Wir modernen Menschen schmunzeln ganz gerne mal darüber, was unsere naiven Vorfahren zu geglaubt haben. Ein Amulett aus Baldrianwurzel, das böse Geister vertreibt, ein Beifußblatt an den Fuß gebunden, das den Wanderer nie ermüden lässt, und natürlich die Alraune, die ihrem Besitzer Glück garantiert. Ziemlich abergläubisch, oder? Aber sind wir heute so viel besser? In der Werbung versprechen hübsche junge Frauen eine ewig glatte Haut mit Hyaluronsäure und in der Naturheilmittel-Ecke sieht es leider bisweilen auch nicht anders aus. Da gibt es kaum ein Übel, das nicht mit super foods geheilt werden kann. Gegen Sonnenbrand helfen angeblich bestimmte Pflanzenöle viel besser und natürlicher als jede Sonnencreme, Zecken lassen sich mit Kokos- und Schwarzkümmelöl abwenden und Mücken lassen sich mit ätherischen Ölen verscheuchen. Aber wirkt das wirklich alles wie versprochen? Naja, wie so oft in unserer Zeit darf man sich aus einer Menge Information, das richtige selbst aussuchen, und es wirkt sicher nicht alles bei jedem gleich gut.

So klein und doch so gefürchtet…
Für die Zeckenproblematik (und wir hier sind einfach eine Zeckenhochburg) habe ich bisher leider nichts zufriedenstellendes aus der natürlichen Hausapotheke. Ich kenne zwar einige Leute, die darauf schwören, dass Kokos- und Schwarzkümmelöl bei ihrem Hund sehr gut wirkt. Bei mir hat es leider nicht geholfen, aber wahrscheinlich setze ich für mich auch andere Kriterien an, da ich die Zecken gleich von mir absammle, ohne zu warten, ob mit Kokosöl weniger von ihnen „anbeißen“. Da hat helle, lange Sommerkleidung bisher bei mir den höchsten Zeckenschutzfaktor bekommen.
Bei den Stechmücken sieht es zum Glück ein bisschen besser aus. Einen 100%igen Schutz gibt der richtige Duft zwar nicht, aber doch ein bisschen mehr Ruhe beim Waldspaziergang. Unter den ätherischen Ölen gibt es einige, die insektenabweisend wirken. Neben dem altbewährten Lavendel und dem sehr gewöhnungsbedürftig riechenden fetten Niemöl sind das vor allem die intensiv zitronig duftende Triade Citronella, Eucalyptus citriodora und Lemongrass. Bei nicht zu aggressiven Mücken können sie einen wirklich vor dem ein oder anderen Stich bewahren. So bin ich mit selbstgemachten Anti-Mücken-Mischung schon abends am Dorfteich oder am Main unterwegs gewesen, ohne mir die übliche Portion Stiche abzuholen. Hier bevorzuge zwei Anwendungsformen, nämlich Körperöl oder Spray. Für ein Öl braucht man auf ca. 50 ml fettem Basisöl etwa 10-20 Tropfen ätherisches Öl z.Bsp.
50 ml Mandelöl oder Mandel- und Jojobaöl gemischt
6 Tr Eucalyptus citriodora
5 Tr Lavendel
5 Tr Geranie
2 Tr Rose
Die Geranie wirkt wie z.Bsp. auch Melisse, Minze, Rosmarin und Patchouli etwas insektenabwehrend, die Rose ist für die Nase. Mit dem Öl darf man sich dann vor der Mückenexposition großzügig einreiben. Die Alternative ist ein Spray. Das ist auch für unterwegs sehr praktisch. Meine Grundmischung, die schon fast etwas klebrig ist, aber den Duft lange auf der Haut hält, besteht aus:
10 g Glycerin
5 g kosmetischem Basiswasser
ca. 10-15 Tr ätherischen Ölen
Eine Beispielmischung findet ihr hier. Für die Nacht taugen mir sämtliche Mischungen mit Citronella, Eucalyptus citriodora und Lemongrass irgendwie nicht. Die starke Zitronennote mag ich zum Einschlafen nicht gerne. Zum Glück scheint mein Rückenwohl-Öl, das ich ganz gerne vor dem Zu-Bett-gehen verwende, auch eine gewisse abschreckende Wirkung auf die kleinen Plagegeister zu haben. Daneben wirkt es auf mich wunderbar beruhigend und entspannt die Muskeln. Es besteht aus:
50 ml Mandelöl
6 Tr Kampfer
6 Tr Lavendel
10 Tr Kiefernnadel
6 Tr Rosmarin
6 Tr Wacholder
3 Tr Baldrian

Der gute alte Lavendel hilft vielleicht doch gegen manchen bösen Geist.
Ob an der Geschichte mit der Baldrianwurzel gegen die bösen Geister doch was dran ist? Die vielen Pflanzen in der Mischung, denen traditionell eine geisterabwehrende Wirkung zugeschrieben wird, erfüllen hier ganz gut ihren Zweck 😉
Allerdings gibt es auch Situationen, in denen alle die guten Kräutlein an ihre Grenzen stoßen. Das kann bei uns der sumpfige Auwald mit seinen stechwütigen Mückengeschwadern sein. Sehr eindrücklich hat sich auch unser Versuch eines Barbecue am See in Kanada eingegraben. Es war einfach alles perfekt. Der professionelle Grill vor der Hütte, das ganze leckere Essen, die Aussicht auf den See, ein wolkenloser Himmel, der eine sternklare Nacht verhieß (und Sternenhimmel in Kanada ist eine ganz andere Nummer als im chronisch lichtverschmutzten Deutschland), aber mit der Dämmerung übernahmen die Mücken das Regiment. Da halfen auch dicke Wolken des Mückensprays mit Chemie aus der deutschen Drogerie nicht, das angeblich sogar vor tropischen Mückenarten schützen soll. Da half nur die Flucht ins Haus und die Fliegenklatsche gegen die, die uns hinterher gesummt waren.
Falls es übrigens einmal zum Stich gekommen ist, hätte ich doch ein kleines Wundermittel im Angebot: ätherisches Lavendelöl. Wenn man den Stich gleich damit behandelt, fällt er meistens weniger juckend und schmerzhaft aus. Oder wenn ihr etwas experimentierfreudiger seid, könnt ihr euch ja an die gute alte Hildegard halten. Sie empfiehlt auf solche Stiche eine zerriebene Fliege zu legen, aber bitte nur im Sommer 😉
Auf jeden Fall wünsche ich euch einen gesunden Start in den Mai, hoffentlich ohne böse Stiche. Aber vielleicht habt ihr ja auch eure eigenen Wundermittelchen dagegen?