Sich mit frischem, leckeren Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten versorgen – davon träumen sicher viele Menschen. Ich muss zugeben, ich habe auch schon einiges darüber gelesen, Pläne geschmiedet, Beete gebaut und voller Vorfreude Pflänzchen gezogen. Mit einem eigenen Garten sollte ich diesem Traum jetzt doch näher sein als vorher mit meinem bunten Balkon. Mein ersten Gartenjahr war dann gesäumt mit Erfolgen und Misserfolgen, so wie ich das schon vermutet hatte. Die (wenig erstaunliche) Quintessenz für unseren Garten lautet ganz: Pflanze nix an, was viel Wasser braucht. Schließlich war unser Garten mal ein Weinberg, sicher nicht die sonnigste aller Lagen, aber doch sehr warm und trocken. Gurken, Zucchini & Co? Fehlanzeige. Radieschen und Mairübchen? So früh aussäen, dass sie vor den warmen, trockenen Frühlingstagen ordentlich gewachsen sind. Chilis und Tomaten? Tragen in Kästen auf der Terrasse wie blöd. Und mediterrane Kräuter sind absolut perfekt.
Ein paar Experimente werde ich auch dieses Jahr wieder wagen und ein bescheideneres Ziel ins Auge fassen: Mich mit leckerem Kräutertee aus dem Garten selbst versorgen. Das hatte ich letzte Jahr schon so gut wie geschafft. Wenn ich tagein tagaus Minztee trinken würden, dann hätte ich das Ziel schon übererreicht. Davon habe ich nämlich massenweise verschenkt. An Zitronenverbene habe ich noch einen ordentlichen Vorrat. Der wird mir sicher bis zur ersten neuen Ernte reichen. Die Zitronenverbene ist auch schon wieder ganz fest in diese Saison eingeplant. Vielleicht schaffe ich es ja dieses Jahr, ein Exemplar ihrer orangigen Schwester zu ergattern. Wovon ich viel zu wenig hatte, war der Anis-Ysop (Anis-Agastache). Das war eine meiner absoluten Neuentdeckungen der letzten Saison. Ich mag Anis als Geschmack sowieso sehr gerne und das leicht minzige Anisaroma des Anis-Ysop hatte es mir auf den ersten Schlag angetan. Leider, leider hatte ich eindeutig zu wenig davon ausgesät und habe es nicht über’s Herz gebracht, ihn stark zu beernten. Er stellte sich nämlich nicht nur als eine meiner Lieblingspflanzen heraus, sondern auch als wahrer Hummel- und Wildbienenmagnet. Die Mäuse und die Schnecken haben ihn auch gerne angeknabbert. Deswegen habe ich für uns alle diesmal deutlich großzügiger ausgesät. Die ersten Keimlinge recken auf der Fensterbank schon ihre Blättchen ins Licht.
Eine andere Pflanze, die als Tee einfach liebe und die unbedingt in den Garten muss, ist der Griechische Bergtee. Von dieser Liebesgeschichte habe ich euch ja schon einmal hier erzählt. Letztes Jahr ist es mir gelungen, mir zumindest eine Pflanze von der Art Parnassischer Bergtee (Sideritis raeseri) selbst zu ziehen. Geblüht hat sie in ihrem ersten Jahr noch nicht. Darauf hoffe ich dieses Jahr. Den Winter scheint sie im Topf jedenfalls dank ihrem dicken Pelz und der entsprechenden Herkunft gut überstanden zu haben. Ihre kleinen Geschwister warten auf der Fensterbank schon auf die Sommersonne. Für sie bin ich auch recht zuversichtlich, dass ich ihnen einen Wohlfühlplatz im Garten anbieten kann. Trocken, karg und sonnig – so mögen sie es gerne. Diesmal ist auch noch eine andere Art mit dabei, der Kretische Bergtee (Sideritis syriaca). Hoffentlich wird der auch, was auf dem Etikett steht. Letztes Jahr hatte ich nämlich noch eine Saatgutportion vom Spanischen Bergtee (Sideritis hyssopifolia) gezogen und war total aus dem Häuschen, dass er gleich im ersten Sommer geblüht hat. Allerdings nicht wie ein Bergtee, sondern wie unser Aufrechter Ziest (Stachys recta) – auch eine sehr schöne Staude, aber halt nicht das, was auf dem Etikett stand. Netterweise bekam ich für den Hinweis von der Gärtnerei einen Gutschein, den ich gleich wieder in neues Saatgut umsetzen konnte. Manchmal zahlt sich botanisches Wissen eben aus 😉
Wer im Sommer auf der Terrasse natürlich auch wieder nicht fehlen darf, ist die liebe Rosengeranie. In der Mischung Bergtee-Rosengeranie mein absoluter Wohlfühltee. Da es Duftgeranien in so vielen unterschiedlichen Duftrichtungen gibt, bekommt sie dieses Jahr wahrscheinlich noch ein kleines Schwesterchen. Die Qual der Wahl ist allerdings recht groß – Apfel, Cola, Orange oder Weingummi? Mal sehen, was wird. So viele getrocknete Blätter wie ich noch von der letzten Ernte habe, muss ich mich demnächst mal ans Experimentieren machen. Mit dem Aroma lässt sich sicher noch ganz anderes zaubern als duftiger Tee.
Eine andre Pflanze habe ich letztes Jahr in einer Blumenrabatte entdeckt. Zuerst hat sie mich mit ihren niedlichen Lippenblüten und ihrer offensichtlichen Wirkung auf Bienen angelockt. Dann hat mich ihr Aroma nicht mehr losgelassen, deutlich minzig, aber nicht so kühl-mentholartig. Die schlaue Pflanzen-App sagte: Bergminze. Und mir war sofort klar, die will ich auch im Garten haben. So warten jetzt zwei Arten im Saatgut-Schatzkästchen auf die Aussaat. Ich bin sehr gespannt und immer noch ein bisschen erstaunt, wie ich dieses hübsche Kraut so lange habe übersehen können.
Weil ihr in den Kommentaren so lieb nachgefragt habt, will ich euch jetzt noch meine Kräuterbeeterweiterung zeigen. Durch die extreme Hanglage ist unser Garten besonders und an manchen Stellen etwas herausfordernd. Da die Abendsonne natürlich oben am Hang am längsten scheint, wollte ich dort gerne noch ein paar Kräuterplätzchen schaffen. So entstand die Idee aus den vielen Haselruten, die ich im „Gestrüppteil“ des Hanges „ernten“ konnte, kleine Beete zu flechten. Mit ein paar flachen Steinen von Innen ausgelegt scheinen sie die Erde auch nach den heftigen Regenfällen der letzten Zeit zu halten. Vielleicht fragt sich jetzt der ein oder andere:“Warum gräbt sie nicht einfach Löcher und pflanzt die Kräuter da rein?“ Naja, weil „einfach graben“ dort nicht ist. Der Hang ist gut durchwurzelt von den Bäumen und Sträuchern. Das soll er ja auch sein, damit er bleibt, wo er ist, aber das Graben macht es schwer, vor allem wenn die Wurzeln heil bleiben sollen. Deswegen die kleinen Beet-Terrassen. Mal sehen, wie sie sich im Sommer bewähren werden. Klar ist jedenfalls, dass dort oben nur Trockenheitsspezialisten Überlebenschancen haben.
Und was habt ihr so für Gartenpläne für diese Saison? Oder vielleicht noch einen Geheimtipp in Sachen Teekräuter? Ich freue mich auf eure Tipps und Gartengeschichten 🙂