt uns so reich, wir müssen ihre Geschenk nur wahrnehmen. Das passt zwar zu allen Jahreszeiten, aber zum Herbst schon ganz besonders. Vielen Dank, liebe Doris, dass du deine Herbstgeschichte mit uns geteilt hast! Noch fühlt es sich etwas mehr nach Herbst als nach Winter für mich an, wobei das Jahresrad sich schon ganz deutlich weiterdreht. Letztes Wochenende nach dem ersten leichten Nachtfrost sind bei uns die meisten Herbstblätter gefallen. Das ging so richtig über Nacht. An einem Tag war der Weinberg gegenüber noch leuchtend gelb und am nächsten Morgen blätterlos-bräunlich. Vielleicht das Zeichen, dass ich langsam zum Winter-Event hier übergehen sollte? Fühlt ihr euch schon danach? Im Moment bin ich auch am überlegen, ob ich aus den „Geschenken aus der Hexenküche“ diesmal einen „Winter in der Hexenküche“ machen soll, weil der Winter und die Zeit, in der man sich über heimeligen Austausch freut, wohl nicht zur Wintersonnwende aufhört. Da liegen die kältesten Monate ja noch vor uns. Was meint ihr? Ich freue mich auf jedenfalls schon auf eure Winterideen 🙂



















