
Auch wenn im Moment so eine allgemeine Urlaubseuphorie auszubrechen scheint, ich bin mal lieber ganz zurückhaltend mit Urlaubsplanung dieses Jahr. Und wie ich letztes Jahr gelernt habe: Urlaub machen daheim hat auch seinen ganz eigenen Zauber. Obwohl ich sonst schon immer gerne viel draußen unterwegs war, habe ich durch die Ferien zuhause noch einige schöne Fleckchen Erde ganz in der Nähe kennengelernt, die ich vorher nicht kannte. Manche sind inzwischen für mich richtige Sehnsuchtsorte geworden, an die ich im Winter oft gedacht habe und die alle nicht weiter als eine halbe Autostunde weg sind. Und natürlich habe ich den ganzen Winter davon geträumt, wieder auf der Terrasse zu sitzen und Gerüche, Farben, Geräusche des Garten genießen zu können. Jetzt ist es soweit. Und gegen das Fernweh habe ich mir auch ein paar passende grüne Freunde gesucht.
Einen meiner Lieblinge habe ich euch neulich schon im Beitrag über meine Haustees vorgestellt: den Griechischen Bergtee. Oder inzwischen eigentlich eher: die Griechischen Bergtees. Was mit einem etwas mühsam aus Samen angezogenen Pflänzchen des Parnassischen Bergtees (Sideritis raeseri) angefangen hat (die Bergtees sind nämlich etwas heikel beim Keimen), ist inzwischen zu einer kleinen griechischen Ecke geworden. Aus dem alten Kübel, den mir der letzte Frost dieses Winters endgültig zerlegt hat, ist ein mediterranes Rahmenbeet im Kleinformat geworden. Dort wohnen jetzt zwei Kretische Bergtees (Sideritis syriaca) und daneben ein Diptam-Dost (Origanum dictamnus). Alles liebenswerte pelzige Pflänzchen, die zum Streicheln einladen und vor allem die Trockenheit in der Ecke dort gut wegstecken. Eine kleine Ziestrose kommt bald auch noch dazu, die steht im Moment aber noch ein bisschen regengeschützter. Nicht so mediterran, aber ebenso liebenswert ist der Aufrechte Ziest (Stachys recta). Mit seinen hübschen hellen Blüten ähnelt er den Bergtees in gewisser Weise und wir bestimmt auch helfen, eine meiner schönsten Erinnerungen an Griechenland lebendig zu halten: das Summen unzähliger Bienen in den blühenden Bergwiesen. Habt ihr das schon einmal erlebt, dass außer vielleicht ein paar Vögelchen und gelegentlichen Geräuschen wie einem vorbeifahrenden Auto nichts zu hören ist außer dem Summen der Bienen? Die Tage hatte ich tatsächlich das Glück auf einem Magerrasen diese Geräuschkulisse wiederzufinden. Ein Stückchen davon habe ich in ruhigen Momenten aber auch in meinem Garten 🙂
Ein wichtiges Puzzelsteinchen gegen Frankreichsehnsucht ist für mich zweifelsohne der Estragon. Ich weiß gar nicht, wie wir hierzulande ohne dieses wunderbare Kraut auskommen. Jahrelang habe ich versucht, gute Salatsoße zu machen. Irgendwas hat immer gefehlt, obwohl ich mit vielen verschiedenen Kräutern experimentiert habe. Irgendwann hielt ich es eher für eine Verklärung meiner Geschmackserinnerung, dass in Frankreich sogar die Salatsoße in der Mensa lecker war. Ich meine, wie sollte eine Einrichtung, die einem das Mittagessen mit halbrohen Hacksteaks und als Kartoffeln getarnten Steckrüben zum Abenteuer werden lässt, es schaffen, gute Salatsoße zu machen? Tja, mit den Zweifeln musste ich leben, bis ich mir – damals noch in den Balkonkasten – ein Pflänzchen französischen Estragon ins Haus holte. Da schmeckte plötzlich auch meine Salatsoße richtig. Nachdem mein letztjähriger Versuch, den Estragon im Garten heimisch werden zu lassen, leider von den Schnecken zu Nichte gemacht wurde (ob die auch mit Estragonbutter schmecken?), bin ich dieses Jahr auf Nummer sicher gegangen. Ich habe zwei Pflanzen besorgt. Eine steht außer Schneckenreichweite im Kübel auf der Terrasse, die andere im Tomatenbeet. Ich hoffe sehr, dass sie sich beide gut machen.
Geografisch etwas weiter und wachstumstechnisch noch etwas ferner in der Zukunft liegen meine botanischen Urlaubserinnerungen an Neuseeland. Durch das eher subtropische Klima der Nordinsel Neuseeland, wo wir damals unterwegs waren, ist das hierzulande natürlich nicht so einfach. Manuka und Pohutukawa als typisch neuseeländische Gewächse wäre bei uns wohl eher so etwas wie Zimmerpflanzen. Zwei, die ich mit Neuseeland verbinde, obwohl sie dort keine ganz einheimischen Gewächse sind, sind Kiwi und Fejoa. Die werden dort in größerem Stil angebaut und als Obst angeboten. Kiwis kennt man ja auch hierzulande, Fejoas (oder Ananasguaven) sind eher unbekannt, dabei wachsen sie bei uns mit Schutz wohl auch in mildem Klima. Einen wuchsfreudigen Kiwibaum haben wir von unseren Vorbewohnern geerbt. Und wenn ich wuchsfreudig sage, ist das eher noch eine Untertreibung. Zuerst dachte ich ja, ich bilde mir was ein, dann habe ich nachgemessen: seine rankenden, pelzigen Triebe schaffen bei guten Wetter sowas wie 30 cm die Woche. Pro Vegetationszeit können es wohl bis zu 9 m sein, die eine Kiwiranke wachsen kann. Kiwis hat es bei uns im Garten letztes Jahr allerdings keine gegeben, weil Kiwis normal zweihäusig sind. Jetzt habe ich im Kübel mit einer angeblich selbstbestäubenden Kiwi-Pflanze aufgerüstet. Mal sehen, was die blüht. Die selben pelzigen Ranken, die übrigens abgeschnitten auf unsere Nachbarskatzen eine ähnliche Wirkung entfalten wie Baldrian, hat das kleine Exemplar jedenfalls. Falls jemand von euch also eine schnellwachsende Berankung für Spalier oder Pergola sucht, die Kiwi könnte das richtige sein. Eine Bekannte von mir hat ihre Terrasse mit Mini-Kiwis überdacht und hat gewöhnlich im Spätherbst eine reiche Ernte an den leckeren kleinen Früchten. Bei meinen Fejoas werde ich wohl, wenn es denn klappen sollte, noch einige Jahre auf die erste Ernte warten müssen. Die habe ich nämlich erst aus Samen gezogen, aber drei muntere kleine Pflänzchen sind es schon geworden. Ich bin sehr gespannt, wie sie sich machen.
So, dass sind einige meiner grünen Lieblinge, die für Urlaubsfeeling auf der Terrasse sorgen. Habt ihr auch so welche? Oder vielleicht sogar Pflanzen, die ihr aus fernen Ländern mitgebracht habt, quasi grüne Urlaubserinnerungen?

























